Liebe Freundinnen und Freunde des Freien Wissens,
seitdem der Vorstand meine Anstellung als Geschäftsführer von Wikimedia
Deutschland vor ein paar Wochen bekanntgegeben hat, haben mich viele
Mails, Tweets, SMS und Anrufe mit guten Wünschen und
Unterstützungsangeboten erreicht. Ich bin immer noch begeistert von
diesem tollen Zuspruch - dafür sage ich Danke!
In den vergangenen Wochen habe ich mich allmählich eingearbeitet,
Sebastian hat inzwischen die laufenden Geschäfte und Projekte an mich
übergeben (dafür auch hier nochmals mein Dank, Sebastian) und ich habe
intensive Gespräche mit Vorstandsmitgliedern und mit den
Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern des Vereins geführt.
Das Ende meiner ersten richtigen Arbeitswoche möchte ich zum Anlass
nehmen, Euch ein wenig über mich und meine Pläne zu erzählen. Und dass
dies genau heute passiert, ist kein Zufall - in Zukunft wird es jeden
letzten Freitag im Monat hier auf der Mailingliste einen Bericht von mir
aus der Geschäftsstelle geben.
Ich habe im Rahmen meiner Bewerbung drei Schwerpunkte benannt, die ich
zunächst für meine Arbeit sehe:
1. Mit dem Umzug nach Berlin ist der Verein mitten im politischen
Betrieb angekommen. Ich möchte unsere Sichtbarkeit im politischen Raum
deutlich erhöhen und uns zu einem gefragten Ansprechpartner für
Interessensgruppen, Parteien, gesellschaftlichen Institutionen und
Medien machen. Hierfür ist die Formulierung von klaren Zielen ebenso
wichtig wie eine professionelle Medien- und Öffentlichkeitsarbeit und
der Aufbau und die Pflege von Kontakten. Den Rahmen für ein solches
gesellschaftliches Engagement zu stecken, sehe ich als eine wichtige
Aufgabe des Geschäftsführers und der Geschäftsstelle, damit die Visionen
und Ziele, die der Vorstand zur Zeit erarbeitet, in konkrete Forderungen
und Erfolge umgesetzt werden können.
2. Ich möchte die Geschäftsstelle als "Servicezentrale" für die
ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Wikimedia-Projekte
etablieren. Hierzu werden wir in den kommenden Monaten den Dialog suchen
mit Euch, den Wikipedia-Autoren, den Wikinews-Journalisten, den
Wikisource-Engagierten und den Wikiversity-Mitarbeitern und Euch nach
Euren Ideen und Wünschen fragen. Die Geschäftsstelle wird daraus
Maßnahmen und Aktionen entwickeln, die dann in den kommenden Monaten
umgesetzt werden sollen. Mein Ziel ist es, konkrete Hilfestellungen und
Unterstützung für die Community zu bieten, die es Euch leichter machen,
Freies Wissen zu erstellen, zugänglich zu machen und zu verbreiten.
3. Der Verein hat schon jetzt ein sehr erfreuliches Spendenaufkommen,
welches es uns ermöglicht hat, viele Projekte anzuschieben, zu
unterstützen und durchzuführen. Besonders beeindruckend für mich ist die
hohe Zahl an Klein- und Kleinstspendern bis hin zum Schüler, der 5 Euro
seines Taschengelds mit dem Vermerk "Ohne Wikipedia hätte ich das
Schuljahr nicht geschafft" überweist. Dies ist Motivation und
Verpflichtung zugleich. Ich möchte darüber hinaus das Fundraising
deutlich ausbauen und vermehrt auch Großspender gewinnen und
zweckgebunde Spenden einwerben. Hierdurch wird der finanzielle
Handlungsspielraum erweitert, wir gewinnen ein höheres Maß an
Planungssicherheit und wir bauen wertvolle Kontakte auf, die uns - neben
dem Geld - die Erreichung unserer Ziele ermöglichen werden.
Ich möchte diesen Beitrag auch noch dazu nutzen, Euch etwas über mich zu
erzählen: Ich bin 40 Jahre alt, komme aus Bremen und bin verheiratet.
Studiert habe ich Politik, Geschichte und Öffentliches Recht in Freiburg
im Breisgau und in Ottawa. Nach meinem Magisterexamen habe ich zunächst
eine Doktorarbeit zur Vorgeschichte der Außerparlamentarischen
Opposition in der Bundesrepublik begonnen, bevor ich 1998 bei einer
Tochterfirma von IBM als SAP-Berater und Projektmanager angefangen habe.
Diese Arbeit führte mich u.a. für zwei Jahre nach Melbourne und kreuz-
und quer durch Deutschland. Anschließend habe ich als "Business
Development Manager" für eine französische Unternehmensberatung das
SAP-Geschäft in Deutschland neu strukturiert und im Vertrieb gearbeitet.
Zwei Jahre habe ich als Bereichsleiter eines mittelständischen
Beratungshauses in St. Ingbert im Saarland ein Team von 30 Beratern und
Softwareentwicklern geleitet, bevor ich vor zwei Jahren wieder nach
Berlin gezogen bin, wo ich als freier Unternehmensberater und
Projektmanager für unterschiedliche Kunden tätig war.
Ich freue mich darauf, meine Erfahrungen, meine Fähigkeiten und meine
Kraft in die Aufgabe als Geschäftsführer von Wikimedia Deutschland
einzubringen. Ich weiß aber auch, dass ich diese Aufgabe unmöglich
alleine bewältigen kann. Ich freue mich daher auf die Zusammenarbeit mit
dem Vorstand, mit den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der
Geschäftsstelle, mit den zahllosen ehrenamtlichen Helfern - Und ich
bitte Euch, die Freundinnen und Freunde des Freien Wissens, mich bei
dieser Arbeit zu unterstützen und zu begleiten: Mit konstruktiver Kritik
ebenso wie mit guten Ideen, mit konkreten Hilfen und mit Eurem weiteren
Engagement.
Herzliche Grüße aus der Geschäftsstelle,
Pavel Richter