Hallo Martina,
On Tue, 03 Jan 2012 22:04:19 +0100, Martina Nolte
<kontakt(a)martina-nolte.de> wrote:
Ich kann ehrlich gesagt nichts großartiges daran finden, dass der
ehemalige „Software-Berater“ Pavel Richter[1] nunmehr ein Unternehmen mit
fast 30(?) Mitarbeitern führen darf, dessen Gewinne sich darauf stützen,
dass Ehrenamtliche wie Du oder ich ein halbwegs passables Pseudo-Lexikon
erstellen, das einen Marktwert darstellt, der – gemessen an Facebook –
sicherlich um ein Vielfaches über dem Spendeneinkommen steht.
Unter Pavel Richters Ägide wird uns mit dem von uns erwirtschaftetem Geld
bezahlten Kräften erzählt, wie wir Dinge zu tun und lassen hätten, zum
Beispiel, welche Lizenz wir benutzen sollen (damit noch wieder andere
Leute mit der ehrenamtlichen Arbeit ihr Geld verdienen können). Pavel
Richter setzt sich im Widerspruch zur Mehrheit der sich äußernden
Ehrenamtlichen dafür ein, dass Wikipedia „Weltkulturerbe“ wird, er lässt
die Ehrenamtlichen, mit denen er sein Geld verdient, für eine
Tagungsgebühr auf der Wikicon in Jugendherbergsmehrbettzimmern schlafen,
während er auf seinen Dienstreisen genau wo übernachtet? Pavel Richter
geht lieber mit seinen Geschäftsfreunden zu Festen des Bundespräsidenten
als Ehrenamtliche wie Dich oder mich zu fragen und das, obwohl er die
Tickets als Medienpartner an die Leser der Wikipedia hätte ausgeben sollen.
Ich kann gut verstehen, dass Pavel Richter „einen sehr gut bezahlten Job
als Software-Berater“ verlassen hat. Als Software-Berater hat man keine 30
Angestellten. Als Software-Berater muss man im harten Geschäft Leistung
erbringen, um im Arbeitsmarkt zu bleiben, man kann sich nicht auf der
Leistung anderer, unbezahlter Kräfte ausruhen. Als Software-Berater kommt
das eigene Gesicht nicht alle paar Mal gezeigt, wenn man eine der häufigst
besuchten Websites aufruft. Als Software-Berater bekommt man auch keine
Fernsehauftritte. Und sehr schlecht bezahlt wird sein Job auch nicht sein.
Und, ach, Pavel kann ja jetzt die „Welt verändern“ und meinte, dies als
Software-Berater nicht tun zu können.
Pavel Richter weiß selbst, das sein Output keinen müden Spender vor dem
Ofen hervorlocken würde: Von Schulprojekt und ähnlichem
Non-Wikipedia-Krams steht nichts in seinem Spendenaufruf, auch nicht von
„Freiem Wissen“ außerhalb der Wikipedia, wie es Wikimedia ja angeblich
fördert, ist da nichts zu sehen. Der Markenname Wikipedia fällt 9 Mal,
Wikimedia wird mit keinem Sterbenswort erwähnt, wie meisten anderen
Spendenaufrufen auch.
Ich kann nichts großartiges daran finden, wenn mehr und mehr Geld in einen
Apparat gesteckt wird, der uns als Ehrenamtlichen den Weg weisen will. Ich
kann verstehen, dass so mancher Ehrenamtlicher es großartig findet, das
ehrenamtliche Arbeit so honoriert wird, aber wem nützt das? Den
Ehrenamtlichen kaum.
Mich demotiviert deshalb jeder Cent, der gespendet wird, solange der
Verein eine derartige Politik betreibt. Aber die Wikipedia braucht ja
sicher mehr Software-Berater, die „Webseite“ schreiben, wenn sie Website
meinen, und weniger Soziologen.
Thomas/fossa
[1] Alle gekennzeichneten Zitate aus Pavels Spendenaufruf:
https://spenden.wikimedia.de/spenden/?page=Layout_Aufruf_Pavel&wikilogi…