Hallo poupou,
die "Nicht-Deckung" von Chapters und Sprachversionen ist ein guter Einwand. Aber ich meine doch, dass bestimmte Chapters sich vornehmlich mit bestimmten Sprachversionen auseinandersetzen, und halte das auch für legitim: Viele WMDE Mitglieder sind aktiv in der deutschsprachigen Wikipedia. Die Spendengelder, die wir sammeln, werden vermutlich zu einem Großteil über Banner beworben, die in der deutschsprachigen Wikipedia geschalten werden (Gibt es dazu Daten?). Es ist aber auch so, dass auch Nutzer, die dem deutschen Chapter zugeordnet sind, in der englischen Wikipedia aktiv sind. Die Lage ist also nicht so einfach :)
Ich halte es für einen praktikablen Weg, eine (n:n) Zuordnung von Chapter zu Sprachversionen herzustellen. Beispielsweise könnten Chapter diese Zuordnung innerhalb der WCA anhand noch festzulegender Kriterien beantragen. Dann hätten wir möglicherweise für die deutschsprachige Wikipedia die Chapter Deutschland, Österreich und Schweiz, vielleicht auch Niederlande. Das Schweizer Chapter könnte die Zuordnung zur italienischen, französischen und deutschen Sprachversion beanspruchen. Ein Vorbild für solche Zusammenschlüsse (Interessensvertretungen innerhalb der WCA) kann Iberocoop [1] sein. Bei Entscheidungen bzgl. der Plattform, die nicht innerhalb der Community geregelt werden können (z.B. Bildfilter oder gesichtete Versionen in der deutschsprachigen Wikipedia), hat die Interessensvertretung dann einen höher gewichteten Stimmanteil.
Gemäß den Statuten der WCA werden momentan solche Entscheidungen nicht in diesem Gremium gefällt (Purpose: "To represent common interests... to develop common programs"). Aber der vorgeschlagene Weg ist einer, der die Rolle der Chapter stärken kann und so ein gemeinsames Interesse darstellt. Ich kann mich also dafür einsetzen, entsprechende Strukturen und Einflussmöglichkeiten zu schaffen.
Technik soll eine Community unterstützen, aber nicht bestimmen. Die Chapter haben ihre Stärke, weil sie innerhalb von, sagen wir "nationalen", Rechtsräumen agieren können. Sei es in unserem Fall durch das Ausstellen von Spendenquittungen (Fundraising), einer Zusammenarbeit mit der öffentlichen Hand (Befreiung von Inhalten aus Archiven und Bibliotheken) und Bildungseinrichtungen (Wikipedia macht Schule) oder Lobbying für freies Wissen. Derartige Projekte benötigen Geld und organisatorisches Wissen. In diesen Bereichen sehe ich auch viele von mir flapsig "lokal" genannte Projekte. Die WCA hat die Aufgabe, hier einen Erfahrungsaustausch zu ermöglichen. Aber auch, die Interessen der Chapter gegenüber dem FDC zu vertreten, so dass das nötige Kleingeld organisiert wird :) Ich meine, dass wir hier auch über so etwas wie Verteilungsschlüssel von Spendengeldern zwischen WMF und den Chapter reden müssen um somit eine gewisse finanzielle Autonomie herstellen können. Wenn man sich die aktuellen Entwürfe der Fundraising Agreements [2] (DE und FR) ansieht, sieht es so aus, als gäbe es da einigen Spielraum (FR behält 50% der Spenden für sich, wenn ich das richtig verstehe).
In der Frage der Haftung ist eine Entscheidung innnerhalb der Organisation schwierig. Vielmehr sind hier die nationalen Gegebenheiten ausschlaggebend. Nennenswert ist jedoch die Tatsache, dass sich mittlerweile meines Wissens in mindestens einem Fall ein deutsches Gericht für Haftungsfragen der deutschsprachigen Wikipedia für zuständig erklärt hat. Andere Sprachversionen haben sicherlich ähnliche Probleme. Das ist aber gerade ein Argument für mehr Entscheidungsbefugnis der oben vorgeschlagenen Interessensvertretungen.
Ich möchte nochmal betonen, dass es hier gerade darum geht, Positionen zu entwerfen. Was ich hier schreibe, ist keine offizielle Version. Nächstes Wochenende ist Präsidiumsklausur, an der ich "beratend" teilnehme (schätze, da werde eher ich beraten ;) ) und erst danach kann ich mich um mehr als eine persönliche Meinung bemühen.
Schöne Grüße, Markus
[1] http://meta.wikimedia.org/wiki/Iberocoop [2] http://meta.wikimedia.org/wiki/2012-13_Fundraising_Agreement_%28Master%29