[Wikide-l] Die Leiden der jungen Schweizerin
Bjoern Hoehrmann
derhoermi at gmx.net
Sa Nov 28 07:25:30 UTC 2009
* assetburned wrote:
>On 27.11.2009, at 21:29, Bjoern Hoehrmann wrote:
>> Wenn es einen Konsens darüber gibt, dass neue Artikel von "befangenen"
>> Autoren aus psychologischen und qualitativen Gründen Tabu sind, sollte
>> es nicht weiter schwierig sein, Neuautoren mit Darstellung von Gründen
>> in der Erstellungsmaske und anderswo davon zu überzeugen, von ihrem
>> Vorhaben, so unschön die Demotivation auch sein mag, Abstand zu nehmen,
>> beziehungsweise das an konkret benannten anderen Orten zu realisieren.
>
>ja super idee. also leute die befangen sind dürfen keine artikel mehr
>zum thema schreiben, also genau die jenigen die ahnung davon haben.
Ein Grundprinzip eines Nachschlagewerkes ist die Nachvollziehbarkeit. Es
muss für jeden Leser möglich sein, ohne den Wikipedia-Artikel zu kennen,
so wie er ist von Grund auf neu und gleichwertig zu erstellen. Wenn das
nicht möglich ist, wenn man also Wikipedia als Quelle hinzuziehen muss,
dann hat man den Bereich des Nachschlagewerkes verlassen.
Dein Einwand ist durchaus berechtigt. Natürlich ist ein Nachschlagewerk
auf diejenigen, die Ahnung von einem Thema haben, angewiesen. Das heisst
aber nicht, dass die auch die Beiträge im Nachschlagewerk verfassen müs-
sen. Vielmehr ist das Nachschlagewerk der anteilslose Beobachter, der
die Dinge die um ihn herum passieren zur Kenntnis nimmt und weiter gibt.
Ansonsten stellst du aber eher ein Falsches Dilemma auf: in der Folge
sagst du ja, wenn wir die ausschliessen, die Ahnung haben und befangen
sind, bleiben nur noch die Ahnunglosen, und die können der Definition
nach keine guten Artikel schreiben.
Da gibt es zwei Möglichkeiten der Erwiderung: erstens sind Ahnung und
Befangenheit keine monochromen, binären Eigenschaften. Man kann durch-
aus zum Beispiel überdurchschnittlich viel Ahnung haben und nur ein bis-
chen befangen sein.
Alternativ und zweitens will ein Nachschlagewerk keine guten Autoren.
Diejenigen die Ahnung haben machen zu Hause ihre Hausaufgaben. Die im
Nachschlagewerk schreiben daraus in der Pause vor dem Unterricht die
Sachen schnell ab, in eigenen Worten und aufs Wesentliche verkürzt.
Wenn man will kann man auch noch drittens anführen, dass Befangenheit
sich unterschiedlich ausprägt. Wenn drei Wissenschaftler neue Ideen
zur String-Theorie entwickeln, sind sie was das Thema angeht befangen,
aber auch besonders kompetent. Ihr Interesse liegt aber darin ihre
Schlüsse anderen näherzubringen, was sich mit den Zielen des Nach-
schlagewerks deckt.
Der Kaufmann hinter einem Ein-Personen-Unternehmen hingegen will nicht
sein Wissen weitergeben, sondern seine Produkte vermarkten. Er mag sich
besonders gut mit seinem Unternehmen und seinen Produkten auskennen,
damit ist er aber in einer ganz anderen Art und Weise befangen als die
drei Wissenschaftler, zumindest aus Sicht des Nachschlagewerkes.
Letztlich geht das alles jedoch am Thema vorbei. Die Zielvorstellung
ist, dass man auf die Seiten der Wikipedia kommt, und einsieht, dass
man versteht warum man den geplanten Artikel lieber nicht einstellen
sollte. Wobei "man" ist: Die Mutter die über den Sohnemann schreibt,
die Schülerin über ihre beste Freundin, die Pressestelle des Energie-
riesen über die Gefahren der Kernkraft, der Tulpenzüchter über die
neue Tulpenart, die Agentur über ihr Marketingkonzept, der Autor ü-
ber sein neues Buch.
Schon aus dem eigenem Interesse heraus. Mit meinem "psychlogisch" oben
meinte ich ja vor allem auch die Aussenwirkung, wenn später mal jemand
den Wikiscanner ansetzt und am nächsten Tag die Presse voll ist von
Meldungen "X manipuliert Artikel über X.y". Kurz könnte man auf deinen
Einwand erwidern, Wenn zu einem Thema alle Qualifizierten auch erheb-
lich befangen sind, eignet sich das Thema nicht für ein Nachschlagewerk.
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