Guten Tag,
Ich finde das gegenseitige An-den-Kopf-Werfen in Ordnung, so lange es in eine sachliche Diskussion mündet. Wessen Mail jetzt dazu beiträgt und welche eher nicht, möchte ich nicht beurteilen (zumindest hätte ich ohne Annekes Mail wohl nicht vom Auftritt erfahren) aber muss das alles auf einer öffentlich archivierten Mailingliste geschehen? Ich weiss, das Thema ist schon häufiger mit unbefriedigendem Ausgang angesprochen, aber gerade für solche Herumstreiterei hätte ich lieber eine geschlossene Liste für alle Mitglieder und Interessierte, die nicht gleich bei Google auftaucht.
Wenn ich mich entschließe eine offizielle Funktion in einem Verein einzunehmen, wenn ich mich entschließe, offizielle Termine für diesen Verein wahrzunehmen, _dann_bin_ich_eine_öffentliche_Person. Wenn ich des Jobs wegen irgendwo einen Vortrag halte und saumselige Dinge erzähle, dann muss ich damit Leben, dass das Plenum mich verreisst. Wenn ich in selbiger Funktion bei einem Radiointerview unsinnige Dinge von mir gebe, muss ich damit Leben, dass ich öffentlich (und auch in Online-Medien) kritisiert werde. Manchmal zu recht, manchmal (nach meinem Empfinden) zu Unrecht. Ich muss ebenso damit Leben, dass aufgrund meines "Amtes" Studenten döslige Witze über mich erzählen und komische Zeichnungen von mir anfertigen. Manchmal stellen sie diese auch ins Internet (Ich hab das gesehen...) Kritik und "Angriffen-Werden" ist fester Bestandteil und Arbeitsalltag JEDES Amtes, das man einnimmt, soweit man keine Privatperson ist. Das gehört zum Job, ebenso der Umgang damit. Es ist immer so viel von "Professionalisierung" die Rede, vor allem, wenn es darum geht, über die Community zu lästern. Dieses Maß an Professionalisierung, das man gerne bei anderen einfordert, darf man durchaus auch bei sich selber suchen. Das mit Franks Vater tut mir leid und ich möchte ihm hier mein Beileid ausprechen. Mein eigener Vater lebt auch nicht mehr und ich weiß sehr wohl, dass sowas schmerzen kann. Aber wenn ich aus persönlichen Gründen der Auffassung bin, dass ich bestimmte Aufgaben nicht oder nur eingeschränkt oder unter starken Belastungen wahrnehmen kann, dann sage ich diese Termine ab. Und ich habe Frank Schulenburg nicht gewählt, weil ich ihn persönlich für einen netten Kerl halte (das tue ich durchaus), sondern weil ich davon ausgehe, dass er meine Interessen (was ja für jeden durchaus was anderes sein mag) als Vereinsmitglied/Wikipedia-Miglied vertritt. Wenn ich dann sonntags morgens den Fernseher einschalte und erfahre, dass die maßgeblichen Pläne des Vereins für die Zukunft die Förderung von Wikiversity (sic!) sind, dann ärgert mich das und zwar nicht nur ein bisschen. Und dass ich offenkundig die einzige bin, der sowas sauer aufstößt, auch. BTW: Vielleicht wäre bei der Erwähnung der Schwesterprojekte zunächst einmal die Nennung durchaus weiter gereifter Projekte wie Wikimedia Commons oder Wikisource höflicher und auch angemesser gewesen? Das ist nun alles nicht weiter dramatisch, denn dem gemeinen Fernsehzuschauer wird das alles nicht weiter aufgefallen sein, dem gemeinen Wikipedia/Vereins-Mitglied möglicherweise schon.
Unfreundliche Grüße Anneke Wolf