[Wikide-l] WP keine demokratie? war: Die Leiden der jungen Schweizerin
Thomas Hochstein
ml at ancalagon.inka.de
Sa Dez 5 12:15:54 UTC 2009
assetburned schrieb:
>> das ist recht einfach: Wir sind keine Demokratie. Nebenbei wäre ein Neuling
>> eh' nicht stimmberechtigt und keinen der Nur-Leser wird es interessieren. Für
>> die interessierten (stimmberechtigten) Autoren gibt es ja das
>> [[Wikipedia:Autorenportal]].
>
> ähhh keine demokratie? also so kommt es mir vor, ja.
> aber gedacht ist es sicherlich anders, ansonsten würden
> löschdiskussionen und meinungsbilder keinen sinn machen.
Lösch*diskussionen* und *Meinungsbilder* sind Diskussionen und
Meinungsbilder, aber keine Abstimmungen. Entscheidend ist also
insbesondere bei ersterem nicht die Anzahl der Stimmen, sondern die
Güte der Argumente.
Das ist auch sinnvoll, weil Abstimmungen zwingend einen definierten
Teilnehmerkreis (bei politischen Wahlen: alle Wahlberechtigten,
meistens die Staatsbürger, Einwohner, ...; in Vereinen: die
Mitglieder) und eine Kontrolle der Abstimmberechtigung erfordern.
Offene Systeme wie (nicht nur) die Wikipedia, an denen grundsätzlich
jederzeit jeder teilnehmen kann, haben bei Abstimmungen das Problem,
daß es ohne Schwierigkeiten möglich ist, (nahezu) beliebig viele
Stimmen für einen bestimmten Abstimmungspunkt zu generieren, bspw.
durch simples Campaigning, auch wenn Leuten, die ansonsten weder
irgendwelche Kenntnisse über noch irgendein Interesse an der Wikipedia
haben, mit der Folge, daß über die Köpfe der "eigentlichen"
Wikipedianer hinweggestimmt werden kann. Eine Beschränkung der
Abstimmberechtigung (so und so lange Mitglied, so und so viele Edits)
kann da zwar helfen, nützt aber nur bedingt, weil aus der Offenheit
des Systems auch das zweite Problem der fehlenden Kontrollmöglichkeit
(one man, one vote) resultiert (Stichwort Zweit- oder
Mehrfachaccounts, die sich auch bei Beschränkungen durchaus im Voraus
generieren lassen).
-thh
PS: Nach meinem unmaßgeblichen Empfinden ist es nicht nur für Beiträge
in einem Projekt zur Erstellung einer Enzyklopäide, sondern in jedem
schriftlichen Medium, gerade auch bei dort geführten Diskussionen,
äußerst hilfreich, neben der Konzentation auf den Inhalt der Beiträge
auch ein Minimum an Aufwand auf deren Gestaltung (Orthographie,
Grammatik, Zeilenumbruch, Absätze, ...) zu verwenden, weil diese
Beiträge sonst schwer lesbar, im Extrem unlesbar werden. Das ist m.E.
auf der einen Seite eine Unhöflichkeit dem Gegenüber gegenüber ;) und
auf der anderen Seite dazu geeignet, den eigenen Äußerungen weniger
Gewicht zu verleihen. YMMV.