[Wikide-l] Kritik an der Kommunikation des Vereins/war Bertelspedia

Henriette Fiebig henriette.fiebig at snafu.de
Di Jul 8 11:44:40 UTC 2008


On 08.07.2008, at 10:50, P. Birken wrote:

>>
>> Es geht nicht um eine künstliche Trennung der Community und des  
>> Vereins, sondern durch die Logik: Wer ernsthaft an der Entwicklung  
>> der Wikipedia interessiert ist, muss halt in den Verein eintreten,  
>> da seine Meinung sonst <s>nichts zählt</s> weniger Wert als die  
>> der Mitlglieder ist.
>
> Keine Ahnung wo Du das herhast, vom Verein sicherlich nicht.

Hi,

„vom Verein“ ist wer?

Ich habe das Argument auch mehrfachst in Diskussionen zu Wissen Media  
und Bertelsmann auf der ML, in der WP und im Chat gelesen – kam meist  
von Vereinsmitgliedern, wenn ich mich recht entsinne. Du wirst jetzt  
sagen, daß Vereinsmitglieder gern so viel reden können wie der Tag  
lang ist, das sei noch lange keine offizielle Information. Nur ist es  
nicht immer ganz einfach herauszufinden, wer überhaupt autorisiert  
ist eine Meinung zu vertreten und wer nicht – nicht alle kennen den  
aktuellen Vereinsvorstand.

Es wäre tatsächlich gut, wenn man die Diskussion hier ohne die ganze  
(wie Frank so nett sagt) Vorurteils-„Folklore“ führen könnte. Und  
zwar auf beiden Seiten! Möglicherweise gibts im Vereinsvorstand  
nämlich mittlerweile auch eine Folklore des „das sind immer die  
gleichen Querulanten, die immer nur meckern wollen“?

>
>> Es wird behauptet, dass es unmöglich ist eine Meinung ''Der  
>> Wikipedia-Community (tm)'' in der Wikipedia zu finden, da diese  
>> nicht in der Lage sei, seine Meinung zu kommunizieren oder auch  
>> nur zu bilden - sie ist ja nicht als Körperschaft organisiert -  
>> der Vorstand eines Vereins mit einigen Pronmille Mitgliedern soll  
>> das dann aber perfekt können.
>
> Auch das ist doch Unsinn. Wer behauptet sowas?

Kannst Du hier auf der ML nachlesen:

„Eine Gruppe muß erst einmal bestimmbar sein - wer oder was "die
Community" sein soll, ist ja nun mehr oder weniger unbestimmt. Wenn
sich eine solche Gruppe dann aber gefunden hat, ist sie im Zweifel
ohnehin entweder Verein oder GbR - dann muß man die Frage, wie eine
solche Gruppe denn jemand bestimmt (dazu gehört u.a., daß alle
Gruppenmitglieder über den Findungsprozeß informiert wurden und
zumindest die Gelegenheit hatten, daran teilzunehmen, und natürlich,
daß dieser Findungsprozeß demokratischen Grundsätzen entspricht), gar
nicht mehr gesondert beantworten.“ (Thomas Hochstein, Mail vom 7.  
Juli 2008, 22:22 Uhr)

> Richtig ist: Es ist
> schwierig herauszufinden was die Community will und in Faellen, wo
> Vertraulichkeit eine Rolle spielt, schlicht unmoeglich. Da kann der
> Vorstand immer nur den Weg gehen, mit einzelnen Leuten zu reden und
> darauf eine Communitymeinung einzuschaetzen. Das tun wir schon lange
> genau so. Die aktuellen Ueberlegungen bedeuten nur, dass man das etwas
> formalisiert.

Ok, das ist doch mal ein Ansatz. Wieso wurde das nicht genau _so_  
auch kommuniziert, als die Wellen um Spiegel/Bertelsmann  
hochschlugen? Warum haben sich die einzelnen externen Leute, die von  
euch zur Beratung hinzugezogen wurden, nicht gleich in die Diskussion  
eingeschaltet und gesagt, daß man gemeinsam mit dem Vorstand das Für  
und Wider beraten hat und sich dann aus den Gründen 1, 2, 3 und 4 für  
die Sache entschieden hat?

Der Verein hatte zu der Zeit 11 Entscheider: den GF und 10  
Vorstandsmitglieder. Ich habe nur Dich, Mathias und sebmol als aktiv  
in der WP-Bertelsmann-Diskussion wahrgenommen und Arne hat sich wohl  
auch 1- oder 2-mal zu der Sache geäußert: Wo waren die anderen 7  
Vorstandsmitglieder? Haben die keine Meinung dazu? Sind die nicht  
einverstanden gewesen und mußten Schweigen? Kannten die keine Details  
und konnten überhaupt nichts zu der Sache sagen? Und warum antworten  
nicht die, die es wirklich wissen müssen? Es gab (mindestens gefühlt)  
tagelang einen Eiertanz um die Frage, warum der Verein überhaupt mit  
Bertelsmann sprechen konnte/mußte: Hintergrund ist wahrscheinlich der  
Logo-Vertrag. Ist das wirklich so ein großes Geschäftsgeheimnis, daß  
man erst dann mit der Antwort rausrücken kann, wenn schon fünf Leute  
in der Diskussion zu hyperventilieren beginnen?

Und dann solche Klöpse wie gestern: Arne gibt vor, daß er keine  
Kritik an dem Bertel-Deal kennt. Man zählt sie auf und es kommt:  
„Wissen wir schon“. Toll. Und dann natürlich das Gemäkele, daß die  
Kritik nicht konstruktiv sei. Vorgeblich nichts von Kritik zu wissen  
und hinterher durchblicken zu lassen, daß man sie nur öffentlich  
ignoriert hat, ist auch nicht gerade konstruktiv. Wieso war in den  
letzten Wochen keine Zeit mal eine FAQ zum Bertelsmann-Deal zu  
schreiben und ganz klar zu sagen, daß man einige Sachen wisse, andere  
eben nicht, weil man das qua Vertrag/Vertrauen/Verpeilung/Whatever  
einfach Bertelsmann überlassen hat und sich jetzt auch überraschen  
lassen muß, wie die manche Details lösen?

Das ist genau DAS, was ich mit „schlechter Kommunikation“ meine.  
Nicht irgendwelche Newsletter und Blogs für Vereinsmitglieder (die  
hier eh nicht interessieren, weil es hier vor allem um Nicht- 
Vereinsmitglieder geht). „Schlechte Kommunikation“ ist es immer, wenn  
die Seite der Fragenden das Gefühl bekommt, das sie nur nach  
unglaublichem Generve und 17mal Nachbohren Antworten bekommt. Die  
dann wie Bittsteller oder Querulanten zu behandeln und von Vorurteils- 
Folklore zu raunen, ist auch nicht gerade eine gelungene Strategie.  
Und es führt dazu, daß  a) einige Leute irgendwann tatsächlich die  
feste Meinung haben, daß der Vereinsvorstand nie alles sagt, was er  
weiß, aber an sich problemlos äußern könnte, und daß b) der Verein 
(svorstand) komplett undurchsichtig agiere. Gute Kommunikation ist  
nicht „wieviele Chats/Blogs/Newsletter/MLs/Wikiseiten haben wir“;  
gute Kommunikation ist vor allem, daß die Informationen gebündelt,  
nachvollziehbar und klar an der Stelle ankommen, wo sie gerade  
nachgefragt und damit gebraucht werden.

>
>> Dass der Vorstand das beste(TM) für die Wikipedia will, wird wohl  
>> keiner bestreiten. Das Selbstbewusstsein mit der der Vorstand die  
>> eigene Meinung als die letzte Wahrheit verteidigt und  
>> gegenstehende Meinungen abbügelt - und so kommt das hier rüber -  
>> erinnert mich an die Öffentlichkeitsarbeit der Telekom: "Wie haben  
>> eine perfekte Kommunikationsstrategie!" - Reporterfrage: "Warum  
>> sind dann ihre Kunden damit so unzufrieden?" - "Die sind zu doof  
>> unserer Strategie zu verstehen!".
>
> Wo wird hier die eigene Meinung als letzte Wahrheit verteidigt und
> gegenstehende Meinungen abgebuegelt? Wo wird behauptet, wir haetten
> eine perfekte Kommunikationsstrategie? Wie oft muessen wir noch sagen,
> dass uns klar ist, dass das nicht gut gelaufen ist? Muss ich in der
> Wikipedia von Diskussionsseite zu Diskussionsseite ziehen und um
> Absolution bitten? Ist gerade "Woche der Vorurteile"?

Nein, ist sie nicht. Wir haben offenbar nur „Woche der gebündelten  
Kritik“ und ihr solltet das als Chance begreifen zu verstehen, wie  
eure Äußerungen bei manchen Leuten ankommen. syrcro schrieb doch klar  
„und so kommt das hier rüber“: Er hat nicht gesagt, daß der Verein  
ein Haufen von hochnäsigen Technokraten _ist_. Er schrieb das es so  
ankommt. Was ein gewaltiger Unterschied ist. Und übrigens darauf  
hinweist, daß die Debatte mittlerweile auf beiden Seiten mit einem  
wohl unguten Maß an Emotionalität geführt wird.

Gruß

Henriette