Hallo Mirko,
ein paar Anmerkungen zu Deiner Rechnung (sorry für die etwas langen
Ausführungen):
1. Direkt vs. Indirekte Projektkosten
Auch die indirekten Projektkosten kommen der Förderung Freien Wissens zu
Gute. Mal ein Beispiel: Wir haben rund 19.500 Euro für Buchhaltungskosten
eingeplant. Dies umfasst die Lohnbuchhaltung, die Spendenverbuchung, den
Jahresabschluss, die Umsatzsteuervoranmeldung ans Finanzamt und alle
normalen Buchhaltungskosten. Dass das sinnvolle und notwendige Kosten sind,
wenn man mit mehr als 1 Millionen Euro Spendengeldern umgeht, sollte sicher
einleuchten. Das gilt auch für die anderen Posten in dieser Rubrik.
2. Rückfluss in "die Community"
Wikimedia Deutschland ist eine Gesellschaft zur Förderung Freien Wissens.
Neben der direkten Förderung der Erstellung Freier Inhalte steht in der
Satzung: " Dazu soll auch das Bewusstsein für die damit zusammenhängenden
gesellschaftlichen und philosophischen Fragen geschärft werden." Und, dann
noch etwas spezifischer:
* die Beschaffung, Bereitstellung und Verbreitung von Informationen sowie
die Öffentlichkeitsarbeit zum Thema Freie Inhalte, Wikis und den
verschiedenen Wikimedia-Projekten. Dies soll beispielsweise durch
Veranstaltungen oder Informationsmaterial geschehen.
* die Klärung wissenschaftlicher, sozialer, kultureller und rechtlicher
Fragen im Zusammenhang mit Freien Inhalten und Wikis zum Beispiel durch
Gutachten, Studien und Vergabe von Stipendien.
Die Förderung der Wikipedia ist damit ein wichtiger Aufgabenbereich, aber
eben nicht der einzige. Wir erfüllen also auch mit Projekten, die nicht
direkt der Wikipedia-Community zugutekommen, unseren Satzungszweck und
Auftrag.
3. Spenden "für Wikipedia"?
Liest man die Kommentare der Spender durch, so spielt Wikipedia als Thema
natürlich die zentrale Rolle. Das verwundert ja auch nicht wirklich, bei der
Prominenz der Banner. Zugleich aber wird immer wieder auf den
gesellschaftlichen Wert Freien Wissens Bezug genommen, es wird mehr
Information und Aufklärung über Freie Inhalte gefordert, und der breite
Nutzen der Wikipedia für viele Bereiche betont. Auch die Bedeutung frei
Verfügbarer Inhalte für den demokratischen Prozess wird immer wieder betont.
Ich halte es daher für schwierig, wenn man bei den Spendern per se vermutet,
sie wollten, das ihr Geld direkt "in die Wikipedia" geht, d.h. in den
Betrieb der Seite und den Aufbau durch die Community. Auch wenn es sicher
nicht jeder so nennen würde, aber die Förderung Freier Inhalte spielt auch
bei unseren Spendern eine wichtige Rolle. Beweisen kann ich das natürlich
nicht, ich habe nur diese Spendenkommentare als Hinweis.
Ebenfalls ein Indiz dafür ist die Umfrage unter den Mitglieder des Vereins,
die wir gerade veröffentlich haben. Auf die Frage " Uns interessiert
natürlich auch, warum du Mitglied bei Wikimedia Deutschland bist!" hat die
Antwort " die Förderung Freien Wissens ist mir wichtig" 158 Stimmen
bekommen, noch vor " ich möchte ganz allgemein das Projekt Wikipedia
unterstützen" (145 Stimmen). Das beweist natürlich nichts - aber es kann
doch als Hinweis dienen, dass auch die Mitglieder die Förderung von
Wikipedia für sehr wichtig halten, aber eben auch die Förderung Freien
Wissens im Allgemeinen.
4. Die Praxis
Der Verein hat seit Jahren ein Community-Budget und ein Literaturstipendium.
Beide sind darauf ausgerichtet, direkt "der Community" zuzufließen.
Natürlich haben auch andere Budgets (wie der Toolserver) eine direkte
Wirkung in die Wikipedia, aber lass uns beim Community-Budget und dem
LitStip bleiben. Beide sind seit ihrem Bestehen nicht ein einziges Mal auch
nur annähernd ausgeschöpft worden. Und - zumindest seit dem ich
Geschäftsführer bin, also seit August 2009 - gab es schlicht *keine*
Ablehnung eines konkreten Projektantrags "aus der Community". Ich würde
sehr, sehr gerne mehr Geld für Projekte ausgeben, die auf sehr direktem Weg
der Community zugutekommen - aber dafür müssen diese Projekte erst einmal da
sein. In diesem Sinne finde ich so eine Initiative wie die von Southpark
klasse (
http://de.wikipedia.org/wiki/Benutzer:Southpark/Millionen). Also,
bombardiert uns mit Ideen und konkreten Projektanträgen. Oder wenn ihr so
etwas noch nie gemacht habt, sagt uns Bescheid, wird helfen auch dabei
gerne.
Mit freundlichen Grüßen,
Pavel Richter
Geschäftsführer
-------------------------------------
Wikimedia Deutschland e.V.
Eisenacher Straße 2
10777 Berlin
Telefon 030 - 219 158 26-0
www.wikimedia.de
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Wikimedia Deutschland - Gesellschaft zur Förderung Freien Wissens e. V.
Eingetragen im Vereinsregister des Amtsgerichts Berlin-Charlottenburg unter
der Nummer 23855 Nz. Als gemeinnützig anerkannt durch das Finanzamt für
Körperschaften I Berlin, Steuernummer 27/681/51985.
-----Ursprüngliche Nachricht-----
Von: vereinde-l-bounces(a)lists.wikimedia.org [mailto:vereinde-l-
bounces(a)lists.wikimedia.org] Im Auftrag von Mirko Junge
Gesendet: Freitag, 21. Januar 2011 16:49
An: sebastian(a)wallroth.de; Mailingliste des Wikimedia Deutschland e. V. /
mailing list of Wikimedia Deutschland e. V.
Betreff: Re: [VereinDE-l] WG: Wikimania 2011 in Haifa: Stipendien durch
WMDE!
Hallo Sebastian, Du hast es so gewollt:
nimmt man die Zahlen vom Entwurf des Haushaltsplanes 2011:
https://forum.wikimedia.de/w/Entwurf_des_Haushaltsplan_2011_von_Wiki
media_Deutschland_e.V.
So ergeben sich bei kritikloser Übernahme der Kategorisierung der Zahlen
ein Anteil von 35% an indirekten Projektkosten. Indirekt in Bezug auf die
bei
der WMDE eingehenden Spenden (EUR480k/EUR1368k). Der
direkte Anteil
liegt bei 76% (EUR1040k/EUR1368k).
Schaut man sich den Echten direkten Rückfluss in die Community an, so muß
man den Forschungsanteil (EUR145k), sowie die Ausgaben für Shculen und
Universitäten, Recht und Politik sowie Pressearbeit (EUR35k, EUR60k,
EUR60k) von den direkten Kosten abziehen und erhält so einen indirekten
Anteil von 57% und einen direkten von 54%. Berücksichtigt man dann noch,
dass die Hälfte des Spendenaufkommens an die Foundation überwiesen
wird und somit der Community in Deutschland nicht mehr zur Verfügung
steht, so halbiert sich der Anteil der direkten Förderung des Enzyklopedia
schreibenden Anteils der Community noch einmal. D.h. von den
Spendengeldern kommt gut ein Viertel bei denen an, für die gespendet
wurde.
Reicht Dir das an Untermauerung meines 'Gefühls', dass zu wenige in der
Community ankommt?
Grüße,
Mirko Junge aka DrJunge auf Wikipedia
2011/1/21 Sebastian Wallroth <sebastian(a)wallroth.de>
From: Mirko Junge <drjunge(a)gmail.com>
Das Problem ist ja nicht, dass sich die
Geschäftstelle 'einwenig'
verbreitert oder externen Rechtsbeistand nutzt, sondern das der Anteil
der
> gespendeten Gelder, die der Wertschöpfung, also direkt mit der
> Erstellung der Enzyklopaedie zutun haben, dadurch weiter gemindert
wird.
'Gefühlt'
ist
dieser Anteil, auch nach Berücksichtigung des 50%
Abzugs für die
Foundation, viel zu klein.
Hallo Mirko,
bitte arbeite mit konkreten Zahlen und Belegen. Ich habe Respekt vor
Deinen Gefühlen, aber auf dieser Basis ist diese spannende Diskussion
nicht zu führen.
Herzlichen Gruß,
Sebastian
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