Hallo Marcus,
ich kann Deine Unzufriedenheit zu gut verstehen. Ich selbst bin hin- und hergerissen. Es gibt sehr viele Gesichtspunkte und Ansichten zu diesem ganzen Komplex und ich versuche einfach mal - ohne Wertung - wiederzugeben, was so diskutiert und argumentiert wurde. Diese Aussagen stammen von verschiedenen Leuten von allen Seiten:
* Das WMF Board hat sich bislang völlig aus dem Fundraising zurückgehalten und das die WMF alleine mit den Chaptern ausmachen lassen. Anfangs hat WMDE einfach vorgegeben und die WMF darauf reagiert. Man hangelte sich von Fundraising Agreement zu Fundraising Agreement, jedes Jahr lief es etwas besser, aber nicht gut. Jetzt ist die WMF endlich einigermassen professionell, es gibt aber einige Probleme (s.u.) die das Board lange mit angesehen hat. Endlich hat sich das Board mal in die Sache eingemischt - schliesslich ist es das Führungsorgan - und hat seine Rolle wahrgenommen und diesen "Letter from the Board" geschrieben.
* Es gab Probleme mit einzelnen Chaptern die das Fundraising Agreement nicht eingehalten haben, Geld und Berichte nicht beigebracht haben und schlussendlich auch gar nicht wussten, was sie mit dem Geld machen sollten. Da ging es um umgerechnet eine knappe Mio. EUR. Es gab Diskussionen und da fiel von einem Vorstandsmitglied (Chapter) die Bemerkung: "Wir tun was wir für richtig halten, auch wenn Euch das nicht passt. Schliesslich habt ihr den Vertrag entworfen, also ist es Eure Aufgabe diesen auch umzusetzen bzw. seine Umsetzung zu erzwingen".
* The simple fact is that the Foundation does, in fact, own Wikipedia. We might speak poetically about the role of the volunteers who wrote it, and I am happy to speak passionately that "Wikipedia belongs to the world, to every single person on the planet.
But let's remember that such talk is about passions, emotions, poetry.
The legal owner of Wikipedia is the Wikimedia Foundation.
--Jimbo
* Das Board ist die Führung der Wikimedia Foundation. Das Board ist nicht die Führung des Movements, auch wenn es das manchmal denkt.
* Auf Beschwerden, dass das neue Grant Agreement so einseitig ist (Aussage eines Chapter-Vorsitzenden): "Die Wikimedia Foundation ist eine professionelle, weltweit agierende Organisation. Die handelt auch so. Was erwartet ihr denn, dass die dabei an Euch denkt? Es ist nicht deren Aufgabe einen Vertrag vorzulegen, der Euch passt. Es wäre Eure Aufgabe einen Vertrag vorzulegen, der Euch passt. Den Rest verhandelt man bis beide Seiten zufrieden sind. Nur weil die WMF non-profit ist heisst das nicht, dass sie nicht wie eine normale, professionelle Organisation agiert."
* Es ist genauso unfair, wenn wir weiter Fundraising betreiben wie bisher - manche Länder haben viel zuviel Geld und wissen nicht wohin während in armen Ländern gar nicht soviel erwirtschaftet werden, dass ein Chapter davon leben könnte - und muss davon noch die Hälfte abgeben. Da sind die Grants doch viel besser.
* Warum sollen wir denn in 35 Ländern (theoretisch, wenn alle derzeitigen Chapter mitmachen würden) Chapter kontrollieren, uns Berichte erstatten lassen, Angst haben müssen, dass sie alles richtig machen (und wenn nicht unsere Reputation bei den Spendern kaputt machen), Geld überweisen lassen etc... 35 Chapter müssen eine Plattform aufbauen um Spenden einsammeln zu können, Verträge mit Kreditkartenunternehmen etc. abschliessen - dabei hat die WMF eine grosse, skalierbare Infrastruktur die funktioniert, dann kann doch alles über eine zentrale Plattform laufen und alles ist viel einfacher und schlanker - Synergieeffekte also...
Vermutlich habe ich noch ein paar interessante Beiträge vergessen... ich reiche die ggf. nach.
/Manuel