Hallo,
als Münchner Wikipedianer brauchen wir jetzt die Hilfe von euch, von jedem einzelnen
Empfänger dieser E-Mail. Unten angehängt findet ihr einen Text, den wir als Münchner
Mitglieder und Nicht-Mitglieder von Wikimedia Deutschland e.V. an das Präsidium des
deutschen Fördervereins schicken. Wir bitten euch um eure Unterschrift, damit wir den Text
mit möglichst vielen Namen nach Berlin schicken und veröffentlichen können.
Am Sonntag, 14. Juni (nicht am 16. wie bisher angenommen!) ist der letzte Tag für
Vorschläge zum Jahreskompass 2016 und wir legen dazu drei Punkte vor, wie wir uns die
Entwicklung des Vereins vorstellen, besonders zum Thema Regionalisierung. Die Ideen wurden
über Monate immer wieder mal diskutiert. Den konkreten Text haben wir auf einem
Stammtisch-Treffen und zudem mit einem harten Kern per E-Mail entworfen und abgestimmt.
Wer sich mit dem Text identifizieren kann und ihn unterstützen will, schickt mir bitte bis
spätestens Donnerstag Abend (oder meinetwegen Freitag vor 8 Uhr morgens) ein OK. Dann geht
am Freitag der Text mit euren Namen raus.
Ciao Henning
Vorschlag für den Jahreskompass von WMDE
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von Mitgliedern und Nichtmitgliedern aus München
zur Diskussion im Präsidium und Beschluss durch die Mitgliederversammlung
zum Thema Regionalisierung
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Wikimedia Deutschland e.V. wächst erheblich, an Mitgliedern, Einnahmen, Mitarbeitern und
allen anderen Kriterien. Das ist ein Zeichen des gewaltigen Vertrauens und der großartigen
Unterstützung, die unsere Projekte in der deutschen Öffentlichkeit genießen. Es ist auch
wichtig, dass der Verein eine starke Basis aufbaut, um stabile Einnahmen zu erzielen, die
nicht von den Bannern auf der Website - und damit direkt von der Foundation - abhängig
sind.
Die unmittelbare Arbeit in den Projekten findet schon immer dezentral statt. Wir Autoren
sitzen vor unseren eigenen Rechnern überall im deutschsprachigen Raum und Treffen der
ehrenamtlichen Wikipedianer gibt es schon viel länger als den Verein.
Deshalb hat Wikimedia Deutschland in den letzten Jahren das ausdrückliche Ziel der
Regionalisierung entwickelt. Mit den ersten Stützpunkten in Köln, Hamburg und anderen
Orten hat er bereits Fuß gefasst. Wir in München sind auch dabei, unter dem Namen
"Wiki-MUC" einen Stützpunkt zu planen und zu gründen.
Zur Regionalisierung legen wir euch drei Punkte vor, die unterschiedliche Zeitrahmen
betreffen und ohnehin nicht sofort wirksam würden. Aber wir denken, dass die Beratung
darüber jetzt beginnen sollten, damit der Verein seine zukünftige Entwicklung diskutieren
und in die Hand nehmen kann.
Verlässlichkeit
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Bisher hat der Verein einzelne Projekte gefördert, die einmalig oder über einen vorher
bestimmten Zeitraum liefen. Alle Zusagen waren auf höchstens ein Jahr angelegt. Auch die
Mietverträge in Köln und Hamburg haben bislang nur eine Laufzeit von einem Jahr. Für
Pilotprojekte war das völlig richtig. Aber die Regionalisierung ist auf Dauer angelegt und
wenn sich ein regionales Projekt bewährt hat, sollte es eine längerfristige Förderzusage
bekommen können. Das wäre für den Verein eine neue Form der Selbstbindung und sollte daher
nicht einfach von der Geschäftsstelle beschlossen werden, sondern gehört ins Präsidium und
in die Mitgliederversammlung.
Konkreter Anlass dieses Vorschlags ist die Suche nach Räumen in München. Ein typischer
Gewerbemietvertrag in München hat eine Laufzeit von drei Jahren mit einer Ausstiegsklausel
nach drei oder sechs Monaten. Eine Ausstiegsklausel nach einem Jahr können wir sicher
vereinbaren. Eine Laufzeit von nur einem Jahr erscheint uns schwierig und schränkt die
ohnehin nicht einfache Suche nach Räumen sehr ein.
Es gibt also gute Gründe, jetzt über längerfristige Projekte und Förderungen zu
diskutieren. Eine längere Bindung bringt mit sich, dass Entscheidungen eine konkrete
Evaluierung brauchen. Es sollten also von Anfang an Kriterien für Erfolg oder Misserfolg
festgelegt werden. Das ist natürlich machbar, alle möglichen anderen Vereine, aber auch
Unternehmen und andere Organisationen sind im Zuge ihres Wachstums diesen Weg gegangen.
WMDE sollte es jetzt diskutieren und ebenfalls diesen Schritt tun.
Dezentrale bezahlte Mitarbeiter
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Wiki[mp]edia-Stützpunkte haben Funktionen nach innen in die Community und nach außen in
die Öffentlichkeit. Für die Ehrenamtlichen sind Räume ein großer Schritt. Man hat sein
"eigenes Reich" mit tollen Arbeitsbedingungen für die direkte Arbeit. Und die
damit einher gehende Verantwortung stärkt auch den Zusammenhalt der Gruppe und hat so
soziale Wirkungen.
An definierte Öffentlichkeiten oder das breite Publikum richten sich Workshops und andere
Einladungen in den Stützpunkt. Alles das können Ehrenamtliche stemmen.
Aber wenn der Stützpunkt auch Ansprechpartner für eine breite Öffentlichkeit oder konkrete
Partner sein will, muss er zuverlässig erreichbar sein und müssen Informationsfäden
verlässlich in einer Hand zusammen laufen können. In Köln gibt es einen (bzw zwei)
Aktiven, der wegen seiner individuellen Situation mehr von diesen Funktionen übernehmen
kann, als Ehrenamtliche das normalerweise schaffen. Wir in München haben diese Bedingungen
so nicht und regen daher an dass ein bezahlter Mitarbeiter in Stützpunkten möglich wird.
Für den Verein wäre das ein großer Schritt. Nicht die eine zusätzliche Mitarbeiter-Stelle;
die Geschäftsstelle in Berlin wächst stetig. Aber ein dezentraler Mitarbeiter würde neue
Aufgaben in Mitarbeiterführung, Kommunikation und ähnlichem bedingen. Er bietet aber
gewaltige Chancen. Vor Ort ohnehin, aber in einem großen, föderalen und dezentralen Land
wie Deutschland auch für WMDE als Ganzes. Ein Mitarbeiter zB in München könnte eben auch
mal Termine für den Verein wahrnehmen, ohne dass gleich Reisezeiten und -kosten anfallen.
Über die Zuständigkeiten müsste man in jedem Einzelfall diskutieren und sie wären auch
sicher sehr individuell vom Standort und auch der Person des Mitarbeiters abhängig. Aber
im Zuge der gewollten Regionalisierung bieten sich große Möglichkeiten und deshalb sollte
wir diesen Schritt jetzt diskutieren und möglich machen.
Regionale Gruppen innerhalb des Vereins
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Eng mit Stützpunkten und vorallem mit der Idee von einem dezentralen Mitarbeiter hängt die
Frage zusammen, ob der Verein mittelfristig formal regionale Untergruppen gründen sollte.
Für Untergruppen könnten aber auch ohne Stützpunkt gute Gründe sprechen.
Der unmittelbare Vorteil wäre Verlässlichkeit als lokaler Ansprechpartner gegenüber dem
Verein. Fragen wie "Schlüsselgewalt" und Verantwortung für Sach- und Geldmittel
des Stützpunkts würden durch eine etablierte Regionalgruppe mit wie auch immer geartetem
Vorstand eindeutig geregelt. Auch ohne Stützpunkt könnten Regionalgruppen die Grundlage
und Motivation für längerfristige Projekte bieten, die von individuellen Aktiven losgelöst
wären.
Niemand muss Angst vor Haftungsfragen haben. Die noch ziemlich neue gesetzliche Regelung
(§31a BGB) stellt ehrenamtliche Funktionsträger in eingetragenen, gemeinnützigen Vereinen
von der Haftung für einfache Fahrlässigkeit frei. Bei grober Fahrlässigkeit haftet auch
weiterhin jeder selbst. Aber niemand von uns würde mit seinem eigenen Geld einfach
rumwerfen, also sollten wir das auch mit den Mitteln des Vereins durch die Auswahl
geeigneter Personen vermeiden können.
Regionalgruppen haben aber auch nach außen einen gewaltigen Vorteil. Sie können lokal und
regional Projekte mit Partnern starten, die ohne örtliche formale Struktur unerreichbar
sind. Eine Wiki[mp]edia-Regionalgruppe kann mit einzelnen Schulen oder dem örtlichen
Schulamt ein Projekt durchführen und auch als Empfänger von Fördergeldern dafür dienen.
Die individuellen Aktiven Erika Mustermann und Max Irgendwer vom regionalen
"Stammtisch" würden sich da erheblich schwerer tun. Der Verein mit Sitz in
Berlin kann diese Funktion in der Regel auch nicht übernehmen, da er die Arbeit vor Ort
nicht leisten und auch nicht kontrollieren kann.
Wir schlagen vor, dass die dezentralen Gruppen einer formalen Gründung durch den Verein
als ganzen, zB durch das Präsidium mit Anerkennung durch die nächsten
Mitgliederversammlung bedürfen. Auch die Auflösung einer Gruppe, die sich nicht bewährt
hat, wäre auf demselben Weg möglich. Gruppen sollten einen Anteil an den Beiträgen der
Mitglieder in ihrer Region für ihre eigene Arbeit bekommen. Natürlich müssten sie mit dem
Verein abrechnen, da die Gesamtverantwortung dort liegt.
Durch die Zuweisung von Teilen aus den Mitgliedsbeiträgen bekämen die Regionalgruppen auch
einen Anreiz, vor Ort Mitglieder für den Verein zu werben. Dadurch ergäben sich direkte
Multiplikationseffekte.
In unzähligen Vereinen gibt es regionale Untergliederungen, in den weitaus meisten sind
diese rechtlich unselbständig, also keine eigenen e.V. sondern werden einfach durch die
Satzung des Vereins geregelt. Das würde auch hier völlig ausreichen. Für die genaue
Ausgestaltung gibt es in anderen Vereinen sehr unterschiedliche Vorbilder. Welches Modell
WMDE anwenden kann und will, sollte ausführlich diskutiert werden. Vermutlich müsste das
auch mit der Foundation geklärt werden und zur Einführung sind ohnehin Satzungsänderungen
erforderlich. Wir reden also von einer mittel- oder langfristigen Entwicklung. Aber auch
hier wünschen wir uns, dass Wikimedia Deutschland jetzt mit der Diskussion darüber
beginnt.
Zusammenfassung
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Hiermit legen wir euch unsere Ideen vor, wie sich Wikimedia Deutschland in absehbarer Zeit
weiter entwickeln könnte. Alle sind wichtig genug, um sie nicht dem Vorstand und der
Geschäftsstelle zu überlassen, sondern im Präsidium und der Mitgliederversammlung zu
diskutieren und zu beschließen.
Die Regionalisierung des Vereins ist ausdrücklich gewollt. Sie ist richtig und die
logische Fortsetzung der bisherigen erfolgreichen Entwicklung. Wir schlagen
Diskussionspunkte vor, wie die Regionalisierung weiter gehen könnte. Die drei Punkte
betreffen unterschiedliche Zeithorizonte. Manches geht mit einem einmaligen Beschluss,
anderes erfordert Abstimmungen nach innen und wohl auch mit der Foundation und kann gar
nicht kurzfristig umgesetzt werden. Aber wir glauben, dass der Verein jetzt mit der
Diskussion darüber beginnen sollte.
Der Stammtisch in München ist die älteste Gruppierung von Wikipedia-Aktiven weltweit und
trifft sich kontinuierlich seit Oktober 2003 jeden Monat. Als ehrenamtliche Wikipedianer
haben wir zum 10. Geburtstag von Wikipedia eine Veranstaltung mit 125 Teilnehmern im
Literaturhaus organisiert. Bei unserer jährlichen Grillparty war schon mal Jimmy Wales zu
Gast. Seit drei Jahren bauen wir zweimal im Jahr Infostände bei Großveranstaltungen in der
Innenstadt mit jeweils mehreren 100.000 Besuchern auf. Von München geht das Projekt
"Wikipedianische Landpartie" aus, das gerade zum zweiten Mal umgesetzt wurde und
bei dem ein kleines Team Wikipedianer für mehrere Tage in eine Region fährt. Dort treffen
sie sich mit örtlichen Experten, um Informationen zB zu Denkmalschutz und regionaler
Kultur zu sammeln, machen Fotos und ermitteln geeignete Belege. Seit diesem Jahr halten
wir Vorträge und Workshops in der Münchner Stadtbibliothek. Dazu kommen unregelmäßig
weitere Veranstaltungen nach innen oder für die Öffentlichkeit. Wir haben in der Zeit auch
zwei "Generationswechsel" hinbekommen, als bisherige Aktive ganz oder weitgehend
ausgeschieden sind und neue Wikipedianer Verantwortung für den Stammtisch und Projekte
übernommen haben.
Bei all dem hat uns WMDE großartig unterstützt, fast alle Ideen und Projekte hätten wir
ohne den Verein zumindestens nicht so umsetzen können. Deshalb möchten wir uns alle - egal
ob Mitglied oder nicht - für die Weiterentwicklung von Wikimedia Deutschland engagieren
und euch, dem Präsidium und der Mitgliederversammlung unsere Ideen vorlegen.
Viele Grüße
Bisherige Unterzeichner:
Martin Domdey
J. Patrick Fischer
Dieter Hannig
Burkhard Mücke
Wolfgang Rieger
Henning Schlottmann
Michael Schönitzer
Daniela Weiland