[Wikide-l] Wikinews

Frank Schulenburg frank.schulenburg at gmail.com
Di Jan 29 08:33:06 UTC 2008


Hallo allerseits,

der Einwand, dass die Diskussion über Wikinews nicht auf dieser
Mailingliste geführt werden sollte, ist auf formaler Ebene sicherlich
begründbar. Andererseits kann ich die Motivation, hierher
auszuweichen, gut nachvollziehen. Welche Alternativen gäbe es? Eine
Diskussion im Projekt selbst scheitert daran, dass sie von außen nicht
wahrgenommen wird. Ich nehme an, dass kaum jemand von uns regelmäßig
beim dortige "Pressestammtisch" vorbeischaut. Auf der
Foundation-Mailingliste sind meines Wissens nach nur wenige
deutschsprachige Wikimedianer angemeldet - und die übrigen dürfte das
Thema kaum interessieren. Dazu tritt die Sprachbarriere. Für die
Wikipedia-Mailingliste spricht vor allem, dass ein weiter Kreis von
aktiven Wikimedianern erreicht wird und sich dadurch die Chance
ergibt, dass gemeinsam Lösungsmöglichkeiten für die Starre des
Wikinews-Projektes gefunden werden. Mein Vorschlag deshalb: lassen wir
die Formalitäten mal für einen Moment außer acht und führen die
Diskussion hier möglichst unaufgeregt weiter. Mich persönlich stört
bisher weniger die Tatsache, dass offtopic diskutiert wird als dass
die Diskussion von verhärteten Positionen und persönlichen Angriffen
geprägt ist.

Klaus Grafs Zuspitzungen sind nicht selten provokativ, seine
Hartnäckigkeit irritiert manchen. Andererseits hat er bereits in zwei
anderen deutschsprachigen Wikimedia-Projekten Reformen angestoßen, die
bis heute wirken: Wikisource hat sich auf seine Initiative hin zu
einem Vorzeigeprojekt entwickelt; Wikiquote ist nach einem
schmerzhaften Reformprozess heute wieder auf der Hauptseite der
deutschsprachigen Wikipedia verlinkt. Und Ideen, wie das vor kurzem in
Wikisource gestartete "Teamspiel"
(http://de.wikisource.org/wiki/Wikisource:Teamspiel) erinnern in ihrer
positiven Kreativität schon beinahe an Achim Raschka ;-) Mein
Vorschlag: alle Graf-Kritiker lassen für einen Moment mal alle
Argumente ad personam weg und Klaus seinerseits versucht bitte,
weniger provokativ aufzutreten. Die Debatte ist ja inzwischen
angestoßen - sie sollte nun mit der nötigen Sachlichkeit weitergeführt
werden.

Zu Wikinews selbst: Tatsache ist, dass das Projekt unter einem
Mitarbeitermangel leidet. Welche Gründe dies haben könnte, vermag ich
nur mit einem Hinweis auf meine eigenen - und zeitlich schon weit
zurückliegenden - Erfahrungen erklären.

Zunächst ein generelles Problem: Die Mitarbeit in Projekten mit sehr
kleiner Community macht weniger Spaß. Ein Teufelskreis: Durchbrechen
diese Projekte nicht irgendwann einmal aus eigener Kraft die
Schallmauer von mehr als 50 aktiven Teilnehmern, dümpeln sie für alle
Zeiten vor sich hin.

Zum deutschsprachigen Wikinews-Projekt im besonderen: die lange Zeit
bestehenden Hemmnisse, originäre Berichterstattung beizusteuern, haben
sich aus meiner Sicht als Hemmschuh für die Entwicklung des Projektes
erwiesen. Als ich das Projekt entdeckte, gab es einen
Akkreditierungsprozess, der mich persönlich abgeschreckt hat. Dass
Bürgerjournalismus zu bemerkenswerten Ergebnissen führen kann, zeigt
dagegen immer wieder die englischsprachige Ausgabe von Wikinews:

http://en.wikinews.org/wiki/US_presidential_candidate_Duncan_Hunter_speaks_to_Wikinews

Allein Nachrichten aus anderen Internetquellen "umzutexten" habe ich
persönlich dagegen nie als besonders sinnstiftend empfunden. Durch den
internen Redaktionsprozess und die geringe Zahl der Mitarbeiter hinkt
Wikinews zeitlich immer hinter anderen Newsportalen im Netz hinterher.
Nichts ist so fad, wie die Nachricht von gestern. Warum aber sollte
ein Leser eine Nachricht von gestern bei Wikinews lesen, wenn er sie
heute schon auf Spiegel online oder einem anderen Nachrichtenportal
präsentiert bekommt?

Letztendlich kommt es also aus meiner Sicht darauf an, ein
individuelles Profil zu entwickeln, dass Wikinews für den Leser
attraktiv macht. Ein Interview wie das oben zitierte aus dem
englischsprachigen Schwesterprojekt hätte mich persönlich sehr
interessiert und mich dazu motiviert, öfter bei Wikinews
vorbeizuschauen.

Mein Vorschlag deshalb: der Bereich der origninären Berichterstattung
sollte massiv ausgebaut werden. Dazu sollten Anreize geschaffen
werden, sich mit gerade auf diese Weise zu beteiligen.

Sicherlich haben manche Leser dieser Mailingliste eigene Erfahrungen
mit Wikinews gemacht. Deren Meinung würde mich persönlich sehr
interessieren. Eine Diskussion über die Chancen und Probleme des
Projektes sollte auf jeden Fall geführt werden. Sei es über diese
Liste selbst, oder im persönlichen Gespräch:

http://de.wikinews.org/wiki/Wikinews:Wikinews-Treffen_2008

Herzliche Grüße
Frank