Pavel, On 1/2/2011 11:28 PM, pavel.richter@wikimedia.de wrote:
[...] Ach, bei Wikimedia Deutschland ist es auch nicht spannender als bei jeder beliebigen Ortskrankenkasse: Dienstreisen von Mitarbeitern werden nach Nutzen und Aufwand bewertet und vom Vorgesetzten genehmigt. [...]
Zunaechst mal waere ich erstaunt, wenn alle Ortskrankenkassen das gleiche Prozedere haetten, ich bin erstaunt, dass Du derer interner Vorgehensweisen orientierst. Selbst wenn alle Ortskrankassen gleich organisiert waeren: ist eine quasi-monopolistische gemeinnuetzige Organisation fuer die Wikipedia, ein Ehrenamtlichen-Projekt, etwas anderes als die Organisation einer Ortskrankenkasse, einer Pferdeschlachterei oder eines Automobilkonzerns.
Ortskrankenkassen stellen eine Dienstleistung her (Gesundheitsversorgung), der Automobilkonzern und die Pferdeschlachterei Produkte (schnelle, chice Autos bzw. leckere Pferdewurst), damit verdienen sie ihr Geld. Der Verein Wikimedia Deutschland verdient sein Geld primaer ueber ehrenamtliche Arbeit in der Wikipedia. Er soll die Ehrenamtlichen unterstuetzen, er ist Dienstleister dieser Ehrenamtlichen und nicht derer Vorgesetzter. Der "Nutzen" einer Dienstreise sollte daher am Nutzen fuer die Ehrenamtlichen gemessen werden, z.B. indem man ihnen gewisse Arbeiten abnimmt, die diese nicht machen wollen. Dienstreisen zur Wikimania oder zur CPOV sind auch immer "Perks" eines Jobs, da die meisten Leute gerne reisen, insbesondere dann, wenn sie nicht einmal Vortraege leisten muessen. Es wirkt fuer mich sehr demotivierend, wenn langjaehrige Ehrenamtliche, die sehr viel fuer das Projekt getan haben, keine finanzielle Unterstuetzung erhalten, die bezahlten(!) Mitarbeiter jedoch schon. Das wirkt nicht ehrenamtlichenhelfend sondern -abschreckend, wenn die bezahlten Mitarbeiter offensichtlich hoeher wertgeschaetzt werden als die unbezahlten Ehrenamtlichen, in derer Namen die Spendengelder gesammelt werden.
Pavel, Du solltest Dich vielleicht eher an Organisationen wie World Vision orientieren, was politische Entscheidungen betrifft: Die muessen mit moeglichst wenig Aufwand an Mitarbeitern moeglichst viele Kinder betreuen, weil fuer die Kinder das Geld gesammelt wird, nicht fuer die Organisation als Selbstzweck. Die Mitarbeiter von Wikimedia koennen gerne ein angemessenes Gehalt verdienen, sie auf Reisen fuer Wikimedia zu schicken, um eine bestimmte Ideologie und Organisation zu vertreten, halte ich nicht fuer sinnvoll. Es reproduziert dann lediglich das Eherne Gesetz der Oligarchie, des Vereinsapparates, der Nutzen ist dann ein Negativer. Insofern waere dann ein Mitarbeiter-Bonus in bar sinnvoller als die gezielte Beeinflussung der Bewegung fuer Freies Wissen durch die Lenkung materieller Resourcen.
Thomas/Fossa