Hallo Kurt,
obwohl mir zwar von massgeblicher Seite "Brabbelei" unterstellt und da ich nur Beisitzer bin mir das Recht mich als Vorstandsmitglied zu äussern entsagt wurde, möchte ich Dir gerne antworten. Natürlich ganz als meine private Meinung.
Zur Zusammensetzung des Vorstandes: Ich halte dies für einen interessanten Punkt. Bislang habe ich ähnliche Erfahrungen in anderen Wikimedia Chapters (ich bin vorallem für Schweiz, Österreich, Israel und Kenya tätig, arbeite aber auch mit einigen anderen zusammen bzw. bin Mitglied) nicht gemacht. Allerdings ist dies natürlich auch immer etwas national unterschiedlich. In der Schweiz gibt es beispielsweise nach einem Deutsch- nun einen Romanisch-lastigen Vorstand. Es gab und gibt natürlich gewisse Vorbehalte der jeweiligen Gegengruppen, aber ich kann nicht sagen, dass dies einen Einfluss auf die Beteiligung hat.
Allerdings bin ich interessiert entsprechende Gegenmeinungen hier zu hören, samt Vorschlägen was wir ändern können!
Hinzu kommt, dass sich der Vorstand seine Zusammensetzung nicht aussuchen kann. Es kommt darauf an, wer kandidiert, nur dieser kann gewählt werden. Bei der letzten GV wurden aktiv auch Leute angesprochen, um überhaupt die Beisitzerposten besetzen zu können.
Zu den Verzögerungen: Ich bezweifle, dass dies etwas mit Graz oder sonst irgendwie mit der Geographie zu tun hat - wenn, dann nur, dass der Vorstand nicht gesamthaft vom selben Ort kommt, man sich also nicht eben persönlich treffen kann. Wäre es so, würde es aber auch Deinem Argument der "lokalen Vertretung im Vorstand" widersprechen. Wir treffen uns stattdessen ca. einmal wöchentlich (manchmal mehrfach pro Woche, mal mit 14 Tagen Abstand) auf elektronischem Wege und sammeln dazwischen alle Anliegen im Vorstandswiki, daraus ergeben sich die Traktanden. Diese werden abgearbeitet, Aufgaben daraus werden verteilt und das besprochene am selben Ort dokumentiert. Damit bin ich der Meinung, dass wir Entscheidungen einigermassen schnell und transparent treffen können. Natürlich steht die Umsetzung auf einem anderen Blatt. Diese konzentriert sich auf Personen vor Ort, mit dem betreffenden Amt bzw. die die notwendigen Unterlagen vorliegen haben. Ich kann nur sagen, dass wir momentan relativ viel Zeit in Wikimedia Österreich investieren müssen, auch wenn dies sich nicht in Vereinsaktivitäten niederschlägt. Damit kommen wir auch zu Deinem dritten Punkt:
Formalitäten: Meine Meinung dazu ist: "nur soviel wie nötig". Ich habe Heinz Egger an der GV zugestimmt, dass die Formalitäten bislang zu wenig beachtet wurden, was teilweise zu unübersichtlichen Situationen geführt hat. Natürlich sollte ein Vorstand seine Besprechungen sauber planen und dokumentieren, so dass Entscheidungen nachvollziehbar sind. Hier habe ich einen Kompromissvorschlag gemacht (beantragt war, dass alle vergangenen Traktanden, Protokolle und Entscheidungen veröffentlicht werden sollten, diese gab es aber nicht schriftlich), dass zukünftig zumindest diese Protokolle gesammelt werden. Im Vorstandswiki geht das mit relativ wenig Zusatzaufwand. Meiner Meinung nach gebietet dies auch die Nachvollziehbarkeit für Aussenstehende (im Fall von Nachfragen oder Untersuchungen) als auch für die Effizienz der Zusammenarbeit. Auch ein Budget sollte vorab erstellt werden, dies wurde auch an der GV so besprochen und bis März geplant. Andere Dinge, wie über die Veröffentlichung sämtlicher Verträge des Vereins kann man streiten. Eine solche Forderung ist auf jeden Fall ungewöhnlich, aber da mir Transparenz wichtig ist und dies generell jedem hier wichtig sein sollte, kann ich aus Prinzip nicht dagegen sein. Es wurde auch entsprechend abgestimmt und umgesetzt. Dies hat meiner Meinung nach zuviel Zeit in Anspruch genommen, was sicher daran lag, dass viele Unterlagen erst zusammengesammelt werden mussten und nicht jedes Vorstandsmitglied über die notwendigen technischen Einrichtungen wie Scanner etc. verfügte. Sicher ein Punkt, der zu verbessern ist (Aktenablage). Seit wir das Mitglieder- und Vorstandswiki eingerichtet haben und auch die Vorstands-Mailingliste reaktiviert und haben und auch täglich nutzen denke, ich dass wir einen sehr grossen Schritt nach vorne gemacht haben im Sinne der notwendigen und auch hilfreichen Formalitäten.
Gerne würde ich Formalitäten und Anträge nach dem Prinzip des Pragmatismus behandeln. Es sollte immer die Frage gestellt werden: Bringt es uns in unserer Mission weiter? Viele Dinge tun dies vielleicht nicht direkt, sind aber trotzdem hilfreich auf Dauer. Dazu gehören auch das Fundraising Agreement, welches die das Chapter mit der Wikimedia Foundation geschlossen hat. Wir müssen dafür sehr viel bürokratische Arbeit erledigen, technische Infrastruktur schaffen, auch Geld in die Hand nehmen. Aber es bringt uns auch viel Geld. Den Einspruch gegen das Protokoll der GV habe ich entsprechend behandelt: Ändert sich was? Was bringt die Aktion? Ich sehe keinen Nutzen, weder für Transparenz, noch für unsere Vereinsziele. Trotzdem spreche ich natürlich niemand sein Recht ab, einen Einspruch zu erheben. Mir selbst ist es wichtig, dass Dinge ordentlich gemacht werden und wo Fehler passiert sind, diese behoben werden. Ich sehe Fehler auch nicht als Schande an, ich weiss, dass ich selbst ständig welche machen und dass diejenigen, die auf ihnen herum reiten ebenso Fehler machen.
Zu den Aktivitäten möchte ich noch etwas schreiben: Ich kann jeden nur ermutigen, aktiv zu werden. Wir sind im Verein, weil wir die selbe Vision haben: Jedem Menschen Zugang zu allem Wissen der Welt geben. Dafür braucht man viele Leute, die in den unterschiedlichsten Bereichen aktiv sind. Der Vorstand von Wikimedia Österreich bildet hier nur eine temporäre Gruppe von Leuten, die die Verwaltung erledigen müssen, sie können nicht die Aktivitäten des Vereins ausmachen. Arbeit in Wikipedia ist auch nur ein Teilaspekt davon, der natürlich nicht zu unterschätzen ist. Aber man möge mir verzeihen, dass ich Edit Count-Vergleiche nicht ernst nehmen kann, da ich weiss, dass viele Menschen viel Zeit in die Wikimedia-Vision investieren, ohne dafür einen einzigen Edit in Wikipedia zu tun. Für diese sind solche Vergleiche - insbesondere eine Ableitung eines Mitspracherechts daraus - eine Beleidigung, die zum Gegenteil, nämlich weniger Beteiligung führt. Ich ermutige daher jeden, mitzumachen, durch echte Aktivitäten, Ideen, Handeln. Das kann Softwareprogrammierung sein, Aufbau einer professionellen Buchhaltung mit Bank-Anbindung, Werbegrafik für Wikimedia-Materialien, Webdesign für eine bessere Homepage... was auch immer sein.
Die Arbeitsgruppen und Vorschläge, die an der GV und seither gekommen sind haben wir aufgenommen und auch veröffentlicht. Im Mitgliederwiki kann gearbeitet werden. Leider stelle ich aber fest, dass diejenigen Personen, die den Vorstand mit Anträgen an der Arbeit abhalten jene sind, die am lautesten über die "In-Aktivität" im Verein schimpfen, sich als Arbeitsgruppenleiter aufstellen (sehr gut! Habe ich auch befürwortet), dann aber rein gar nichts tun... die Wikiseiten sind gänzlich leer.
Ich lade Dich also gerne ein hier Ideen, Vorschläge, aber auch konstruktive Kritik abzuladen und zu diskutieren. Das kann hier in der Öffentlichkeit auf dieser Mailingliste geschehen (das empfehle ich, da andere unterstützend einsteigen können) oder direkt an vorstand@wikimedia.at.
Grüsse,
Manuel Schneider