AW: AW: [Wikide-l] Schreiber, Sozialarbeiter und Steckenpferdreiter

Ralph Teckentrup adornix at gmx.net
Mo Jan 17 16:28:58 UTC 2005


 

> -----Ursprüngliche Nachricht-----
> Von: Henriette Fiebig
> Gesendet: Montag, 17. Januar 2005 15:21
> An: Mailingliste der deutschsprachigen Wikipedia
> Betreff: Re: AW: [Wikide-l] Schreiber, Sozialarbeiter und 
> Steckenpferdreiter
> Ich habe aber was gegen Laien, denen ich erklären muß, daß 
> mittelhochdeutsch "frouwe" eben nicht Frau, sondern Herrin 
> heißt, denen dann auch noch den entsprechenden 
> Wörterbucheintrag kopiere und die mir dann immer noch 
> erzählen, daß sie ihre eigene Übersetzung aber schöner 
> finden. In jeder Wissenschaft - und selbst bei den manchmal 
> doch recht schwammigen Geisteswissenschaften - gibt es Dinge, 
> die richtig sind und alles andere ist schlicht falsch. Da 
> hilft auch kein Diskutieren (aber das sagtest Du ja auch 
> schon... es sei dennoch nochmal unterstrichen ;)


Hallo Henriette,

Du wirst Dich entsinnen, daß wir "frouwe" in diesem Lied einvernehmlich und
in Übereinstimmung mit Benecke, Müller, Zarncke mit "Geliebte" übersetzt
haben. Soviel zum Thema richtig und falsch ;-)

Prinzipiell habt Ihr natürlich durchaus Recht, es gibt zwar in den
Geistesweissenschaften selten das eine Richtige aber ganz oft das definitiv
Falsche, das man eigentlich sofort und kommentarlos löschen müsste. Es ist
meist keine sehr sympathische Haltung, jemandem nur ein "Mach Dich erstmal
kundig!" oder "Studier gefälligst mal einige Semester
Germanistik/Soziologie/Lebensmittelchemie!" zuzurufen. Jeder, der sich für
kundig HÄLT wird mitschreiben, das ist nicht zu ändern. Die nötige
Sensibilität im Umgang mit der eigenen Inkompetenz fehlt den meisten Leuten
leider. 


Nach meinem Dafürhalten kommt man aber auch bei solchen Ärgernissen nicht um
eine Erklärung für den teilnehmenden Laien herum. Es gibt kein Board von
LiteraturwissenschaftlerInnen, die sich um Einträge wie den über Walther
kümmern, sondern der Artikel ist zur Bearbeitung frei und man kann sich die
(Mit-)Bearbeiter nicht aussuchen. 
Das ist natürlich eine fürchterliche Banalität, man sollte sie sich das aber
öfter mal ins Gedächtnis rufen und (meinetwegen fluchend) viel Geduld
zeigen. 
Übrigens scheint mir, daß sich diese Banalität in den Köpfen Einiger nicht
recht festgesetzt hat oder nur solange akzeptiert wurde, wie die Zahl der
mehr oder weniger kompetenten Mitarbeiter an der Wikipedia noch überschaubar
war, man sich also eine gewisse Exklusivität einbilden konnte. Aus dem
"Jede/r darf Artikel bearbeiten" wird dann schnell ein "Jede/r den/die ich
für kompetent halte, darf Artikel bearbeiten". Ich erinnere mich auch an
sehr peinliche Prahlereien hier in der Liste bezügl. der Länge der
"Mitgliedschaft" bei Wikipedia. Nun hat das Wiki im Namen Wikipedia aber
auch noch irgendeine Bedeutung und damit kommen manche (ich meine jetzt eher
nicht Henriette oder Katharina, damit es keine Missverständnisse gibt)
scheint's nicht so gut zurecht.

Gruß

Ralph