[Wikide-l] Wikinews bei Spiegel-Online: Und noch ein Blog...
Ulrich Fuchs
mail at ulrich-fuchs.de
Mo Dez 6 18:11:03 UTC 2004
Am Montag, 6. Dezember 2004 15:24 schrieb Leon Weber:
> IMHO ist das ziemlich abwertend / herabschauend geschrieben. Außerdem
Nein, er hat die Problematik nur ziemlich trefflich beschrieben. Sich
"Wiki*news*" zu nennen und als Nullnummer damit zu starten, aus ein paar
publizierten Nachrichten einen neuen Artikel zusammenzubasteln und den dann
"Nachricht" zu nennen, ist schon ein bisschen albern, Entschuldigung. Nichts
ist bekanntlich so überflüssig wie die Zeitungsstory, die schon jemand anders
eher gebracht hat. Also entweder definiert sich Wikinews ganz schnell um in
dem Sinne, dass Nachrichten aus verschiedenen Quellen zu einer einheitlichen
(NPOV) Nachricht aggregiert werden (was das Wikiprinzip vielleicht ganz gut
leisten könnte) und streicht das "news" aus seinem Namen, oder man überlegt
sich in der Tat mal ernsthaft, wo denn die ganzen Informationen herkommen
sollen, die nun erstmalig über Wikinews publiziert werden sollen. (Für die,
die es vor lauter denglisch schon vergessen haben: "News" heißt nämlich
"Neuigkeiten", nicht "alter Wein in neuen Schläuchen").
Sollen plötzlich die tausende Leute zu Geheimnisverrätern werden, die an der
Quelle sitzen, aber eigentlich nichts direkt sagen dürfen, und ihr Wissen nun
munter ins Internet eintippern, statt sich abends mal auf ein Bier mit dem
Journalisten zu treffen, den sie seit 15 Jahren kennen? Oder will man ein
Netzwerk aus zwar unentgeltlich, aber vermutlich notwendigerweise in Vollzeit
arbeitenden (denn an die Quellen ranzukommen ist schwere Arbeit) Journalisten
aufbauen? Oder glaubt man, dass die ersterwähnten an den Quellen sitzenden
Leuten sich so regelmäßig gegenüber ein paar Hobbyjournalisten äußern würden,
dass letztere daraus tatsächlich Nachrichten zu stande kriegen? Das mag ja
alles möglich sein, aber es wäre schon gut, wenn man (auf der Wikinews
Hauptseite auffindbar) mal erklären würde, welche der Alternativen man denn
haben möchte. Wenn man das nicht tut, sondern statt ner Nullnummer ne
Lachnummer produziert und die an die große Glocke hängt, dann ist das
unprofessionell, und noch unprofessioneller ist, den Leuten, die vom Fach
sind und sich ein bisschen mehr auskennen, einen abwertenden Schreibstil
anzudichten, nur weil sie einen an ein paar Grundregeln des
Nachrichtengeschäfts erinnern.
Uli