Liebe Alice,
sehr schade, dass nun ausgerechnet Du in diesem ganzen Schlamassel die Konsequenzen ziehst. Wir waren uns nicht immer in allem grün, aber ich weiß, dass in den letzten Jahren wohl niemand im Vorstand so viel Arbeit für den Verein geleistet hat wie Du. Gute und wichtige Arbeit, die von Außen oft nicht sichtbar war und mitunter Defizite anderer zu kompensieren half.
Die Konsequenzen ziehen sollten nach der Community-Projektbudget-Affäre meiner Meinung nach andere. Ich meine, als Vorstandsvorsitzender auf die Idee zu kommen, einen Antrag für das Projektbudget einzureichen, zeugt schon von einer ziemlichen Instinktlosigkeit. Aber wie zum Geier kann man es als Vorsitzender des Budgetausschusses auch nur in Erwägung ziehen, selbst einen Antrag zu stellen?! Sorry, aber da fällt mir echt nichts zu ein.
Die Kaltschnäuzigkeit auf der anderen Seite macht mich allerdings ebenfalls sprachlos. Gut, der Budgetausschuss-Vorsitzende, der vor seiner Wahl noch zur Transparenzfraktion unter den Mitgliedern zählte, gibt nach der Wahl die verschlossene Auster und lässt dazu noch Fristen verstreichen. Dazu dann noch die Sache mit dem eigenen Antrag, bei dessen Beratung im Ausschuss er sogar teilnimmt. Aber unter diesen Umständen als Vorstandsvorsitzender nicht einfach den Kontakt zu den anderen Ausschussmitgliedern zu suchen, sondern sich heimlich auf deren Mailingliste einzutragen und sich Zugriff aufs Wiki zu verschaffen - unfassbar.
Wie gesagt, mir drängen sich zwei andere Personen auf, die dringend den Hut nehmen sollten.
Liebe Alice, danke für Deine über die Jahre geleistete Arbeit. Ich hoffe ehrlich, dass Du uns noch lange erhalten bleibst - in welcher Form auch immer.
Viele Grüße Kurt
Am 17.07.2011 20:16, schrieb Alice Wiegand:
Liebe Vereinsmitglieder, Freunde des Vereins und Leser dieser Mailingliste,
ich werde mit Wirkung zum 31. Juli 2011 von meinem Amt als Zweite Vorsitzende zurücktreten und den Vorstand von Wikimedia Deutschland verlassen. Vorstand und die Geschäftsführung sind seit Freitag nachmittag informiert.
Wenn ich etwas mache, und dazu zählt auch die Vorstandsarbeit, mache ich es ganz oder gar nicht. Dem Vorstand und der Entwicklung des Vereins habe ich mich mit hohem Zeit- und Kraftaufwand gewidmet, meine Erfahrungen und meine Kenntnisse eingebracht und ich bin sehr stolz auf das, was in den letzten Jahren erreicht wurde.
Der Vorstand von Wikimedia Deutschland trägt eine hohe Verantwortung. Spendern, Mitgliedern und auch der Community der Wikimedia-Projekte gegenüber. Ich war immer bereit, diese zu tragen und ich habe es, auch in schwierigen Situationen, immer gerne gemacht. Das ist nicht mehr so.
Als Vorstand muss ich Entscheidungen treffen und für diese auch geradestehen. Das setzt voraus, dass ich einen Einblick in die Materie habe und mir fehlende Informationen auf Nachfrage bereit gestellt werden. Dies ist in der jetzigen Zusammensetzung des Vorstands nicht mehr gegeben. Ohne Offenheit und gegenseitige Information aber ist für mich die Basis der Zusammenarbeit verloren. Beides erwarte ich besonders an der Stelle, die das aus meiner Sicht vertrauensvollste Amt des Vereins innehat, dem Schatzmeister. Meine Versuche, das Schweigen aufzubrechen, sind gescheitert.
Zugleich zeigt mir die Reaktion von Community und Vereinsmitgliedern in der Wikipedia auf die Situation beim Community-Projektbudget, dass dem Vorstand in seiner jetzigen Konstellation nicht nur kein Vertrauen entgegengebracht wird. Nein, uns allen wird nur noch mit Missgunst, Vorurteilen (und auch Vorverurteilungen) und Unterstellungen begegnet und das mit jedem Mal, mit dem wir uns äußern. Ich kann in dieser Atmosphäre, die es eigentlich unmöglich macht, sich als Vorstandsmitglied überhaupt in eine ehrliche Diskussion zu begeben, keinerlei Rückhalt für eine Weiterführung meines Amtes erkennen.
Der Rücktritt ist meine persönliche Konsequenz auf die Ereignisse der letzten Wochen und der misslungenen Versuche der Konfliktbewältigung. Ich sehe für mich keine Alternative.
In den verbleibenden zwei Wochen meiner Amtszeit werde ich die Überarbeitung der strategischen Kernziele des Kompass 2020 weiterführen und für den Beschluss auf der Vorstandsklausur am letzten Juli-Wochenende vorbereiten. Eine Aufgabe, die ich für unverzichtbar halte, um für und mit dem Verein ein auf Bestand ausgelegtes erkennbares Profil zu entwickeln.
Michail Jungierek wird als Beisitzer mit den meisten Stimmen auf die Position des Zweiten Vorsitzenden nachrücken und ich freue mich sehr, dass er dazu bereit ist.
Ich wünsche ihm, dem Vorstand und dem Verein alles Gute.
Viele Grüße
Alice Wiegand Zweite Vorsitzende
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