[Wikide-l] Ein neues Projekt, das morgen annonciert werden wird: Wikipedia geht in Druck

Henriette Fiebig henriette.fiebig at snafu.de
Di Apr 22 12:33:09 UTC 2008


On 21.04.2008, at 20:35, Mathias Schindler wrote:

> Die Lemmaauswahl erfolgte aus dem Datenpool der Seitenzugriffe auf die
> deutschsprachige Wikipedia. Die Zahlen dazu stammen von Domas Mituzas
> (http://dammit.lt/wikistats/) und wurden ein wenig gewichtet, um
> weniger die "Aufreger des Tages" als jene Artikel zu sammeln, die
> dauerhaft nachgefragt werden. Das Ergebnis wurde dann noch ein wenig
> mit dem abgeglichen, was sonst üblicherweise in Einbändern zu finden
> ist, Wikipedias Handschrift ist weiterhin mehr als deutlich zu sehen.

Hi,

ich lese gerade auf

http://www.wissenmedia.de/service_navi_header/presse/ 
pressemitteilung_im_detail/article/223/wikipedia-goes-print-1.html

(ist die PM zur Bertelpedia, oder?)
„Das Wikipedia-Lexikon, das sich als „lexikalisches Jahrbuch“  
versteht, unter-scheidet sich in seiner Konzeption aufgrund des  
starken Aktualitätsbezuges sowie der differierenden Gewichtung der  
Stichwörter und Stichworttexte deutlich von klassischen A bis Z- 
Nachschlagewerken. Mit 50.000 Stichwörtern und erklärten Begriffen  
verzeichnet es die in 2007/08 am häufigsten recher-chierten  
Suchbegriffe der Online-Enzyklopädie.“

Also was wird das jetzt? Eine Art Jahrbuch mit den am häufigsten  
nachgefragten Themen? Warum werden dann – nach deinen (Mathias')  
Worten – die „Aufreger des Tages“ weggelassen und doch wieder  
zugunsten von Artikeln, „die dauerhaft nachgefragt werden“  
entschieden? Klingt für mich so, als wäre das eine Art allgemeines  
Lexikon mit einem Schuß Aktualität … die natürlich flöten geht durch  
den Druckprozeß, weil WP eben doch aktueller ist als Print.

„Wikipedias Handschrift ist weiterhin mehr als deutlich zu sehen“ –  
Ja? Die Stärke von WP liegt nicht nur in der Aktualität und den  
„Aufregern des Tages“, sondern auch in der Tiefe der Information  
(siehe z. B. Exzellente Artikel): Wie soll das denn auf 1.000 Seiten  
und mit 50.000 Stichwörtern gehen? Vermutlich nur mit einer  
stichwortartigen Abhandlung von Lemmata. Womit dann ein zweifellos  
wichtiges und gelobtes Merkmal von WP wegfällt: „Wir haben Platz  
genug, um Themen in einer Breite zu besprechen, wie es das kein  
gedrucktes Lexikon kann“.

Bleibt also: Ich kann mir für knapp 20 Euro ein Buch kaufen, in dem  
ich eine redaktionell bearbeitete Liste finde, die die im Jahr  
2007/2008 von Benutzern am häufigsten gesuchten 50.000 Stichwörter  
abbildet. Und da der Auswahlprozeß der Lemmata intransparent ist,  
kann ich mich noch nicht mal darauf verlassen, daß tatsächlich die am  
häufigsten nachgefragten Artikel erscheinen (ich freu mich schon auf  
den Eintrag „Liste der Hunderassen“ ;)) Würde das wirklich  
_konsequent_ angewandt, dann ergäbe das ein sicher lustiges und  
kurioses Sammelsurium, das in der Rückschau über 5 oder 10 Jahre sehr  
viel Auskunft darüber geben kann, wofür sich Menschen so  
interessieren. Fragt sich bloß, ob ein Interessenwandel unter 50.000  
Stichwörtern dann nicht doch wieder im Einheitsbrei verschwindet.  
Hier wäre weniger vermutlich mehr.

Gruß

Henriette