On 14.05.2010 12:24, Ronald Becher wrote:
Der wunde Punkt an der Stelle ist wohl der, dass die Vereinsmitglieder gerne wüssten, dass mit "ihrem" Geld und dem Geld des Vereins sinnvoll umgegangen wird.
An dieser Stelle sollte wohl das Missverständnis aus der Welt geschafft werden, dass das Geld des Vereins das der Mitglieder ist. Die Mitglieder eines Vereins sind weder mit den Mitgliedern einer Genossenschaft (die Anteile erwerben), Gesellschaftern einer GmbH (die ebenfalls Anteile erwerben) oder Aktionären einer Aktiengesellschaft vergleichbar. Entsprechend sehen auch die Informationsrechte ganz anders aus, die beim Verein gegenüber einzelnen Mitglieder zum Beispiel nur sehr eingeschränkt vorhanden sind.
Davon unabhängig ist es natürlich nicht nur für die Mitglieder sondern auch gerade für die Spender interessant zu wissen, dass mit Geldern sinnvoll umgegangen wird. Ich verschließe mich daher auch gar nicht gegen eine Offenlegung der Ausgaben für einzelne Projekte, allerdings interessiert mich schon, was einzelne Mitglieder sich davon erhoffen. Meine konkrete Fragestellung zielt konkret darauf ab, was sich diejenigen, die diese Informationen wünschen, sich davon erhoffen. Die Antwort steht noch aus.
Warum das wichtig ist? Transparenz ist kein Selbstzweck, sie ist ein Mittel, das den eigentlichen Vereinszwecken ("Förderung freien Wissens") dienen muss. Wie ich in meinem Bericht auf der Mitgliederversammlung dargestellt habe, gibt es viele verschiedene Interessensgruppen (dazu gehören auch die Vereinsmitglieder), die miteinander abzuwägende Erwartungen an den Verein stellen. Die Abwägung ist notwendig, weil es durchaus Kollisionen zwischen den Interessen gibt. Das zeigt sich sehr deutlich in der von Debbi auf der Versammlung angesprochenen Frage der Gehälter, wo die Interessen einiger Mitglieder mit denen des Vorstands, der Mitarbeiter und des Geschäftsführers kollidieren. Der Ruf nach Transparenz ist immer einfach gemacht. Die Konsequenzen und gerade die damit verbundenen unterwarteten Nebenwirkungen zu betrachten allerdings schon um einiges schwerer.
Mal rein hypothetisch: Wenn WMDE zur Verleihung der Zedler-Medaille einen Hubschrauber angemietet hätte, der die Vorstandsmitglieder abholt und sie zur Verleihung fliegt, dann wird der Kassenprüfer vllt. sagen "Ok, die Ausgaben im Bereich Projekte sind um ein Drittel gestiegen, Zedler-Medaille um die Hälfte, aber von der Form her ist alles ok". Wenn ich als Mitglied allerdings davon wüsste, würde ich einen Teufel tun und euch als Vorstand entlasten. Und hier liegt auch der Klappstuhl begraben. Eine Entlastung auf Basis von genau nichts Konkretem ist nicht so wirklich viel wert und das erklärt dann auch in meinen Augen das Wahlergebnis der Vorstandswahl. Und damit hast du dein "Riesenproblem".
Du schließt von einem unrealistischen Szenario auf das Grundsätzliche, um dann ein Problem zu konstruieren. Es ist richtig, dass die Kassenprüfer nicht die Aufgabe haben, die Zweckmäßigkeit der Mittelverwendung zu prüfen. Sie haben aber die Aufgabe, die Einhaltung der Satzung (und davon abgeleitet die Geschäftsordnung, d.h. Reisekostenordnung) sowie der steuerlichen Vorgaben zu prüfen. Ein vom Verein zu bezahlender Hubschraubereinsatz (den es tatsächlich nicht gegeben hat) wäre hier durchaus aufgefallen.
Ungeachtet dessen ist es korrekt, dass eine Entlastung nur soviel wert ist, wie die Informationen, die der Mitgliederversammlung zum Zeitpunkt der Entlastung vorliegen. Deswegen gibt es auch umfangreiche schriftliche Rechenschaftsberichte der einzelnen Vorstände, Vorstandsbrichte auf der Versammlung sowie den Bericht des Geschäftsführers mit der Einzelbetrachtung von Ausgabe- und Einnahmeposten. Sofern dabei Unregelmäßigkeiten auftreten, können sie auf der Versammlung besprochen und ggf. in die Entscheidung jedes einzelnen Mitglieds einfließen, ob die Entlastung erteilt wird oder nicht.
Die Fülle an Informationen, die der Versammlung vorgelegt werden, ist jedes Jahr gestiegen. Noch vor wenigen Jahren wurde nur der (wesentlich kürzere) Tätigkeitsbericht vorgelesen. Das ist mit der heutigen Informationsfülle nicht zu vergleichen. Es gibt immer Dinge, die besser gemacht werden können, so nächstes Jahr mit der geplanten Veröffentlichung des gesamten Jahresabschlusses (dann 2010).
Die Frage, die sich aber stellt: wann sind (beispielhaft) deine Informationserwartungen zufriedengestellt? Bedeutet Transparenz für dich die "Durchsichtigkeit" im wörtlichen Sinne, ein Verein mit gläsernem Vorstand, Geschäftsführung und Mitarbeitern? Wo sind die Grenzen?
Anders gefragt: Möchtest du als Vorstandsvorsitzender gewählt werden, weil du gute Arbeit geleistet hast, oder weil sich niemand anders aufgestellt hat?
Ich habe mich erneut zur Wahl gestellt, weil ich davon überzeugt bin, dem Verein mit meiner Arbeit im Vorstand sehr gut gedient zu haben und ich das auch für die Zukunft fortsetzen möchte.
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