Hallo Liste,
Am 29. April 2011 14:17 schrieb Olaf Simons olaf.simons@pierre-marteau.com:
verwechele das Vertrauen in WP nicht mit der Bereitschaft, einen Account zu eröffnen und 300 Edits, oder wie viele es derzeit sind, zu machen, bis man zum ersten Mal ohne Bestätigung eines andern sichtbar ist. Das heißt sich ziemlich tief bücken und durch eine merkwürdige Sache durchkämpfen.
Ich verstehe die Perspektive, die man bei der regulären WP Werbeveranstaltung kriegt, wie ich sie selbst schon auf einer Akademie gab. Und was du sagst klingt nach dieser Perspektive: Da legt man Fremden unser komplexes Qualitätsmanagment dar und die sagen, "Wow, jetzt verstehen wir, warum ihr so gut seid." Von denen, die ich da in Staunen versetzte, wurde keiner WP-Autor (die sagten sich sofort: das ist eine geschlossene Welt), und von denen, die sich einen Account eröffneten aus meinem Umfeld, machte ich auch niemenaden zum Autor. Bei meinen Lieblingsstudenten ging ich einen Schritt weiter - ich gab denen sofortige Sichterrechte (und erhielt schon mal Nachfragen aus der WP, wie ich denn das tun könne - nach dem Motto, jeder muss sich da durchkämpfen),
Kein Wunder, hast du doch eine etwas seltsame Sicht ueber die gesichteten Versionen und siehst die enormen Vorteile nicht die sich daraus ergeben, dass beispielsweise noch jemand zweites ueber die eigenen Aenderungen rueberguckt und einem dann helfen kann. Statt dessen versteifst Du dich darin, dass die gesichteten Versionen ein Problem bei der Gewinnung neuer Autoren seien und belegst dass durch anekdotische Beispiele, wobei es Dir egal ist, dass andere gegensaetzliche Anekdoten liefern (ich habe ebenfalls Nandos und Marcus Erfahrungen gemacht).
Dabei sind die Daten ueber die Neuautoren sogar da und zeigen: Die Trends bei den Neuautoren sind voellig unabhaengig von den gesichteten Versionen, sie sind schon laenger da als diese, sie bestehen fort auch nach anschalten und sie sind da auf Projekten auf denen es keine gesichteten Versionen gibt. Nun die gesichteten Versionen trotzdem noch als das Hauptproblem anzusehen, ist IMHO unhaltbar oder, um das anders zu sagen, unwissenschaftlich. Es ist auch kontraproduktiv, weil das Rumreiten auf Dingen, die wohl nicht fuer das Neuautorenproblem verantwortlich sind, die Findung und Beseitigung der tatsaechlich wirkenden Mechanismen bezueglich der sinkenden Neuautorenzahl erschwert.
Zur eigentlichen Frage: Ich glaube nicht, dass die gesichteten Versionen hier die Huerde sind, die Huerden liegen, wie andere schon bemerkt haben, tiefer. Insbesondere darin, dass man sich in eine fremde Umgebung einarbeiten muss und dort zurechtkommen muss oder dass es der wissenschaftlichen Reputation nicht zutraeglich ist.
Deswegen nochmal mein jaehrlicher Vorschlag: Wissenschaftler dort abholen wo sie sind und bitten, Taetigkeiten zu uebernehmen, die sie sowieso schon tun, insbesondere das Erstellen von Gutachten, sprich Reviews. Konkret muesste also jemand, etwa Wikimedia Deutschland eine Liste von willigen Gutachtern pflegen, die dann wenn ein Wikipedianer einen Artikel ins Review stellt, zeitnah ein Gutachten erstellen, was die Autorin dann nutzen kann.
Ansonsten geht das Thema wohl eher in Richtung gepruefte Versionen als gesichtete aus Gruenden die etwa Church of Emacs nannte.
Viele Gruesse
Philipp