AW: [Wikide-l] Schreiber, Sozialarbeiter undSteckenpferdreiter

Ralph Teckentrup adornix at gmx.net
Mo Jan 17 13:35:18 UTC 2005


 

> -----Ursprüngliche Nachricht-----
> Von: Katharina Bleuer
> Gesendet: Montag, 17. Januar 2005 14:09
> An: Mailingliste der deutschsprachigen Wikipedia
> Betreff: Re: AW: AW: [Wikide-l] Schreiber, Sozialarbeiter 
> undSteckenpferdreiter
> Ich weiss. Genau *deshalb* habe ich mich zurückgezogen. Ich 
> beklage mich 
> auch nicht sondern habe diese Tatsachen akzeptiert. 
> Eigentlich hatte ich 
> nur versucht, eine Begründung zu liefern, nach der gefragt 
> wurde. Es ist 
> schon etwas billig, nach einer solchen zu fragen und diese dann als 
> "beklagen" abzutun.

Oh? Mir ist schon aufgefallen, daß die Atmosphäre hier in den letzten Tagen
mit "dünnhäutig" recht treffend beschrieben ist :-)

Ich habe Dir nicht persönlich vorgeworfen, daß Du Dich beklagst (kein
negatives Wort, wie ich finde, sonst hätte ich "jammern" geschrieben),
sondern diese Haltung nur als inadäquat bezeichnet. Ich kann Deine Haltung
schon nachvollziehen - zumal ich mir eben mal die aktuelle Debatte zur
Lebensrechtsbewegung angeschaut habe, fürchterlich! - und ich kann auch
nachvollziehen, daß einige Leute, die mit viel Begeisterung bei der Sache
waren, frustriert sind. Das kann aber auch damit zu tun haben, daß die
Wikipedia inzwischen für eine einzelne Person völlig unüberschaubar geworden
ist, weil es ganz simpel viel zu viele Artikel für einen einzigen Leser
gibt. Man muß sich damit abfinden, daß man nur um ausgesuchte Artikel des
eigenen Interesses sich wirklich kümmern kann und muß eben den Rest
ignorieren (bzw. viele andere Artikel nur ganz flüchtig auf Typographie und
dergl. durchgucken). Daneben sind Diskussionen über strukturelle Ansätze
sicher sehr wichtig. Die Wikipedia entwickelt sich in weiten Teilen
tatsächlich inzwischen ohne das Zutun derjenigen, die von Anfang an dabei
waren und vermutlich auch das Gefühl haben, daß ihnen ihr Kind entgleitet.
Aber Eltern müssen ja auch loslassen können. Insofern finde ich Deine
Entscheidung, Dich nicht mehr um soziologische Artikel zu kümmern durchaus
in Ordnung. Ich wehre mich nur dagegen, dass Du die Notwendigkeit Dich so zu
entscheiden als Ausdruck des Niedergangs der Wikipedia interpretierst.

Ich kann nur - nicht zum ersten Male - auf die englische Wikipedia
verweisen. Die hat dreimal so viele Artikel und ist immer noch besser als
die deutsche. Eine Entwicklung hin zum populistischen
Massen-Boulevard-Lexikon sehe ich hier wie dort nur sehr bedingt - und finde
das nicht einmal völlig verkehrt. Ich will die Möglichkeit haben, mich in
der Wikipedia über Daniel Küblböck oder sonstwelchen kulturindustriellen
Blödsinn zu informieren, genauso wie ich einen fundierten Artikel zur
Relativitätstheorie zu schätzen weiß (auch wenn ich die mathematischen
Grundlagen der allgemeinen Relativitätstheorie nicht wirklich kapiere). Und
beides finde ich in der Wikipedia.

Also: nicht so negativ!

Ralph