Gleich mein Senf, vorher noch ein Kommentar zu Robert Radke:
Am 13. September 2011 14:02 schrieb Robert Radke robert.radke@wikimedia.de:
Ich möchte Ziko nochmals zitieren und dieses Argument entkräften: Zitat: "> Die Sichtweise "wir aufgeklärten Europäer gegen die prüden Amerikaner""
Dieses Argument taucht immer wieder in der Diskussion auf.
Dieses Argument ist ja teilweise berechtigt. Amerikanische Massenmedien zeichnen sich durch eine starke Selbstzensur aus was Nacktheit und "obszöne" Sprache angeht. Und es ist keineswegs unvorstellbar, dass die Meinungsfreiheit in den USA auch einmal beschnitten wird. Beispielsweise könnte Rick Perry schon der nächste amerikanische Präsident werden, was einen massiven Rechtsruck in der Gesetzgebung auslösen würde.
Die englische Wikipedia ist nicht prüde, US-Kultur schon.
Es ist einfach gegen einen Bildfilter zu sein, wenn man solche Problematik gar nicht hat und mit den Relevanzkriterien sowieso abblockt. Das ist nämlich auch eine Form von Einschränkung und die haben wir halbwegs exklusiv in Deutschland.
Das wird immer wieder verbreitet, ist aber nicht korrekt: Relevanzkriterien gibt es in jeder Wikipedia, die in der deutschen sind nicht durchweg die strengsten oder umfangreichsten. Die englische Wikipedia nimmt mehr zur Popkultur auf, dafür löscht sie mehr aus dem was das deutsche Bildungsbürgertumsherz erfreut (Wissenschaftler beispielsweise). Auf en ist die Regelung Notability, wo es darum geht, dass nennenswerte Sekundärquellen existieren, auf de dreht es sich häufiger um gefühlte Wichtigkeit im Kopf von Wikipedianern.
Anyhow, my 10 cents:
Ich war am Sonntag nicht mehr da und konnte die Podiumsdiskussion nicht verfolgen. Aber der Vorfall auf der Aceh-Wikipedia erscheint mir als seltsames Beispiel: http://en.wikipedia.org/wiki/Wikipedia:Wikipedia_Signpost/2010-07-19/News_an.... Die Wikipedia hatte 10 Mitarbeiter, von denen 3 verrückt gespielt haben. Gleichzeitig stößt mir das sauer auf: In Indonesien herrscht ein Kulturkampf, bei dem radikale Muslime die Gesellschaft verändern wollen hin zu religiöser Intoleranz, Frauenunterdrückung, das volle Programm eben. Wikimedia hat keine gemeinsamen Werte mit diesen Leuten und sollte ihnen eigentlich entschieden entgegentreten.
Das was mich an dieser Bildfilterdiskussion aber am meisten aergert ist, dass sie das eigentliche Problem ueberdeckt.
Im Vulvaartikel ist nunmal ein Bild das geeignete Mittel der Darstellung, entsprechend gehoeren Vulva-Bilder auf Commons. Aber, neben sinnvollen und illustrativen Vulva-Bildern findet man da einen riesigen Haufen von Bildern, die keinem enzyklopaedischem Zweck dienen. Die Community auf Commons ist zu unkritisch, was Qualitaet und Bildungswert von Bildern angeht. Gleiches gilt auch fuer die Community in den Einzelprojekten, wo die Meinung "schlechtes Bild ist besser als gar kein Bild" weit verbreitet ist. Im Ergebnis sind auf Commons viele Inhalte, die ethisch fragwuerdig sind und damit meine ich keine Spinnen oder Muhammed-Bilder.
Das Board hat sich des Problems angenommen, dass auf Commons die Sch... zum Himmel stinkt, um das mal so zu sagen. Persönlichkeitsrechte werden missachtet, Bilder die "out of scope" sind, nämlich im Leben nicht "educational", werden nicht gelöscht (http://commons.wikimedia.org/wiki/Commons:Scope).
Dafür wurde die Studie http://meta.wikimedia.org/wiki/2010_Wikimedia_Study_of_Controversial_Content durchgeführt und zwei Beschlüsse gefasst, um dem Problem abzuhelfen:
http://wikimediafoundation.org/wiki/Resolution:Images_of_identifiable_people
und
http://wikimediafoundation.org/wiki/Resolution:Controversial_content
Erstes unterschreibe ich zu hundert Prozent und das zweite zu 80%, eben bis auf den Bildfilter. Insofern bitte ich doch um mehr Sachlichkeit und weniger Gerede über Forks und Zensur.
Insofern: Warum nicht als Antwort auf den Bildfilter eine massive Qualitätsoffensive auf Commons, bei der schlechte Bilder ersatzlos gelöscht oder durch bessere ersetzt werden und gleichzeitig die Diskussion über die Qualität der Bebilderung in der de:WP verstärkt wird?
Viele Grüße
Philipp