Hallo,
die Bedenken, dass das was auch gescannt wird von der Wikimedia-Community genutzt wird, bestand schon als Hubertl seinen CPB-Antrag gestellt hat. Dies wurde jedoch nicht als Problem gesehen, auch nicht das Aufbereiten und nutzbar machen in Commons oder sogar in Wikisource. Wie man sieht bestanden die Bedenken nicht zu unrecht.
Wie wird es eigentlich in Österreich gesehen, dass Aufgaben die eigentlich mit Steuermitteln bezahlt werden sollten, durch Spender bezahlt werden? Ist es die Aufgaben der Wikimedia-Vereine Staatsaufgaben zu finanzieren?
Gruß Liesel
Am 19.11.2012 12:52, schrieb Hubertl:
Buchscanner und Buchscannen sind zwei verschiedene Paar Schuhe, wie ich inzwischen erfahren habe.
Wenn Google scannt dann kommt etwas anderes heraus (abgesehen von der Lizenz) als wenn wir etwas scannen.
Google sagt, sie hätten x-Bücher gescannt.
Unsere Aufgabe bzw. die Herausforderung bei diesem Thema ist die Frage, wie viel von dem, was wir scannen, findet auch tatsächlich als weiterbearbeiteter, verfügbarer Inhalt seinen Platz in Wikipedia bzw. in den Schwesterprojekten. Diese Frage halte ich inzwischen für vorrangig, weniger das Erzielen von möglichst vielen gescannten Büchern, die dann vielleicht eh keiner liest. Aktuell habe ich ca 12.000 Seiten gescannt, die Aufbereitung kostet ein Vielfaches der Zeit als das Scannen selbst. Ungefähr 35 Personen (fast alles Wikipedianer) haben mich bereits im Amt besucht und bekamen eine Sonderführung. Und ich habe noch 10 weitere Besuchsanfragen für heuer.
Auch die Frage der Scanqualität ist nicht so einfach zu beantworten. Ich jedenfalls (und damit meine ich Wikipedia) habe andere Ansprüche als das, was ich bei Google gesehen habe. Speziell wenn es um Werke geht, welche älter sind als vielleicht 70 Jahre.
Auch musste ich lernen, dass ursprüngliche Vorgaben sich mit der Aufgabe selbst verändern. Wann man seine eigenen Möglichkeiten dem anpassen kann, dann ist das kein Problem, das kann aber für andere Projektnehmer schon ein Problem sein. Es hat sich im Lauf der Arbeit erst herausgestellt, dass es in diesem Haus ca 90.000 Bücher gibt - verteilt auf 50 Räume. Davon sind wahrscheinlich 10% für uns von Bedeutung, weil sie gemeinfrei sind. Man hat mir freie Hand zugesichert und mich sicherheitshalber zum Inventar erkärt.
So habe ich nun mein Büro bzw. meinen Aufenthalt in der ehemaligen Küche von Leopold II (sic!) und später, ab 1874 Kronprinz Rudolf, von ursprünglich geplanten 6 Monaten in Absprache mit dem Bundesdenkmalamt auf nun voraussichtlich zwei Jahre erweitert. Um mit der Quantität auch gleichzeitig einen hohen, an Wikipedia angepassten Qualitätsstandard und somit auch die Nutzbarmachung der gescannten Inhalte zu erreichen. Nicht nur für Wikipedia wird das von Bedeutung sein, sondern auch für das Bundesdenkmalamt selbst, da ich damit eine Aufarbeitung von Material mache, welche schlichtweg noch nicht gemacht wurde und aus Kostengründen auch gar nicht möglich wäre. Denkmalschutz ist ein wichtiger Teil aber leider nicht das Hauptanliegen österreichischer Kämmerer.
Ein Wikipedianer residiert somit im wahrsten Sinne des Wortes (O-Ton Andreas Lehne, Leiter der Denkmalabteilung) - und zwar genau in den Räumen, in dem früher österreichische Kaiser residiert haben.
Am Freitag bei der Abschlussveranstaltung von WLM-Österreich, die gemeinsam mit dem Bundesdenkmalamt "zelebriert" wurde (mit 70 Gästen!) hat die Präsidentin dieser Behörde, Barbara Neubauer in ihrer Eröffnungsansprache folgendes gesagt:
„Wikipedia hilft dem Bundesdenkmalamt ins 21. Jahrhundert zu kommen“.
Gleichzeitig wurde die dauerhafte Kooperation mit Wikipedia bei dieser Veranstaltung bekräftigt, in einem Jahr findet die nächste Abschlussveranstaltung statt. in denselben Räumen wie bisher in der Hofburg.
Ist doch nett.
Heinz