Hallo,
ich habe die vielen Wikis der WMF mal in mehrere Gruppen eingeteilt. Neben der Wikipedia gibt es vor allem zwei Gruppen: Wikis wie Commons, die die Wikipedia-Arbeit direkt unterstützen, und Wikis wie Wikiquote, auf die auch kaum von der Wikipedia verlinkt werden.
Die Wikis der zweiten Gruppe sind schwach, weil sie
* nicht denselben Spaßfaktor bringen * weil für ihre Realisierung ein Wiki nicht unbedingt nötig / sinnvoll ist * weil die Inhalte bereits anderweitig im Netz angeboten werden * weil ihre Funktion teilweise von der Wikipedia bereits realisiert wird
Ein Beispiel ist Wikinews. Es gibt im Internet bereits ein großes Nachrichtenangebot. Wem der eine Zeitungsartikel zu politisch gefärbt ist, liest eben zusätzlich einen anderen. Journalistische Arbeit macht es oft nötig, seine Quellen geheim zu halten. Ein Zeitungsartikel ist kurzlebig - am nächsten oder übernächsten Tag interessiert er kaum noch jemanden. Dafür lohnt sich ehrenamtliche Arbeit nicht.
In der Praxis bedeutet Wikinews, dass pro Tag eine Handvoll Artikel erscheinen, die kaum das Tagesgeschehen auch nur ansatzweise abgedecken. Die Artikel sind meistens eine Zusammenfassung von ein, zwei Artikeln aus professionellen Angeboten. Und wenn ein Wikinews-Artikel beispielsweise einen Nachruf auf einen Schauspieler bringt, dann findet man darin Informationen, die letztlich so oder so ähnlich auch in der Wikipedia stehen.
Übrigens wundert es mich stark, dass Wikimedia-Projekte sich so scheuen, die Wikipedia zu erwähnen. Auf der Hauptseite des deutschsprachigen Wikibooks finde ich nur ein einziges (!) Mal das Wort "Wikipedia" - versteckt unter der Auflistung der "Schwesterprojekte". Warum eigentlich? Es wäre doch gerade richtig, sich als die Lehrbuch-Variante der weltberühmten Enzyklopädie darzustellen.
Überhaupt dürfte unsere Branding-Politik jedem Werbefachmann spanisch vorkommen. Da haben wir so eine bekannte Marke wie "Wikipedia", verstecken sie aber allenthalben. Wehe, jemand von der Wikimedia stellt sich als "von der Wikipedia" vor, da gibt es aber sofort Gemecker. Viel sinnvoller wäre es, unsere bekannte Marke zu verwenden und als "Wikipedia-Förderverein" oder "Wikipedia-Club" zu firmieren, mit "Wikipedia Enzyklopädie", "Wikipedia Wörterbuch", "Wikipedia Medienarchiv" usw. Damit könnte man sich auch prima gegenüber "Wikitravel" und "Wikileaks" absetzen.
Es wird so getan, als wenn den "Schwesterprojekten" etwas weggenommen werden würde, nur weil man "Wikipedia" sagt. Was aber hat der Wikibooker davon, wenn die Öffentlichkeit sich neben "Wikipedia" auch noch "Wikimedia" und dann endlich "Wikibooks" merken muss? Geht viel einfacher: "Wikipedia Bücher".
Zeit für ein Re-Branding. :-)
Besten Gruß Ziko
Am 29. März 2011 08:56 schrieb Achim Raschka achim_raschka@gmx.de:
Hallo Steffen,
Wir haben meines Erachtens genau dafür Wikibooks ("zur Erstellung von Lehr-, Sach- und Fachbüchern", wobei "Bücher" nicht wörtlich verstanden werden muss). Ich höre immer wieder von einigen Wissenschaftlern die Forderung, Wikipedia zu etwas umzugestalten, was es nicht ist. Wikipedia ist ein Enzyklopädieprojekt. In einer Enzyklopädie sind aber Fachaufsätze genau so fehl am Platz wie sonstige wissenschaftliche Publikationen.
Nach meinem Dafürhalten müssen wir weder Wikipedia in diese Richtung umgestalten, noch eine weitere spezielle Plattform einrichten. Wir (aber vor allem der Verein mit seiner Agenda 2020) sollten vielmehr endlich dazu übergehen, nach dem Riesenerfolg der Wikipedia uns nun auch um die kleineren Schwesterprojekte zu kümmern.
Sie sind da, sie müssen nur genutzt werden. Da sie aber kaum jemand kennt, dümpeln sie vor sich hin. Derweil versucht man sie ständig neu zu erfinden, statt deren Bekanntheitsgrad zu steigern und sie (vor allem auch in technischen Fragen) zu unterstützen.
In der Sache hast du meine volle Unterstützung - das von Olaf mittlerweile zum x-ten Male vorgebrachte Modell einer Sammlung wissenschaftlicher Paper als neues Projekt zu starten, halte ich - solang es Wikiversity und Wikibooks gibt und deren inhaltliche Trennung und Fokussierung niemandem so richtig klar ist (mich eingeschlossen) - ebenfalls für Unsinn und verzichte diesbezüglich lieber auf Kommentierungen. Imho sollte zuerst das Profil von Wikiversity geschärft (und vielleicht genau damit angefüttert) werden, bevor hier eine neue Baustelle entsteht.
Nun aber zum Kern deiner Mail: "Wir (aber vor allem der Verein mit seiner Agenda 2020) sollten vielmehr endlich dazu übergehen, nach dem Riesenerfolg der Wikipedia uns nun auch um die kleineren Schwesterprojekte zu kümmern." - da suche ich händeringend nach Vorschlägen. Im aktuellen Vorstand haben wir mit Michail weiterhin einen Kernautor von Wikisource, alle anderen Projekte sind für uns eher unbekannt - ich selbst habe als OMA eigentlich alle mal angesteuert und ein wenig rumgewerkelt, konnte aber bislang kaum einen eigenen Ansatz finden, wie man sie nach vorn bringen und bekannter machen kann.
Wir sind hier also angewiesen auf die Initiative der entsprechenden Communities, aus dem Grund hat im aktuellen Haushalt das Projekt Wiktionary einen eigenen Haushaltsposten bekommen, der inhaltlich gefüllt werden sollte. Wenn du also ganz konkrete Ideen hast, äußere diese oder - noch besser - suche dir ein paar Leute, mit denen du sie effektiv umsetzen kannst! Der Startpunkt sollte nach meiner Ansicht ein Treffen der Aktiven mit Brainstorming sein:
- Was brauchen die Projekte an individueller Förderung, was könnte effizient alle Projekte unterstützen?
- Wie kann man die einzelnen Projekte effizient bekannter machen, wo sind die individuellen Multiplikatoren und Ansprechpartner?
- Welche technischen Optionen müssen vorhanden sein, um im Projekt besser arbeiten zu können?
- Von welchen Projekten sollte man sich vielleicht auch verabschieden?
Erst bei konkreten Ideen und Vorschlägen kann der Verein die kleineren Partnerprojekte bei den Ideen auch unterstützen. Wikisource hat das vor ein paar Jahren sehr erfolgreich umgesetzt - hier gibt es maßgeschneiderte technische Lösungen zum Korrekturlesen und es besteht zumindest bei den Archiven und anderen Interessenten eine gewisse Bekanntheit des Projekts (wobei ich mir hier noch immer mal ein bsp. EU-gefördertes Digitalisierungsprojekt wünschen würde, an dem Wikisource beteiligt ist). Wiktionary hätte von den weiteren Projekten imho die besten Ausgangsbedingungen, gefolgt von Wikibooks und Wikiquote; bei Wikinews und Wikispecies sehe ich dagegen aktuell eigentlich keine wirklichen Optionen und Wikiversity konnte mir bislang niemand inhaltlich wirklich vermitteln.
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