[Wikide-l] Limbo
Rainer Zenz
rainerzenz at web.de
Mo Nov 16 18:32:59 UTC 2009
"Limbo" würde nur noch eine Baustelle aufmachen, das ändert nichts am
Grundproblem.
Lässt man den ganzen Unfug beiseite, der zurecht gleich gelöscht
wird, bleiben mehr oder weniger gelungene Artikelversuche von mehr
oder minder großer Relevanz. Guter Wille dar also vorausgesetzt
werden, es kann auch Arbeit und Herzblut dahinterstecken.
Bekanntlich ist das mit dem ersten Artikel inzwischen nicht mehr so
leicht, wie es zu der Zeit war, als die heutigen Veteranen der
Wikipedia loslegten. Wir sollten uns daran erinnern. Auch an die
Entstehungsgeschichte als Gegenmodell zur Nupedia.
Wer heute als (unerfahrene) IP leichtsinnig einfach mal einen Artikel
schreibt, dürfte kein Erfolgserlebnis haben. "Sei mutig" geht da
schnell nach hinten los. Die vorsichtige IP klickt vielleicht auf
"Hilfe" und befindet sich unversehens im Dschungel von Borneo. Fasst
sie sich ein Herz, verlässt sie ihn unverzüglich wieder und geht ans
Werk. Am nächsten Morgen ist das Werk weg. Was ist passiert? Sie wird
es nicht herausfinden. Vielleicht hat der Rechner gesponnen,
vielleicht hat sie auf den falschen Knopf gedrückt? Wenn sie sich im
Dschungel auf die Spurensuche macht und fündig wird, findet sie
vielleicht einen blöden Kommentar, aber keine echte Begründung,
geschweige denn echte Hilfe. Und wer ist dieser arrogante Sack mit
dem komischen Namen, der den Artikel gelöscht hat?
Dumm gelaufen. Ich kann verstehen, wenn man nach so einer Erfahrung
die Finger von der Wikipedia lässt. Beiträge zu schreiben scheint
nicht zu funktionieren oder es kommt irgendeiner, den man nicht
kennt, und löscht meinen Beitrag kurzerhand.
Es ist unpopulär, aber inzwischen würde eine Anmeldepflicht für die
Erstellung und Bearbeitung von Artikeln ein Segen sein. Nicht weil
IPs verdächtige Gestalten sind, sondern weil man sie nicht ansprechen
kann! Man kann ihren Artikel auch nicht auf eine Benutzerunterseite
verschieben und diskutieren. Man kann ihr keine Ratschläge geben oder
Unterstützung anbieten. Ist halt nur ne Nummer, die Unsinn
geschrieben hat.
Es wird immer wieder angeführt, dass IPs mehrheitlich gute Arbeit
leisten. Das glaube ich gerne. Was ich nicht glaube, ist, dass eine
Anmeldepflicht Leute, die gute Arbeit leisten wollen, von der
Mitarbeit abhält. Das ist so ein gern gepflegter Mythos der
Offenheit. Aber was nutzt der einer IP, wenn ihr in Unkenntnis ganz
anderer Hürden ihre Beiträge unterm Hintern weggelöscht werden?
Wir sollten uns da ehrlich machen: Wer mitmachen will, soll sich
anmelden und bekommt eine taugliche (!) Kurzeinführung. Seine Arbeit
wird gegebenenfalls nicht einfach gelöscht, sondern mit freundlicher
Begründung in den Benutzerraum verschoben. Es wird Unterstützung
angeboten im Dschungel. Dann kann das ja was werden. Bei IPs geht das
alles nicht.
Gruß, Rainer