Hallo, bitte erlaubt im Sommerloch einen kleinen Wurf in die Runde: Welche Partei kommt wohl den gedanktlichen Grundlagen des Freien Wissens am nächsten? Sicher, der Verein ist parteipolitisch neutral, aber beim Durchlesen der Parteiprogramme fallen mir schon gewisse Unterschiede auf, allein schon darin, wie das Internet gesehen wird. Bei den Volksparteien beispielsweise spricht man abstrakt von den Segnungen der Neuen Technologien, wenn es konkreter wird, geht es aber eher um Negatives. Ich könnte mir vorstellen, dass die Piratenpartei inhaltlich vielen Open Source-Aktivisten und eben auch Wikimedianern am nächsten kommt. Dabei geht es auch um eine gewisse Grundhaltung und überhaupt um die Internet-Affinität. Sehe ich das richtig? Gruß Ziko
2009/8/1 Ziko van Dijk zvandijk@googlemail.com:
Ich könnte mir vorstellen, dass die Piratenpartei inhaltlich vielen Open Source-Aktivisten und eben auch Wikimedianern am nächsten kommt. Dabei geht es auch um eine gewisse Grundhaltung und überhaupt um die Internet-Affinität. Sehe ich das richtig?
Ja und nein. Die PP ist meines Erachtens nach noch zu jung und zu klein, um zentrale Fragen über sie zu beantworten: Will sie eine ein-thema-Partei sein oder will sie sich auch zum Thema Außen- und Sicherheitspolitik, Klimawandel mehr als nur einmal pro-forma äußern.
Was Open Source, Urheberrecht und Freies Wissen angeht, kann ich mir gut vorstellen, dass es hier große Überschneidungen gibt, alleine schon deshalb, weil diese Partei hier ihren Schwerpunkt gesetzt hat. Ich halte es für sehr gut möglich, dass sie in konkreten Fragen zu Antworten kommen wird, die nicht zwingend in unserem Interesse sind. Ich verweise dazu auf http://www.gnu.org/philosophy/pirate-party.html, der sich die Schwdische PP vorknöpft und ihnen vorwirft, durch eine Forderung nach der Entschärfung von Urheberrecht auch die Möglichkeiten zu beschränken, Urheberrechtsverstöße gegen Werke unter Freien Lizenzen zu erschweren.
Ein "einfaches" Mittel, auf konkrete Fragen halbwegs konkrete Antworten zu erhalten ist, diese konkreten Fragen den (allen?) kandidierenden Parteien zu stellen, im Rahmen von Wahlprüfsteinen vor der Bundestagswahl.
Mathias
Am 1. August 2009 19:09 schrieb Mathias Schindler mathias.schindler@gmail.com:
Ja und nein. Die PP ist meines Erachtens nach noch zu jung und zu klein, um zentrale Fragen über sie zu beantworten: Will sie eine ein-thema-Partei sein oder will sie sich auch zum Thema Außen- und Sicherheitspolitik, Klimawandel mehr als nur einmal pro-forma äußern.
Sie will eine weiche Kernthemenpartei sein. Das heißt die Kernthemen haben Vorrang, weitere Themen werden nach und nach für das erweiterte Parteiprogramm erarbeitet, so wie derzeit der Bereich Bildung. Bis wirklich alles abgedeckt ist wird aber sicher noch einige Zeit vergehen.
Was Open Source, Urheberrecht und Freies Wissen angeht, kann ich mir gut vorstellen, dass es hier große Überschneidungen gibt, alleine schon deshalb, weil diese Partei hier ihren Schwerpunkt gesetzt hat. Ich halte es für sehr gut möglich, dass sie in konkreten Fragen zu Antworten kommen wird, die nicht zwingend in unserem Interesse sind. Ich verweise dazu auf http://www.gnu.org/philosophy/pirate-party.html, der sich die Schwdische PP vorknöpft und ihnen vorwirft, durch eine Forderung nach der Entschärfung von Urheberrecht auch die Möglichkeiten zu beschränken, Urheberrechtsverstöße gegen Werke unter Freien Lizenzen zu erschweren.
Die Schweden wollen da noch etwas weiter gehen als die deutschen Piraten.
Ein "einfaches" Mittel, auf konkrete Fragen halbwegs konkrete Antworten zu erhalten ist, diese konkreten Fragen den (allen?) kandidierenden Parteien zu stellen, im Rahmen von Wahlprüfsteinen vor der Bundestagswahl.
Plant der Wikimedia e.V. sowas?
Daniel (Wikimedianer und Pirat)
Daniel Beyer schrieb:
Ein "einfaches" Mittel, auf konkrete Fragen halbwegs konkrete Antworten zu erhalten ist, diese konkreten Fragen den (allen?) kandidierenden Parteien zu stellen, im Rahmen von Wahlprüfsteinen vor der Bundestagswahl.
Plant der Wikimedia e.V. sowas?
Ja, Wikimedia Deutschland plant sowas. Konkret möchten wir Wahlprüfsteine (http://de.wikipedia.org/wiki/Wahlpr%C3%BCfstein) zu unseren Themengebieten Freies Wissen, Open Access, Urheberrecht und Verwandtes entwickeln. Diese werden an alle im Bundestag vertretenen Parteien verschickt und die Antworten auf unserer Webseite veröffentlicht.
Mathias ist aktuell dabei, entsprechende Fragen zu entwerfen - Input von Euch ist natürlich sehr willkommen. Also: Was sind - bezogen auf Freies Wissen natürlich - mögliche Themen / Fragen aus Eurer Sicht? Was möchtet Ihr von den Parteien wissen, um eine informierte Wahlentscheidung zu treffen? Ich werde alle Vorschläge in den kommenden Tagen sammeln, daraus entwickeln wir dann die Prüfsteine und verschicken diese Anfang der kommenden Woche.
Beste Grüße aus der Geschäftsstelle,
Pavel
Ich könnte mir vorstellen, dass die Piratenpartei inhaltlich vielen Open Source-Aktivisten und eben auch Wikimedianern am nächsten kommt. Dabei geht es auch um eine gewisse Grundhaltung und überhaupt um die Internet-Affinität. Sehe ich das richtig?
Das ist richtig. In der Zielsetzung bestehen gewisse Ähnlichkeiten zwischen Wikipedia und der Piratenpartei: Beide wollen dass Inhalte möglichst frei weiter verwendet können und die Nutzung nicht durch ein zu starkes Urheberrecht eingeschränkt wird. (Ausnahmen: Einschränkungen die nach Ansicht vieler Befürworter von freien Inhalten und Piraten geteilt werden: Namensnennung und Copyleft) Die Vorgehensweise ist natürlich anders: Wikipedianer produzieren einfach ihre eigenen Inhalte, an denen sie die Urheberrechte besitzen. Piraten sorgen dafür, dass das Urheberrecht de facto an Bedeutung verliert (in dem sie sich über das Urheberrecht hinweg setzen und damit die Umsetzung erschweren); außerdem versuchen sie auf dem politischen Wege Änderungen zu erreichen.
Ich halte es für sehr gut möglich, dass sie in konkreten Fragen zu Antworten kommen wird, die nicht zwingend in unserem Interesse sind. Ich verweise dazu auf http://www.gnu.org/philosophy/pirate-party.html, der sich die Schwdische PP vorknöpft und ihnen vorwirft, durch eine Forderung nach der Entschärfung von Urheberrecht auch die Möglichkeiten zu beschränken, Urheberrechtsverstöße gegen Werke unter Freien Lizenzen zu erschweren.
Was RMS in seinem Essay anspricht ist die Strategie der Piratenpartei. Um die Öffnung proprietärer Inhalte zu erreichen ist es nicht dienlich das Urheberrecht abzuschaffen. Das sind allerdings Fragen der konkreten Umsetzung, bei denen die Piraten sicherlich mit sich reden lassen werden. Die Zielsetzung, Inhalte nutzbar für alle zu machen, ist auch bei den Piraten vorhanden.
Dass RMS den Kurs der schwedischen PP nicht befürwortet spricht nicht für grundlegende Differenzen sondern für die Komplexität des Problems.
Gruß,
Church of emacs
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