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Werte Mitglieder der Mailingliste,
seit einigen Wochen verfolge ich mehr oder weniger aufmerksam die Debatte auf der Vereinsmailingliste bezüglich der Transparenzdebatte und der damit verbundenen Diskussion um die Mitgliederkommunikation.
Ich bin mir bewusst, dass eine lange E-Mail nur in selteneren Fällen komplett gelesen wird und entschuldige mich schon im Vorab, dass ich der Liste diesen Umfang der Nachricht zumute.
Da ich weder ein anderes Wikimedia-Mitglied noch die Tätigkeit des Vereins in allen Details kenne, werde ich mich bei meinen Ausführung auf meine Person selbst beziehen.
Ich bin seit Dezember 2007 Mitglied im Wikimedia Deutschland e.V. (WMDE); ausschlaggebend dafür war mein Wille, den Betrieb der Wikipedia finanziell zu unterstützen und an Vereinsarbeit zur Förderung freien Wissens zu partizipieren. Ich informiere mich regelmäßig durch die Mailingliste und die Internetseiten des Vereins über den momentanen Stand der Dinge.
Als Vorstandsmitglied in einem kleineren (zumindest anhand der Mitgliedszahlen gesehen), lokal tätigen Verein habe ich eine eher traditionelle Sichtweise auf die Mitgliedschaft in einem Verein.
Ein Verein ist ein Zusammenschluss von Individuen, die beschließen, gemeinsam einem Vereinszweck nachzugehen. Meiner Meinung nach ist die Kenntnis der anderen Vereinsmitglieder von großer Bedeutung für eine Integration in die Vereinsarbeit. Ich selbst fühle mich nicht integriert, wenngleich ich natürlich zugeben muss, dass ich nie an einem Stammtisch oder der Mitgliederversammlung teilgenommen habe. Der Natur des Studentendaseins nach scheiterte eine solche Teilnahme bisher aus finanziellen Gründen.
Leider bietet mir der WMDE auch nicht die Möglichkeit, mit anderen Vereinsmitgliedern auf anderem Wege Kontakt aufzunehmen, da ich nicht einmal in Kenntnis einer Mitgliederliste bin oder Zugang zu einem Kommunikationsweg habe, der es mir gestattet, mit allen Mitgliedern in Verbindung zu treten. Diese Mailingliste ist öffentlich, d.h. ich erreiche zwar auch Nicht-Vereinsmitglieder, aber mitnichten alle Vereinsmitglieder -- denn die Mitgliedschaft in der Mailingliste ist freiwillig. Leider ist die Zahl der hier mitlesenden Vereinsmitglieder unbekannt -- ich denke auch, dass weder ein Listenadministrator noch ein Vorstandsmitglieder mangels der gesicherten Erkenntnis eine solche Zahl benennen könnte.
Im rein hypothetischen Falle hätte ich also noch nicht einmal eine Möglichkeit, eine außerordentliche Mitgliederversammlung nach § 8 Abs. 5 Satzung zu beantragen, da mir die momentane, exakte Mitgliederzahl unzugänglich ist und selbst wenn ich in Kenntnis dieser wäre, würde ich nicht alle Vereinsmitglieder erreichen können.
In diesem Kontext sei auch zu erwähnen, dass mit dem "Erreichen aller Mitglieder" keineswegs eine Belästigung durch E-Mail-Fluten zu verstehen sei, sondern vielmehr die prinzipielle Möglichkeit, jeden zu erreichen, wenn er es denn möchte.
Von der aktuellen Vorstandsarbeit weiß ich nichts, bis auf die Informationen, die mir auf den Vereinsinternetseiten zur Verfügung gestellt werden.
Die Finanzen des WMDE sind mir weitestgehend unbekannt. Außer den zwei Doppelseiten in dem Tätigkeitsbericht sind mir keine weiteren Informationen zugänglich.
Ich verstehe, dass es als Vorstandsmitglied nicht möglich und auch rechtlich nicht zulässig ist, den gesamten Tagesablauf zu schildern oder Zahlen offenzulegen. Nichtsdestotrotz sollte zukünftig ein Weg gefunden werden, wie man die eigenen Mitglieder informieren kann.
Letztlich sind wir alle Mitglieder des WMDE, egal ob Vorstand oder nicht. Wir wählen einmal im Jahr aus unserer Mitte die Vorstandsmitglieder, die die Interessen des Vereins und seiner Mitglieder in der tagtäglichen Geschäftsführung vertreten sollen. Dies macht Vorstandsmitglieder aber nicht zu besseren oder höherwertig gestellten Individuen.
Als Mitglied im WMDE besitze ich nicht nur das Verlangen, sondern auch das Recht auf Auskünfte von einem gewählten Vorstand, sofern andere Rechtsordnungen (z.B. Datenschutz) davon nicht berührt werden. Denn nur so bin ich überhaupt erst in der Lage zu beurteilen, ob meine Interessen und die des Vereins entsprechend vertreten werden.
Zudem hat der Vorstand dem Willen der Mitglieder, sofern dieser mit den Rechtsordnungen des Vereins und dem Vereinsziel vereinbar ist, zu entsprechen.
Dies kann der Vorstand meines Erachtens nur dann, wenn er die Mitglieder auch in die Entscheidungsfindung in Angelegenheiten, die für das Erreichen des Vereinsziels von angemessener Bedeutung sind, einbezieht. Das muss natürlich in Form geeigneter Rahmen geschehen -- und nicht nur einmal im Jahr zur "Zwangsmitgliederversammlung". Aufgrund der räumlichen Trennung der Mitglieder des WMDE würde sich hierbei ein nicht-öffentlicher Bereich im Internet anbieten, in dem den Mitgliedern aktuelle Informationen und Mittel zur Mitgliederkommunikation und - -abstimmung (z.B. ein Umfragesystem) zur Verfügung gestellt werden.
Ich bin darüber informiert, dass die Diskussion um ein Forum vs. eine Mailingliste wieder neu entflammt ist. Beide Parteien vermag ich zu verstehen; es mag Geschmackssache sein, welches Medium bevorzugt wird. Grundsätzlich habe ich persönlich nichts gegen diese Pluralität. Meiner Ansicht nach ist es jedoch unerlässlich, ebenfalls eine geschlossene, nicht-öffentliche Alternative anzubieten; denn nur so könnte sich ein Vorstand über die Meinung des Vereins (also seiner Mitglieder) bewusst werden; externe Dritte, die möglicherweise sogar mehrfach Zugang besitzen (z.B. drei eingetragene E-Mail-Adressen in der ML), haben in dieser Entscheidungsfindung nichts zu suchen. Denn ausschlaggebend ist der Wille der Mitglieder, nicht der des Users Anonymous.
Über die Mittelverwendung sind die Mitglieder sehr wohl so detailliert wie rechtlich zulässig zu informieren. Ich bin kein Fördermitglied oder Spender des WMDE, ich bin ein ordentliches Mitglied des Vereins. Damit steht es mir zu, auch selbst über die Mittelverwendung im Rahmen Möglichkeiten, die in der Satzung geregelt werden, zu bestimmen.
Nur wenn allen Mitgliedern die Informationen und die Kommunikationsmittel zugänglich sind, die für eine Vereinsarbeit notwendig wären, lässt sich eine effektive Verfolgung des Vereinsziels auch im Interesse der Mitglieder mit dem Verein vereinbaren. Ob diese Mittel und Informationen letztlich auch von den Mitgliedern zur Mitarbeit benutzt werden, sei die Entscheidung eines jeden Einzelnen. - --
Mit freundlichen Grüßen
*B.Eng. René Schwarz* mail@rene-schwarz.com http://www.rene-schwarz.com