AW: [Wikide-l] Schreiber, Sozialarbeiter und Steckenpferdreiter
Henriette Fiebig
Henriette.Fiebig at snafu.de
Mo Jan 17 14:21:06 UTC 2005
Katharina Bleuer wrote:
> Es kann viel Spass machen, über abweichende Paradigmen zu diskutieren
> und mit Argumenten darüber zu streiten, ob und was wichtig und unwichtig
> ist. Ich wette, es macht auch Henriette Spass sich mit jemandem
> Argumente und Quellen um die Ohren zu hauen, ob man das Wort "Esel" in
> einem bestimmten Zusammenhang jetzt besser so oder so rum übersetzt. Was
> absolut keinen Spass macht sind solche Diskussionen mit Leuten, die mal
> einen Zeitungsartikel darüber gelesen haben und deshalb eine *Meinung*
> dazu haben - aber gleichzeitig die Grundlagen nicht intus haben.
Hi Katharina!
Das hast Du aber schön auf den Punkt gebracht! So ist es nämlich
tatsächlich: Um nochmal das Beispiel der Walther-Übersetzung zu bemühen:
Da fand sich tatsächlich jemand mit ordentlich Schimmer von der Materie
(der mir dann auch bei der Bemühung um eine ordentliche Übertragung ins
Neuhochdeutsche sehr geholfen hat) und mit dem hats richtig Spaß gemacht
über verschiedene Übersetzungsvarianten zu diskutieren.
Nochmal: Ich habe wirklich nichts gegen Laien und ihre - oftmals ja
sogar recht guten - Artikel und ich habe auch nichts gegen Laien, die
einem Fachmann klipp und klar sagen, daß sein Fachmannsgeschwätz für den
Laien unverständlich ist. Ich habe aber was gegen Laien, denen ich
erklären muß, daß mittelhochdeutsch "frouwe" eben nicht Frau, sondern
Herrin heißt, denen dann auch noch den entsprechenden Wörterbucheintrag
kopiere und die mir dann immer noch erzählen, daß sie ihre eigene
Übersetzung aber schöner finden. In jeder Wissenschaft - und selbst bei
den manchmal doch recht schwammigen Geisteswissenschaften - gibt es
Dinge, die richtig sind und alles andere ist schlicht falsch. Da hilft
auch kein Diskutieren (aber das sagtest Du ja auch schon... es sei
dennoch nochmal unterstrichen ;)
Gruß
Henriette
--
Dieser visionaere Exzess beleidigte meine Unglaeubigkeit, und so
beschloss ich, keine Zeit mit diesen Mysterienjaegern zu verlieren,
sondern mich allein an die zeitgenoessischen Quellen zu halten.
Umberto Eco, Das Foucaultsche Pendel