Liebe Leser,
ich habe letzte Woche an der Entwicklerkonferenz in Berlin teilgenommen und dort Werbung für mein Hauptthema Barrierefreiheit zu machen. Die Ereignisse und Ergebnisse habe ich in einem kleinen Blogbeitrag veröffentlicht [1]. Den Text des Beitrags findet ihr in Kopie am Ende dieser E-Mail.
Herzlichst Maria
[1] Blogbeitrag »Barrierefreiheit international«: http://blog.wikimedia.de/2010/04/21/barrierefreiheit-international/
Barrierefreiheit ist wie Usability eine internationale Angelegenheit. Daher nutzte ich die Chance, letzte Woche an der Entwicklerkonferenz teilzunehmen und das Thema ordentlich zu bewerben.
Am Freitag Vormittag stellten Neil und Guillaume, Mitarbeiter der Usability-Initiative, den Prototypen für das Hochladen von Bildern vor. Frank warb um technische Mitarbeit. Während beide Vorträge nur je 15 Minuten dauerten, hatte ich mir eine halbe Stunde ergaunert. Die nutze ich, um WAI-ARIA vorzustellen, eine semantische Erweiterung für HTML. (Die Folien zu dem Vortrag findet ihr auf Meta.) WAI-ARIA allein macht unsere Projekte nicht barrierefrei, ganz klar, aber es ist ein wichtiger Schritt. Die Entwickler und Oberflächengestalter brauchen ein Verständnis von Barrierefreiheit, um sie vorab berücksichtigen zu können. Nichts ist dafür besser geeignet, als mit behinderten Nutzern zusammen zu arbeiten – oder wenigstens ihre Hilfsmittel in Aktion zu erleben. Daher bot ich spontan eine Demonstration für den Nachmittag an.
Prophylaktisch hatte ich eine Braillezeile mitgenommen, die reichlich fasziniert, wenn man sie das erste Mal berührt. Ich erklärte die Arbeitsweise von Blinden und die Funktionsweise der sogenannten Screenreader. Diese sammeln und bereiten Informationen auf und geben sie dann über die Sprachausgabe oder die Braillezeile aus. Erik Möller, stellvertretender Direktor der Wikimedia Foundation (WMF), war sehr interessiert und wir diskutierten eine Weile intensiv. Ich hoffe, ihn überzeugt zu haben, dass die Usability-Initiative unbedingt behinderte Nutzern einbeziehen muss. Ich konnte außerdem mit den Mitarbeitern der Usability-Initiative reden, zu denen vorher nur Kontakt per E-Mail bestand. Sie alle empfanden das Thema als wichtig und waren gewillt, Ratschlägen zu folgen.
Soweit der offizielle Teil. Die Konferenz bot mir Gelegenheit ungeplant zwei Leute zu treffen: Danny B. und Samuel Klein. Danny ist freiberuflicher Berater für Barrierefreiheit und für das Thema in der tschechischen Wikipedia aktiv. Leider schlafen auch dort lokale Initiativen nach einer Weile ein, weil es schlicht an Mitstreitern fehlt. (In unserem BIENE-Projekt ist es ebenfalls sehr ruhig.) Samuel, in Wikimedia-Projekten unter dem Kürzel SJ bekannt, gehört dem Stiftungsrat der WMF an und hat großes Interesse an Barrierefreiheit. Als Dreigespann verfassten wir einen Schlachtplan: Barrierefreiheit mit einem internationalen Team in der WMF verankern. Wir werden dazu das Usability-Wiki nutzen und diverse Seiten mit Vorschlägen erstellen. Dort soll außerdem die Arbeit von Interessierten gebündelt werden, um eine höhere Schlagkraft und Nachhaltigkeit zu erzielen.
Usability wurde erst mit dem Zuschuss der Stanton Foundation ein eigenes, wichtiges Thema. Ich hoffe nicht, dass dies für Barrierefreiheit ebenso gilt. Ich lade jeden Interessierten ein, sich zu engagieren: entweder lokal in unserem Planungsteam für Usability & Technik, innerhalb der einzelnen Projekte oder international im Usability-Wiki (dortige Anlaufstelle).
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