AW: AW: [Wikide-l] Schreiber, Sozialarbeiter und Steckenpferdreiter

Henriette Fiebig Henriette.Fiebig at snafu.de
Di Jan 18 05:19:42 UTC 2005


Ralph Teckentrup wrote:

> Du wirst Dich entsinnen, daß wir "frouwe" in diesem Lied einvernehmlich und
> in Übereinstimmung mit Benecke, Müller, Zarncke mit "Geliebte" übersetzt
> haben. Soviel zum Thema richtig und falsch ;-)

Hi Ralph!

Stimmt! _Du_ warst das ;)

Nun ist es aber so - ich hoffe die Liste hier schmeißt nicht bald das 
Handtuch bei soviel philologischer Spitzfindigkeit ;) -, daß "frouwe" 
"Herrin" heißt und nicht Frau. Und es bedeutet niemals und nimmer 
"Frau". Das mittelhochdeutsche Wort für Frau ist "wip" (was nicht - nur 
ums jetzt mal ganz zum Ende zu führen - Weib heißt).
Wenn ich innerhalb der Übersetzung - und das ist ja immer Interpretation 
- mich für ein in diesem Falle passenderes und wohlmöglich auch für den 
modernen Leser verständlicheres "Geliebte" entscheide, dann ist das 
vollkommen korrekt, ändert an der eigentlichen Wortbedeutung "Herrin" 
und nicht "Frau" aber gar nix.

> Nach meinem Dafürhalten kommt man aber auch bei solchen Ärgernissen nicht um
> eine Erklärung für den teilnehmenden Laien herum. Es gibt kein Board von
> LiteraturwissenschaftlerInnen, die sich um Einträge wie den über Walther
> kümmern, sondern der Artikel ist zur Bearbeitung frei und man kann sich die
> (Mit-)Bearbeiter nicht aussuchen. 
> Das ist natürlich eine fürchterliche Banalität, man sollte sie sich das aber
> öfter mal ins Gedächtnis rufen und (meinetwegen fluchend) viel Geduld
> zeigen. 

Oder eben - siehe Katharina und meine Wenigkeit - einfach gar nicht mehr 
über das Thema schreiben. Ich kann da nur betonen, was auch Katharina 
schon schrieb: Ich wollte nur erklären, _warum_ ich nicht mehr (oder nur 
noch sehr wenig) in meinem Fach- und Lieblingsthema arbeite. Mehr nicht.

Gruß

Henriette

-- 
Dieser visionaere Exzess beleidigte meine Unglaeubigkeit, und so 
beschloss ich, keine Zeit mit diesen Mysterienjaegern zu verlieren, 
sondern mich allein an die zeitgenoessischen Quellen zu halten.

Umberto Eco, Das Foucaultsche Pendel