Liebe Runde,
da hier METIS angesprochen wird, weise ich gerne darauf hin, dass das Bundesjustizministerium am 27. September zu einer Anhörung eingeladen hat. Es ist die dritte von insgesamt vier Anhörungen zum Dritten Korb, langfassung "Drittes Gesetz zur Regelung des Urheberrechts in der Informationsgesellschaft". Die dritte Anhörung ist betitelt mit "Fragen der kollektiven Rechtewahrnehmung" und die entsprechenden Verwertungsgesellschaften rätseln, ob das sowas wie eine "was wir schon immer mal darüber bereden wollten"-Veranstaltung wird (im Gegensatz zu den etwas konkreteren Fragen der ersten beiden Anhörungen).
Von dem konkreten METIS-Problem abgesehen ist es bei Verwertungsgesellschaften und Freien Lizenzen ja grundsätzlich so, dass die Urheber einer sehr weitgefassten Nutzung schon zugestimmt haben. Eine Verwertungsgesellschaft käme wenn überhaupt erst bei Rechten ins Spiel, die von der Lizenz nicht abgedeckt sind (beispielsweise die Verwendung von Bildern ohne Einhaltung der Lizenzbedingungen in einem Schulbuch).
Wenn mich jetzt die Juristen der Verwertungsgesellschaften zusammenstauchen möchten gerne: Eine Verwertungsgesellschaft räumt einem Nachnutzer von Werken unter Freier Lizenz nur in sehr seltenen Fällen Rechte ein, die er nicht schon längst aus der Lizenz heraus für umme erhalten hat. Umgekehrt zahlen auch die Erzeuger von Werken unter Freier Lizenz fleissig Abgaben für Leermedien, Kopiergeräte und was sonst noch abgabefähig ist.
Da ich eh auf dieser Anhörung sein werde, können wir gerne mal in Ruhe ein Statement dazu skizzieren, was in diesem Bereich aus der Sicht der Urheber von Werken unter Freier Lizenz geändert werden könnte. Spontan fällt mir dazu eine "Dämpfungsquote" ein, nach der durch Stichproben der Anteil von gemeinfreien oder frei lizenzierten Werken in Umlauf ermittelt werden könnte und die Abgaben an die Verwertungsgesellschaften um einen entsprechenden Betrag gesenkt werden müssten, wenn dieser Anteil steigt (bzw. auf null fällt, wenn plötzlich der Anteil der Inhalte unter Freier Lizenz in lizenzkonformer Nutzung auf 100% stiege)
Mathias
Mathias Schindler mathias.schindler@gmail.com wrote:
[...] Da ich eh auf dieser Anhörung sein werde, können wir gerne mal in Ruhe ein Statement dazu skizzieren, was in diesem Bereich aus der Sicht der Urheber von Werken unter Freier Lizenz geändert werden könnte. Spontan fällt mir dazu eine "Dämpfungsquote" ein, nach der durch Stichproben der Anteil von gemeinfreien oder frei lizenzierten Werken in Umlauf ermittelt werden könnte und die Abgaben an die Verwertungsgesellschaften um einen entsprechenden Betrag gesenkt werden müssten, wenn dieser Anteil steigt (bzw. auf null fällt, wenn plötzlich der Anteil der Inhalte unter Freier Lizenz in lizenzkonformer Nutzung auf 100% stiege)
Das hört sich gut an. Welche Gelder werden da eigentlich je- des Jahr verteilt? Die Abgaben der in dem jeweiligen (Vor-) Jahr verkauften Geräte?
Sollte es nicht möglich sein, die Abgaben zu reduzieren, fände ich es auch interessant (ehe die Gelder bei der VG Wort versickern), ob und wie man WMDE, CC & Co. als Verwer- tungsgesellschaft (auch für die Offline-Kopien) etablieren könnte, die nicht versucht, die Abgaben auf die einzelnen Beitragenden zu verteilen, sondern damit "etwas Gutes tut". Da es sich dabei um ein paar Milliönchen handeln könnte, wä- re die Dämpfungsquote sicherlich unproblematischer, aber man muss die Keule ja nicht verfrüht aus der Hand legen.
Tim
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