Hallo,
ich moechte mich hier kurz einschalten, um die Sachlage zu den aktuellen Diskussionen aus Sicht der Wikimedia Foundation zusammen zu fassen.
1) Der Transfer von Spendengeldern an die internationale Wikimedia Foundation ist komplett unabhaengig vom Chapter-Vertrag zwischen WMF und WM-DE. Der Chapter-Vertrag regelt grundsaetzliche Fragen wie die Markennutzung durch WM-DE. WM-DE hat aus historischen Gruenden eine von unserem Standardvertrag abweichende Uebereinkunft. Das Auslaufen des Vertrags Ende 2009 war ein normaler buerokratischer Vorgang, um die Entwicklung eines neuen Vertrags einzuleiten, dessen Bedingungen der Standard-Uebereinkunft entsprechen.
Der Standard-Vertrag ist hier zu finden: http://wikimediafoundation.org/wiki/Agreement_between_chapters_and_Wikimedia...
Beim Besuch von Pavel und Sebastian in San Francisco war dies ein kleineres Thema, weil es nur um die Normierung einiger Vertragsdetails geht.
2) Das Verhaeltnis zwischen WMF und WM-DE ist exzellent. Das deutsche Chapter repraesentiert aus unserer Sicht ein Modell fuer professionelle Organisation und Entwicklung von Projekten zur Foerderung freien Wissens. Kernprojekte, an denen auch die WMF beteiligt ist, werden von WM-DE organisiert, so beispielsweise die Wikimedia Conference in Berlin (wo sowohl Open-Source-Entwickler als auch internationale Chapter zusammen kommen), das Toolserver-Projekt (was wichtige Infrastruktur fuer alle Projekte beisteuert) und Daniel Kinzlers WikiPics-Projekt (eine der innovativsten Ideen zur Erschliessbarmachung von Mediendateien ueberhaupt). Die Partnerschaft mit dem Bundesarchiv war eine der wichtigsten Entwicklungen im Wikimedia-Universum der letzten zwei Jahre. Oeffentlichkeitsarbeit wie die Zedler-Medaille, Wikipedia-Academies, und Arbeit mit Schulen zur Foerderung von Medienkompetenz haben unseres Erachtens zum guten Ruf Wikipedias im deutschsprachigen Raum wesentlich beigetragen.
Dass es mit der internen Kommunikation manchmal hapert, gehoert zur Entwicklung transparenter und partizipativer Organisationen dazu, damit haben wir auch unsere Erfahrungen. Die Diskussion ueber Transparenz und Mitarbeit ist fuer die gesamte Wikimedia-Bewegung eine enorm wichtige. Da kann auch manchmal einige Frustration und Enttaeuschung hochkommen. Andererseits hoffe ich, dass wir dabei wesentliche programmatische Sachfragen nicht aus den Augen verlieren. Wir bewegen zusammen grosse und wichtige Projekte. Wikipedia ist nicht nur eine Website mit Server-Infrastruktur, sondern sowohl fuer WMF als auch die Chapter eine internationale Bewegung zur Entwicklung und Foerderung freien Wissens.
3) Das Thema "internationales gemeinschaftliches Fundraising" steht in der Beziehung zwischen WMF und den Chaptern schon seit langem auf der Tagesordnung. Ausgiebig haben wir es auf einem Fundraising-Gipfel in Bristol im Mai diskutiert. Grundsaetzlich moechte die WMF gemeinsam mit den Chaptern die weltweite Wikimedia-Bewegung optimal unterstuetzen. Organisierte Chapter koennen und sollen deshalb auch die Kompetenzen entwickeln, ihr Fundraising zu professionalisieren und kontinuierlich zu verbessern.
Das heisst fuer uns andererseits auch, dass wir gemeinsam internationale Projekte finanzieren. In der Praxis bedeutet das derzeit 50/50: Wer einen Euro online an WM-DE spendet, soll 50 Cents an die Wikimedia Foundation spenden. Mittelfristig sind auch andere Allokationsmodelle denkbar.
Wir haben gemeinsam die verschiedenen Modelle fuer eine solche Zusammenarbeit diskutiert, und basierend auf den von WM-DE beauftragten Gutachten und unserem eigenen Rechtsbeistand scheint die Entwicklung einer Foerdergesellschaft tatsaechlich die beste Loesung zu sein. Daumenschrauben gibt es selbstverstaendlich nicht. Es waere schoen und unseres Erachtens unseren gemeinsamen Zielen sehr dienlich, wenn WM-DE schon in diesem Jahr in Deutschland als primaere Fundraising-Organisation fuer die Wikimedia-Bewegung agieren koennte.
Ich stehe fuer Fragen gerne zur Verfuegung.
Viele Gruesse aus San Francisco
Erik