Au Backe. Die Gerüchte um die Verschleppung der Geschäftsführersuche sind nichts Neues für mich, Nachfragen bei einem Vorstandsmitglied ergaben eine Bestätigung, bei einem anderen die Verneinung. Wenn das so stimmt - und ich habe mit Philipp schon einige Sträuße ausgefochten, weil wir selten einer Meinung sind, aber ich habe ihn zumindest immer integer erlebt, weiß ich echt nicht, was ich davon halten soll. Diese Sache muß bei der MV geklärt werden. Ohne Klärung kann Sebastian als 1. Vorsitzender meines Erachtens schwerlich das Vertrauen der Mitglieder haben. Das was Philipp hier aufzählt ist nahe dessen, was mir als Extremvariante berichtet wurde. Zu klären ist demnach:
* stimmt der Vorwurf von Nadine, daß nach Vereinsrecht unzulässig Geld geflossen ist * stimmt es, daß Sebastian als Geschäftsführer die Suche nach einem Nachfolger verschleppt hat - daraus ergibt sich die weitere Frage: * stimmt es, daß dies deshalb passierte, weil Sebastian lieber eine Umwandlung in eine andere Vereinsform mit einem hauptamtlichen Vorstand [zunächst nicht verwerflich, aber dann sehr wohl, wenn es zu Unregelmäßigkeiten wie eben einer Verschleppung kam] umzuwandeln * sah sich Sebastian in diesem neu zubildenden Vorstand und hat er noch anderen Personen eine Position in Aussicht gestellt [um sie für diesen Plan zu zu bekommen] - mir wurden noch zwei Namen zugetragen, von denen einen überhaupt nicht glaube, beim anderen waren zu viele andere eher unsinnige Nebengerüchte dabei, als daß ich es ernsthaft glauben könnte * gab es einen Beschluß zur Geheimhaltung dieser Dinge im Vorstand?
Ganz deutlich - ich möchte diese Fragen geklärt wissen. Bislang waren das alles für mich Gerüchte, Philipps jetzige Mail habt aber mindestens die Hälfte bestätigt. Ich möchte jetzt wissen, ob auch der Rest stimmt. Würde dem so sein [und ich nutze ausdrücklich den Konjunktiv!] wäre das keine Basis, in der mMn Sebastian im Vorstand weiter wirken könnte. Ist dem aber nicht so, kotzen mich die Gerüchte und Spielereien, die Spekulationen und die Poltik nur noch an. So oder so, der Verein hat in meinen Augen massiven Schaden genommen. Deshalb ist die Klärung für mich essentiell. Das ist nicht irgendwas, wo vielleicht die Kommunikation klemmt, nicht einfach nur etwas Unzufriedenheit mit der Entwicklung oder bestimmten Dingen. Für mich hängt an der Klärung dieser Sachverhalte - mit dem Ergebnis so oder so - nicht nur meine Zukunft im Verein, sondern generell die Vereinszukunft.
ernsthaft geschockt
Marcus
Nach einer wegen Vulkanausbruchs verlängerten Dienstreise etwas verspätet eine Antwort.
Am 22. April 2010 14:22 schrieb Sebastian Moleski :
On 22.04.2010 10:54, Kurt Jansson wrote:
Es geht um die Geschichte der Geschäftsführersuche. Sie enthält mehrere unschöne Episoden, die das Klima im letzten und offenbar auch im jetzigen Vorstand belastet haben: Der desaströse Abbruch der Suche Ende 2008, die zunächst verschleppte Suche im Frühjahr/Sommer 2009, die Vorstandsklausur im Mai 2009. Die Suche konnte nur mit reichlicher Kraftanstrengung zu einem guten Ende geführt werden. Philipp spricht sie in seinem Rechenschaftsbericht an
Die Geschäftsführersuche war für den Vorstand in der Tat eine große Belastung. Der Wunsch des gesamten Vorstands, die Suche innerhalb von sechs Monaten erfolgreich zu beenden, scheiterte letztendlich Ende 2008 damit, dass sich der Vorstand in mehreren Wahlgängen nicht auf einen Kandidaten einigen konnte. Der Versuch im Januar, weitere Kandidaten zu Vorstellungsgesprächen einzuladen, um eine kurzfristige Auswahl vorzunehmen, scheiterte an Terminschwierigkeiten. Der Vorstand hatte dann Anfang Februar ohne Gegenstimmen beschlossen, meinen Auftrag um sechs Monate zu verlängern.
Das ist so nicht ganz korrekt. Zum Einen konnte sich der Vorstand nur deswegen nicht einigen, weil Du damit gedroht hast, alles hinzuschmeißen, im Falle dass der Vorstand gegen Deinen Willen den verbliebenen Kandidaten eingestellt. Zum anderen ist das von Dir genannte ja symptomatisch für die von Dir betriebene Verschleppung der Geschäftsführersuche: Zwischen November und Februar waren dies nämlich die einzigen Aktivitäten zu dem Thema.
Die Geschäftsführersuche wurde nach MV (März 2009) und Wikimedia Conference (April 2009) mit Intensität fortgesetzt. Zu beachten ist, dass mein Auftrag sich auch auf die laufenden Geschäfte des Vereins erstreckten, weil klar war: der Verein macht jetzt nicht sechs Monate Pause, bis ein permanenter Geschäftsführer gefunden wurde.
Korrekt ist: Nachdem Du das ganze Monate verschleppt hast, wurden dann zögerlich einige Aktivitäten unternommen.
Bezüglich Philipps Vorwurf ist klarzustellen, dass ich mich zu keiner Zeit für die Stelle des Geschäftsführers beworben habe, noch ich dem Vorstand einen Antrag oder ähnliches vorgelegt habe. Es gab zwischenzeitlich informelle Gespräche unter Vorstandsmitgliedern zu dieser Frage, als im Frühjahr 2009 die grundlegende Frage geklärt werden sollte, ob der Verein auf eine professionelle Personalberatung (mit allen damit verbundenen Kosten) zurückgreifen oder die bisherige Vorgehensweise fortgesetzt werden sollte. Tatsächlich gab es auf einer Telefonkonferenz des Vorstands, an der ich nicht teilgenommen habe, eine offene Diskussion darüber, die zu dem Schluss kam, dass mir diese Anstellung nicht angeboten werden soll.
Es ist richtig, dass Du Dich zu keiner Zeit auf die Stelle beworben hast. Wie bei Dir üblich, wurde nicht mit offenen Karten gespielt, sondern mit Teilen des Vorstands informelle Gespräche geführt. Allen Teilen wurden dies dann auf der Klausurtagung Mitte Mai deutlich, als Du versucht hast, den Vorstand mit Aufhänger AG Verantwortungsstruktur dazu zu bringen, einen hauptamtlichen Vorstand einzurichten (inklusive nächtlicher konspirativer Einnordungsversuche).
Das ging nach hinten los, denn Dein Vorschlag wurde glattweg abgelehnt und die Reaktion darauf war die genannte Telephonkonferenz, die dann auch den Durchbruch für die weitere und dann erfolgreiche Personalfindung darstellte (ohne Dich) und auch den Fokus der AG Verantwortungsstruktur stärker auf Haftungsfragen setzte, um solche Spielchen zu beenden.
Für die Zukunft können wir aus diesem Projekt viele Lehren ziehen. Dazu gehört für mich insbesondere:
- Die Suche muss extern unter Einbeziehung einer Personalberatung
vergeben werden. Die damit verbundenen Kosten sind sehr hoch. Wenn man aber davon ausgeht, dass die Einnahmen des Vereins weiter steigen, werden sie im Verhältnis zunehmend weniger beachtlich. Den Kosten steht aber auch eine erhebliche Entlastung des Vorstands gegenüber, der ja weiterhin seine anderen Aufgaben erfüllen soll. Die Welt wird für uns nicht stillstehen, bis wir die Stelle neu besetzt haben.
Wir hatten uns ja nicht nur aus Kostengründen, sondern auch aus inhaltlichen Gründen gegen eine Personalberatung entschieden, da es uns sehr unwahrscheinlich erschien, dass eine Personalberatung den speziellen Gegebenheiten von Wikimedia Deutschland gerecht werden würde. Die enorme und unersetzliche Arbeit die Jenny in die Personalfindung gesteckt hat, sollte man aber auf keinen Fall wieder in ehrenamtlicher Weise durchführen.
- Wir müssen für den Fall der Fälle sicherstellen, dass der Verein über
Mitarbeiter verfügt, die die Rolle des Geschäftsführers temporär übernehmen können (und ggf. auch als Nachfolger in Betracht kommen). Das war 2008 nicht gegeben, mit unserem ausgebauten professionellen Personalstamm stehen wir heute aber auch bedeutend besser da. Mittelfristig sollte man sich überlegen, ob man einen Titel wie "stellvertretenden Geschäftsführer" nicht tatsächlich vergeben und mit der dafür notwendigen fachlichen Qualifizierung unterlegen sollte, um die Kontinuität der Vereinsarbeit sicherzustellen.
Ja, das ist wichtig, siehe oben.
- Die Zerrkräfte durch vermutete Interessenkonflikte und Misstrauen bei
Vorständen, die zeitgleich eine vergütete Tätigkeit für den Verein erfüllen, sind enorm. Hierbei spielen viel öfter prinzipielle Erwägungen als strikte Kosten-Nutzen-Abwägungen und die Anerkennung von Sachzwängen eine Rolle. Diese Tatsache wurde von Vielen, auch von mir selbst, unterschätzt. Angesichts dieser Erfahrungen kann ich heute keinem Vorstand mehr empfehlen, sich auf solch ein Konstrukt einzulassen. Gerade deswegen ist das unter Punkt 2 Gesagte von erheblicher Wichtigkeit.
Das Vertrauen war da, es gab keine vermuteten Interessenskonflikte. Bis eben ab Ende November 2008 Deinerseits nur noch hochgradig merkwürdige Spielchen getrieben wurden, die in der Tat nicht nur zu enormen Zerrkräften führten, sondern den Vorstand glatt zerrissen, was von Dir billigend in Kauf genommen wurde.
Während ich den Antrag zur MV zu Interessenskonflikten/Trennung von Anstellung und Vorstandsamt absolut begrüße ist die Lösung dieser Probleme vor allem eine Frage des zwischenmenschlichen. Ein Vorstand kann nur mit einem Mindestmaß an Vertrauen und gegenseitigem Goodwill gut arbeiten. Und das ist eben letztlich eine Frage des Umgangs miteinander, wie auch der Frage, ob jemand in der Lage ist, existierende zwischenmenschliche Probleme wieder aus der Welt zu schaffen...
Viele Grüße
Philipp
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