Hallo zusammen, hier ist mein Bericht von der Wikimania in Washington! lg, Susanne.
*Wikimania 2012 – Washington D.C. *
*To incorporate the sum of human knowledge you have to incorporate the sum of humans.*
*Mary Gardiner* gibt die *keynote speech* zum Thema *Fostering Diversity*: Viele Präsentationen in den nächsten Tagen drehen sich um Diversität und Outreach. Nicht nur ist der Frauenanteil auf Wikipedia mit 9% sehr gering, es werden auch 84% der Artikel im globalen Norden geschrieben. Im Laufe der Konferenz geht der viermillionste Artikel auf en.wikipedia online. 42% der Amerikaner wenden sich an Wikipedia, wenn sie Informationen suchen. *Jimmy Wales *stellt die Frage, ob Teilnehmer aus Nigeria da sind und erkennt die Schieflage und den Handlungsbedarf aus der Tatsache, dass sich niemand meldet, sofort. Da hinkt der gute Vorsatz von *„nothing about us without us“ * gewaltig. Schon wieder sitzen hier großteils Weiße, noch immer überwiegend Männer und wollen über „die Anderen“ sprechen. Aber natürlich ist bei Wikimania trotzdem alles ganz anders.
*Wikipedia is invincible.*
*Isla Haddow-Flood*, eine weiße Afrikanerin, stellt Wikipedia & Afrika als eine sich gegenseitig befruchtende Partnerschaft vor. Weniger als 22% von Afrika sind dokumentiert, mit Kenia wurde im März (nach Südafrika) erst das zweite Chapter am Kontinent gegründet und die Zukunft ist mobil: 70% des Internetverkehrs findet auf tragbaren Geräten statt (was die Möglichkeiten zu editieren stark einschränkt und gleichzeit nach neuen Lösungen schreit). Zu den Problemen in Afrika gehören eine hohe Analphabetismus-Rate, viele kleine Sprachen sowie die Tatsache, dass es aufgrund der mündlichen Tradition wenig Quellen gibt, die auf Wikipedia verlinkt werden könnten. Hier gibt es besonders spannende Ansätze, in Zukunft zB. verstärkt mit Videoaufzeichnungen zu arbeiten (vgl. dazu auch das *WikiTV*-Projekt, das vom österreichischen Chapter vorgestellt wurde).
*For those of you who are new: gosh! God bless you.*
Unter den *Wikimedia Community Fellows*, die ihre aktuellen Projekte vorstellen, sticht besonders das *Teahouse* hervor. Hier werden Neulinge mit weniger als 100 Edits aufgefangen und Willkommen geheißen, denn durch die gesamte Konferenz hindurch haben fast alle dieselbe Erfahrung gemacht: dass Wikipedia am Anfang kein besonders einladendes Ding ist. Anstatt Rügen für Fehler zu verteilen, wurde im Teahouse nun der Versuch gestartet, die Kraft der Einladung zu nutzen und *Peer Support* anzubieten – und der Erfolg gibt *Sarah Stierch und Jonathan Morgan *Recht. In der dreimonatigen Testphase konnte nicht nur die Neubeteiligung erhöht werden, vor allem der Frauenanteil nahm mit 28% stark zu! In einer späteren Vorstellung von * wikiHow* wurde festgehalten, dass dort seit der Gründung 2005 keine auffälligen *gender issues* und sehr nutzerfreundliche Tools bestehen. Weitere Projekte von Fellows waren ua. ein Redesign der *Help Pages* (zu verwirrend) von *Peter Coombe* oder *Dispute Resolution* (zu komplex) von *Steven Zhang* zur Gewährleistung von Neutralität, Qualität und Stabilität der Artikel.
*What you say vs. how you say it.*
Obwohl es viele Bestrebungen gibt, wikis offener zu gestalten, bestehen nach wie vor *„barriers of participation“* (*Sue Gardner*), die überwunden werden müssen. Dazu gehört auf sprachlicher Ebene, Ambiguität, die Verwendung von Jargon und vagen oder komplexen Bezeichnungen möglichst zu vermeiden. *Tom Morris* („a proud and out wiki slut“) schlägt vor, vermehrt auf Templates zurückzugreifen und eine einfache Sprache mit den 2000 gebräuchlichsten Wörtern sowie nicht mehr als 25 Worte in einem Satz zu verwenden.
In der Diskussion über freien Zugang zu Wissen(schaft) - vgl. zB. JStor - und zukünftige Orte der Kooperation mit Archiven ist vor allem das WikiProject *GLAM* (Galleries, Libraries, Archives & Museums) oder auch das *Google Art Project* hervorzuheben. Darüber hinaus wurde nach einem Vortrag über Jimbo die *Friendly Space Policy* heftig diskutiert und musste neu verankert werden.
In Summe habe ich sehr spannende Tage in DC verbracht und ich möchte mich für diese wunderbare Möglichkeit bedanken! Und für 2014 will übrigens Kapstadt eine Bewerbung einreichen :o)
Susanne Peter (echo.qwe@gmail.com), 24. Juli 2012.
Hallo, Susanne, vielen Dank für deinen Bericht von der Wikimania. Da werden ja einige grundlegende Themen ausführlich behandelt. Besonders interessant waren für mich die Zahlen zum Frauenanteil in der WP. 9% Frauenanteil ist wirklich bedeutend weniger als ich mir vorgestellt hatte. Beim NÖ Stammtisch in Lilienfeld am vergangenen Samstag waren es doch immerhin 33% (5 Frauen und 10 Männer am Stammtisch, Allander und Pater Pius, die nur bei der Führung anwesend waren, lasse ich jetzt mal weg :). MfG Beppo
-------- Original-Nachricht --------
Datum: Tue, 24 Jul 2012 19:50:35 +0200 Von: Susanne Peter echo.qwe@gmail.com An: vereinat-l@lists.wikimedia.org Betreff: [VereinAT-l] Wikimania 2012
Hallo zusammen, hier ist mein Bericht von der Wikimania in Washington! lg, Susanne.
*Wikimania 2012 – Washington D.C. *
*To incorporate the sum of human knowledge you have to incorporate the sum of humans.*
*Mary Gardiner* gibt die *keynote speech* zum Thema *Fostering Diversity*: Viele Präsentationen in den nächsten Tagen drehen sich um Diversität und Outreach. Nicht nur ist der Frauenanteil auf Wikipedia mit 9% sehr gering, es werden auch 84% der Artikel im globalen Norden geschrieben. Im Laufe der Konferenz geht der viermillionste Artikel auf en.wikipedia online. 42% der Amerikaner wenden sich an Wikipedia, wenn sie Informationen suchen. *Jimmy Wales *stellt die Frage, ob Teilnehmer aus Nigeria da sind und erkennt die Schieflage und den Handlungsbedarf aus der Tatsache, dass sich niemand meldet, sofort. Da hinkt der gute Vorsatz von *„nothing about us without us“
- gewaltig. Schon wieder sitzen hier großteils Weiße, noch immer
überwiegend Männer und wollen über „die Anderen“ sprechen. Aber natürlich ist bei Wikimania trotzdem alles ganz anders.
*Wikipedia is invincible.*
*Isla Haddow-Flood*, eine weiße Afrikanerin, stellt Wikipedia & Afrika als eine sich gegenseitig befruchtende Partnerschaft vor. Weniger als 22% von Afrika sind dokumentiert, mit Kenia wurde im März (nach Südafrika) erst das zweite Chapter am Kontinent gegründet und die Zukunft ist mobil: 70% des Internetverkehrs findet auf tragbaren Geräten statt (was die Möglichkeiten zu editieren stark einschränkt und gleichzeit nach neuen Lösungen schreit). Zu den Problemen in Afrika gehören eine hohe Analphabetismus-Rate, viele kleine Sprachen sowie die Tatsache, dass es aufgrund der mündlichen Tradition wenig Quellen gibt, die auf Wikipedia verlinkt werden könnten. Hier gibt es besonders spannende Ansätze, in Zukunft zB. verstärkt mit Videoaufzeichnungen zu arbeiten (vgl. dazu auch das *WikiTV*-Projekt, das vom österreichischen Chapter vorgestellt wurde).
*For those of you who are new: gosh! God bless you.*
Unter den *Wikimedia Community Fellows*, die ihre aktuellen Projekte vorstellen, sticht besonders das *Teahouse* hervor. Hier werden Neulinge mit weniger als 100 Edits aufgefangen und Willkommen geheißen, denn durch die gesamte Konferenz hindurch haben fast alle dieselbe Erfahrung gemacht: dass Wikipedia am Anfang kein besonders einladendes Ding ist. Anstatt Rügen für Fehler zu verteilen, wurde im Teahouse nun der Versuch gestartet, die Kraft der Einladung zu nutzen und *Peer Support* anzubieten – und der Erfolg gibt *Sarah Stierch und Jonathan Morgan *Recht. In der dreimonatigen Testphase konnte nicht nur die Neubeteiligung erhöht werden, vor allem der Frauenanteil nahm mit 28% stark zu! In einer späteren Vorstellung von * wikiHow* wurde festgehalten, dass dort seit der Gründung 2005 keine auffälligen *gender issues* und sehr nutzerfreundliche Tools bestehen. Weitere Projekte von Fellows waren ua. ein Redesign der *Help Pages* (zu verwirrend) von *Peter Coombe* oder *Dispute Resolution* (zu komplex) von *Steven Zhang* zur Gewährleistung von Neutralität, Qualität und Stabilität der Artikel.
*What you say vs. how you say it.*
Obwohl es viele Bestrebungen gibt, wikis offener zu gestalten, bestehen nach wie vor *„barriers of participation“* (*Sue Gardner*), die überwunden werden müssen. Dazu gehört auf sprachlicher Ebene, Ambiguität, die Verwendung von Jargon und vagen oder komplexen Bezeichnungen möglichst zu vermeiden. *Tom Morris* („a proud and out wiki slut“) schlägt vor, vermehrt auf Templates zurückzugreifen und eine einfache Sprache mit den 2000 gebräuchlichsten Wörtern sowie nicht mehr als 25 Worte in einem Satz zu verwenden.
In der Diskussion über freien Zugang zu Wissen(schaft) - vgl. zB. JStor - und zukünftige Orte der Kooperation mit Archiven ist vor allem das WikiProject *GLAM* (Galleries, Libraries, Archives & Museums) oder auch das *Google Art Project* hervorzuheben. Darüber hinaus wurde nach einem Vortrag über Jimbo die *Friendly Space Policy* heftig diskutiert und musste neu verankert werden.
In Summe habe ich sehr spannende Tage in DC verbracht und ich möchte mich für diese wunderbare Möglichkeit bedanken! Und für 2014 will übrigens Kapstadt eine Bewerbung einreichen :o)
Susanne Peter (echo.qwe@gmail.com), 24. Juli 2012.
Hallo, Marcus, das heißt, am besten wäre es, es kämen gleich noch ein paar Handwerkerinnen zur Wikipedia, dann hätten wir gleich zwei Fliegen mit einer Klappe...
Dass die Zahl von 9% etwas veraltet ist, habe ich fast vermutet, sie ist aber durchaus in der Größenordnung, in der vor zwei Jahren noch die Stammtische und andere Veranstaltungen besetzt waren. Das hat sich schon merklich gebessert. Man muss aber auf die, die man als Autorinnen und Autoren gewinnen will, aktiv zugehen. Das schreibt ja auch Susanne in ihrem Bericht:
"Anstatt Rügen für Fehler zu verteilen, wurde im Teahouse nun der Versuch gestartet, die Kraft der Einladung zu nutzen und Peer Support anzubieten."
Das gilt für alle Gruppen, die in der WP unterrepräsentiert sind, für Wissenschaftler genau so wie für Handwerker. Lange Diskussionen und Statistiken helfen da nicht viel. Einladen, unterstützen, persönliche Kontakte fördern, ich glaube, da sind wir schon auf dem richtigen Weg. MfG Beppo
-------- Original-Nachricht --------
Datum: Wed, 25 Jul 2012 17:08:35 +0200 (CEST) Von: "Marcus Cyron" kenwilliams-1@web.de An: "Wikimedia Österreich" vereinat-l@lists.wikimedia.org Betreff: Re: [VereinAT-l] Wikimania 2012
VereinAT-l mailing list VereinAT-l@lists.wikimedia.org https://lists.wikimedia.org/mailman/listinfo/vereinat-l
Hallo,
Muss dir da beipflichten Beppo. Man liest ja auch im Buch oft genug, wie manche Neulinge durch die strikte Einhaltung der "WikiRules" eher abgeschreckt werden.
Bsp.:
Artikel sollten nicht gleich im Artikelnamensraum angelegt werden. Wieso wird dann, wenn ich auf einen roten Link klicke, den Artikel verfasse und auf Seite speichern klicke, dieser genau dort angelegt? Als Neuling bin ich dann schon etwas verwirrt, da ich das ja nicht wissen kann, außer ich lese vorher viel durch.
Wikipedia bearbeiten ist eben nicht (mehr) ganz so einfach. Die Hürde ist zwar nicht so hoch wie auch beim Softwareentwickeln beispielsweise, aber dennoch gibt es genug zu beachten. Die einfachste Variante wäre doch, rote Links nur dann anzuzeigen, wenn der Benutzer eine gewisse Anzahl an Bearbeitungen hat. Dann sollte er sich nämlich auskennen. "Sollte", nicht "müsste".
In diesem Sinne könnte man Fettnäpfchen auch versuchen zu vermeiden und dem User von Beginn an assistieren, sobald er sich anmeldet zum Beispiel.
Marco
On 07/25/2012 05:35 PM, Beppo Stuhl wrote:
Hallo, Marcus, das heißt, am besten wäre es, es kämen gleich noch ein paar Handwerkerinnen zur Wikipedia, dann hätten wir gleich zwei Fliegen mit einer Klappe...
Dass die Zahl von 9% etwas veraltet ist, habe ich fast vermutet, sie ist aber durchaus in der Größenordnung, in der vor zwei Jahren noch die Stammtische und andere Veranstaltungen besetzt waren. Das hat sich schon merklich gebessert. Man muss aber auf die, die man als Autorinnen und Autoren gewinnen will, aktiv zugehen. Das schreibt ja auch Susanne in ihrem Bericht:
"Anstatt Rügen für Fehler zu verteilen, wurde im Teahouse nun der Versuch gestartet, die Kraft der Einladung zu nutzen und Peer Support anzubieten."
Das gilt für alle Gruppen, die in der WP unterrepräsentiert sind, für Wissenschaftler genau so wie für Handwerker. Lange Diskussionen und Statistiken helfen da nicht viel. Einladen, unterstützen, persönliche Kontakte fördern, ich glaube, da sind wir schon auf dem richtigen Weg. MfG Beppo
-------- Original-Nachricht --------
Datum: Wed, 25 Jul 2012 17:08:35 +0200 (CEST) Von: "Marcus Cyron"kenwilliams-1@web.de An: "Wikimedia Österreich"vereinat-l@lists.wikimedia.org Betreff: Re: [VereinAT-l] Wikimania 2012
VereinAT-l mailing list VereinAT-l@lists.wikimedia.org https://lists.wikimedia.org/mailman/listinfo/vereinat-l
VereinAT-l mailing list VereinAT-l@lists.wikimedia.org https://lists.wikimedia.org/mailman/listinfo/vereinat-l
Hallo Marco,
da hast du recht, das System ist etwas inkonsistent. Man darf zum Beispiel keine Artikel verschieben, wenn man nicht eine bestimmte Zeit lang angemeldet ist. Man darf aber neue Artikel anlegen und erst, wenn man einen Fehler im Titel erkennt und verzweifelt versucht, diesen zu korrigieren, kommt man darauf, dass man sich an eine Hilfe-Seite wenden sollte. In der englischsprachigen WP dürfen Neulinge keine Artikel anlegen. MfG Beppo
-------- Original-Nachricht --------
Datum: Wed, 25 Jul 2012 17:54:11 +0200 Von: Marco Fleckinger marco.fleckinger@gmail.com An: "Wikimedia Österreich" vereinat-l@lists.wikimedia.org Betreff: Re: [VereinAT-l] Wikimania 2012
Hallo,
Muss dir da beipflichten Beppo. Man liest ja auch im Buch oft genug, wie manche Neulinge durch die strikte Einhaltung der "WikiRules" eher abgeschreckt werden.
Bsp.:
Artikel sollten nicht gleich im Artikelnamensraum angelegt werden. Wieso wird dann, wenn ich auf einen roten Link klicke, den Artikel verfasse und auf Seite speichern klicke, dieser genau dort angelegt? Als Neuling bin ich dann schon etwas verwirrt, da ich das ja nicht wissen kann, außer ich lese vorher viel durch.
Wikipedia bearbeiten ist eben nicht (mehr) ganz so einfach. Die Hürde ist zwar nicht so hoch wie auch beim Softwareentwickeln beispielsweise, aber dennoch gibt es genug zu beachten. Die einfachste Variante wäre doch, rote Links nur dann anzuzeigen, wenn der Benutzer eine gewisse Anzahl an Bearbeitungen hat. Dann sollte er sich nämlich auskennen. "Sollte", nicht "müsste".
In diesem Sinne könnte man Fettnäpfchen auch versuchen zu vermeiden und dem User von Beginn an assistieren, sobald er sich anmeldet zum Beispiel.
Marco
On 07/25/2012 05:35 PM, Beppo Stuhl wrote:
Hallo, Marcus, das heißt, am besten wäre es, es kämen gleich noch ein paar
Handwerkerinnen zur Wikipedia, dann hätten wir gleich zwei Fliegen mit einer Klappe...
Dass die Zahl von 9% etwas veraltet ist, habe ich fast vermutet, sie ist
aber durchaus in der Größenordnung, in der vor zwei Jahren noch die Stammtische und andere Veranstaltungen besetzt waren. Das hat sich schon merklich gebessert. Man muss aber auf die, die man als Autorinnen und Autoren gewinnen will, aktiv zugehen. Das schreibt ja auch Susanne in ihrem Bericht:
"Anstatt Rügen für Fehler zu verteilen, wurde im Teahouse nun der
Versuch gestartet, die Kraft der Einladung zu nutzen und Peer Support anzubieten."
Das gilt für alle Gruppen, die in der WP unterrepräsentiert sind, für
Wissenschaftler genau so wie für Handwerker. Lange Diskussionen und Statistiken helfen da nicht viel. Einladen, unterstützen, persönliche Kontakte fördern, ich glaube, da sind wir schon auf dem richtigen Weg.
MfG Beppo
-------- Original-Nachricht --------
Datum: Wed, 25 Jul 2012 17:08:35 +0200 (CEST) Von: "Marcus Cyron"kenwilliams-1@web.de An: "Wikimedia Österreich"vereinat-l@lists.wikimedia.org Betreff: Re: [VereinAT-l] Wikimania 2012
VereinAT-l mailing list VereinAT-l@lists.wikimedia.org https://lists.wikimedia.org/mailman/listinfo/vereinat-l
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lb Susanne, welchen Vorschlag hättest du, den Frauenanteil zu erhöhen, ist es überhaupt im Interesse von Frauen, an einem Wissenssammelprojekt wie Wikipedia mitzumachen und was sollte und könnte inhaltlich passieren, dass es zu einer Änderung kommt?
Was können wir tun, um Frauen von Love.at, den diversen Emo-Seiten und Facebook wegzuholen?
Ich meine es ernst, auch wenn es vordergründig nicht so klingt.
Da wir ja in Ö die absoluten Obervifzacks sind, kann die Lösung nur hier gefunden werden. ;-)
lg H.
Am 25.07.2012 17:00, schrieb Beppo Stuhl:
Hallo, Susanne, vielen Dank für deinen Bericht von der Wikimania. Da werden ja einige grundlegende Themen ausführlich behandelt. Besonders interessant waren für mich die Zahlen zum Frauenanteil in der WP. 9% Frauenanteil ist wirklich bedeutend weniger als ich mir vorgestellt hatte. Beim NÖ Stammtisch in Lilienfeld am vergangenen Samstag waren es doch immerhin 33% (5 Frauen und 10 Männer am Stammtisch, Allander und Pater Pius, die nur bei der Führung anwesend waren, lasse ich jetzt mal weg :). MfG Beppo
-------- Original-Nachricht --------
Datum: Tue, 24 Jul 2012 19:50:35 +0200 Von: Susanne Peter echo.qwe@gmail.com An: vereinat-l@lists.wikimedia.org Betreff: [VereinAT-l] Wikimania 2012
Hallo zusammen, hier ist mein Bericht von der Wikimania in Washington! lg, Susanne.
*Wikimania 2012 – Washington D.C. *
*To incorporate the sum of human knowledge you have to incorporate the sum of humans.*
*Mary Gardiner* gibt die *keynote speech* zum Thema *Fostering Diversity*: Viele Präsentationen in den nächsten Tagen drehen sich um Diversität und Outreach. Nicht nur ist der Frauenanteil auf Wikipedia mit 9% sehr gering, es werden auch 84% der Artikel im globalen Norden geschrieben. Im Laufe der Konferenz geht der viermillionste Artikel auf en.wikipedia online. 42% der Amerikaner wenden sich an Wikipedia, wenn sie Informationen suchen. *Jimmy Wales *stellt die Frage, ob Teilnehmer aus Nigeria da sind und erkennt die Schieflage und den Handlungsbedarf aus der Tatsache, dass sich niemand meldet, sofort. Da hinkt der gute Vorsatz von *„nothing about us without us“
- gewaltig. Schon wieder sitzen hier großteils Weiße, noch immer
überwiegend Männer und wollen über „die Anderen“ sprechen. Aber natürlich ist bei Wikimania trotzdem alles ganz anders.
*Wikipedia is invincible.*
*Isla Haddow-Flood*, eine weiße Afrikanerin, stellt Wikipedia & Afrika als eine sich gegenseitig befruchtende Partnerschaft vor. Weniger als 22% von Afrika sind dokumentiert, mit Kenia wurde im März (nach Südafrika) erst das zweite Chapter am Kontinent gegründet und die Zukunft ist mobil: 70% des Internetverkehrs findet auf tragbaren Geräten statt (was die Möglichkeiten zu editieren stark einschränkt und gleichzeit nach neuen Lösungen schreit). Zu den Problemen in Afrika gehören eine hohe Analphabetismus-Rate, viele kleine Sprachen sowie die Tatsache, dass es aufgrund der mündlichen Tradition wenig Quellen gibt, die auf Wikipedia verlinkt werden könnten. Hier gibt es besonders spannende Ansätze, in Zukunft zB. verstärkt mit Videoaufzeichnungen zu arbeiten (vgl. dazu auch das *WikiTV*-Projekt, das vom österreichischen Chapter vorgestellt wurde).
*For those of you who are new: gosh! God bless you.*
Unter den *Wikimedia Community Fellows*, die ihre aktuellen Projekte vorstellen, sticht besonders das *Teahouse* hervor. Hier werden Neulinge mit weniger als 100 Edits aufgefangen und Willkommen geheißen, denn durch die gesamte Konferenz hindurch haben fast alle dieselbe Erfahrung gemacht: dass Wikipedia am Anfang kein besonders einladendes Ding ist. Anstatt Rügen für Fehler zu verteilen, wurde im Teahouse nun der Versuch gestartet, die Kraft der Einladung zu nutzen und *Peer Support* anzubieten – und der Erfolg gibt *Sarah Stierch und Jonathan Morgan *Recht. In der dreimonatigen Testphase konnte nicht nur die Neubeteiligung erhöht werden, vor allem der Frauenanteil nahm mit 28% stark zu! In einer späteren Vorstellung von * wikiHow* wurde festgehalten, dass dort seit der Gründung 2005 keine auffälligen *gender issues* und sehr nutzerfreundliche Tools bestehen. Weitere Projekte von Fellows waren ua. ein Redesign der *Help Pages* (zu verwirrend) von *Peter Coombe* oder *Dispute Resolution* (zu komplex) von *Steven Zhang* zur Gewährleistung von Neutralität, Qualität und Stabilität der Artikel.
*What you say vs. how you say it.*
Obwohl es viele Bestrebungen gibt, wikis offener zu gestalten, bestehen nach wie vor *„barriers of participation“* (*Sue Gardner*), die überwunden werden müssen. Dazu gehört auf sprachlicher Ebene, Ambiguität, die Verwendung von Jargon und vagen oder komplexen Bezeichnungen möglichst zu vermeiden. *Tom Morris* („a proud and out wiki slut“) schlägt vor, vermehrt auf Templates zurückzugreifen und eine einfache Sprache mit den 2000 gebräuchlichsten Wörtern sowie nicht mehr als 25 Worte in einem Satz zu verwenden.
In der Diskussion über freien Zugang zu Wissen(schaft) - vgl. zB. JStor - und zukünftige Orte der Kooperation mit Archiven ist vor allem das WikiProject *GLAM* (Galleries, Libraries, Archives & Museums) oder auch das *Google Art Project* hervorzuheben. Darüber hinaus wurde nach einem Vortrag über Jimbo die *Friendly Space Policy* heftig diskutiert und musste neu verankert werden.
In Summe habe ich sehr spannende Tage in DC verbracht und ich möchte mich für diese wunderbare Möglichkeit bedanken! Und für 2014 will übrigens Kapstadt eine Bewerbung einreichen :o)
Susanne Peter (echo.qwe@gmail.com), 24. Juli 2012.
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