Am 26.11.10 15:27 schrieb Olaf Simons:
Ich denke, wir werden darüber nachdenken müssen, dass
WP kein Medium für
wissenschaftliche Arbeit ist. Sie reflektiert diese im optimalen Fall kritisch,
und das haben wir intern so halbwegs begriffen, wenn wir Sätze wie no original
research formulieren. (ist natürlich Unsin, da was immer ich als Mann vom Fach
schreibe, untrennbar mit meiner Perspektive verbunden ist - und gerade das wil
jedes andere Lexikon, das mich um einen Beitrag bittet). [...]
Zur Zeit regiert in WP und WM die Vermutung, dass es
eine wissenschaftliche WP
geben könne. [...]
Sehr spannende Diskussion, schön, daß ich rechtzeitig wieder online bin.
;-) Da gehen aber einige Punkte durcheinander, die ich gerne trennen würde:
1. (Auch meine) Forderung nach wissenschaftlichen Belegen für
WP-Artikel. Die kann nur erfüllen, wer selbst wissenschaftlich
ausgebildet ist und aufgrund dessen selbst mit Quellen arbeiten und sie
zitieren kann. Wir brauchen also nicht unbedingt "Wissenschaftler" als
Autoren, aber wissenschaftlich ausgebildete Autoren, weil das eine
Voraussetzung für fundierte Artikel ist.
2. Die Schwierigkeiten, mit denen speziell Wissenschaftler konfrontiert
sind, die etwas zu WP-Artikeln beitragen möchten. Natürlich liefern sie
dann "original research" ab -- was denn sonst? Das macht aber nichts,
solange ihre Beiträge alle erheblichen Fundstellen zutreffend zitieren
und keine Meinung unterschlagen wird. Soweit sich hier "Schlagseite"
ergeben sollte, kann sie im Wiki weiter diskutiert und verarbeitet werden.
3. Der Umgang der Benutzer mit dem Material, das sie der WP entnehmen
können: Je kompetenter der Benutzer ist (sowohl allgemein, d.h. im
Umgang mit Medien, als auch speziell im Umgang mit dem Wiki "Wikipedia",
als auch fachlich, bezogen auf den einzelnen Artikel), desto "besser"
wird er mit Wikipedia umgehen können. Insoweit könnte man das
Schulprojekt durchaus auf den universitären Bereich ausdehnen, gerade
weil es sich bei Wikis um eine ganz neue Form von Quellen handelt, mit
denen man erst einmal umgehen lernen muß.
Und ich würde mir tatsächlich wünschen, daß Wikipedia irgendwann einmal
zumindest neben die etablierten Handbücher etc. treten kann und damit
wissenschaftliche Information nachhaltig wirklich frei zugänglich wird.
Das ist zumindest mein Ziel, wenn ich an juristischen Artikeln
mitschreibe, wo weiterhin die großen Fachverlage und Datenbankeanbieter
ihr Informations-Oligopol innehaben. Die Angabe "Juris-Dokument Nr. ..."
(Preis für Einzelnutzer: 1800 Euro/Jahr für die Vollversion, obwohl mit
Steuergeldern aufgebaut und immer noch mehrheitlich im öffentlichen
Besitz) gilt als wissenschaftliches Zitat, während
"http://de.wikipedia.org..." keines sein sollte? Das sollte man schon
ändern, finde ich.
Jürgen.