Am 17.05.2010 um 18:39 schrieb Stefan Knauf:
in vielen Behörden stehen Amtsbezeichnungen einfach auf den Türschildern, bei Polizisten kann man den Dienstgrad auch direkt von den Schulterklappen ablesen und falls man selber in der betreffenden Behörde arbeitet und immer "brav" Daten gesammelt hat, kann man den aktuellen Dienstgrad auch aus den Glückwünschen zur letzten Beförderung aus der Hauszeitung ermitteln. Spätestens vor den Kollegen dürfte die eigene Amtsbezeichnung nicht zu verbergen sein (wenn die Amtsbezeichnungen einen Sinn in der Organisation der Behörde haben sollen, wäre es auch abwegig, diese geheim zu halten).
Ja, natürlich gibt es auch Berufsgruppen, bei denen das an der Uniform ablesbar ist. Ob innerhalb einer Behörde die jeweilige Amtsbezeichnung und damit die Besoldungsstufe bekannt ist und damit den von dir vermuteten Sinn verfolgen, ist gewiss von Behörde zu Behörde unterschiedlich. Sobald in einem Bereich sowohl Angestellte als auch Beamte arbeiten, verliert dies deutlich an Gewicht, auch Unterschriftenordnungen werden zunehmend dahingehend verändert, dass die Amtsbezeichnung nicht zwingend der Signatur hinzugefügt werden muss oder gar nicht mehr verwendet wird. Ich sehe übrigens auch einen Unterschied darin, ob Dinge in einem internen Hausblatt oder zum Beispiel im Amtsblatt veröffentlicht werden. Letztendlich sind wir als Verein aber, wie Thomas schon richtig anmerkte, nicht dem öffentlichen Dienst zuzuordnen und entsprechende Vergleiche daher auch eher holprig.
Mir ging es nur darum, deutlich zu machen, dass Gehälter und Besoldungen auch dort nicht grundsätzlich öffentlich einsehbar sind.
Aber was ich immer noch nicht verstanden habe: Was ist für den Betroffenen eigentlich schlimm, wenn sein Gehalt öffentlich ist? Bisher war es mir noch nie unangenehm, wenn mich jemand nach meinem Gehalt als Studentische Hilfskraft gefragt hat, mein Gehalt preiszugeben. Da wäre ich schon auf die Beweggründe neugierig, was andere an der Veröffentlichung ihrer Gehälter störend fänden.
Was der Betroffene daran schlimm findet, ist wohl jeweils unterschiedlich. Aber du kannst ja mal deinen Nachbarn, deinen Professor und deine Fleischereifachverkäuferin nach ihrem Gehalt fragen und die Reaktionen auswerten. Es ist einfach, von seiner eigenen Situation auf andere zu schließen, vernachlässigt aber die Gefühle und Bedürfnisse eben dieser. Und tatsächlich bin ich überrascht, dass in der Abwägung der Interessen hier augenscheinlich sehr unterschiedlich gewichtet wird und dass die Belange des Einzelnen bei einigen Beiträgen überhaupt keine Berücksichtigung finden.
Viele Grüße Alice Wiegand Zweite Vorsitzende
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