[Wikide-l] Was anders werden muss

Liesel koehler-liesel73 at gmx.de
Fr Jan 5 14:54:05 UTC 2007


Was anders werden muss in der Wikipedia (frei nach 20 Jahre TEMPO)

Die Wikipedia lebt vom Miteinander und Durcheinander vieler 
verschiedener Menschen. Es haben sich so nach und nach verschiedene 
Cliquen und Gruppen gebildet. Nein, nicht Admins und Nicht-Admins, 
sondern „Behaltenwoller“ und „Gesundschrumpfer“, die „Vorlagenbauer“ und 
„Vorlagenlöscher“, die „Ordner und Verwalter“, die „Kategorisierer“ und 
die „Georeferenzierer“ und so weiter und so fort. Ich denke es kann sich 
jeder in irgendwelche Gruppen einordnen. Es ist auch ganz normal das so 
etwas in einem solchen komplexen sozialen System wie der Wikipedia 
entsteht. Wer der Meinung ist, die Wikipedia ist kein soziales System 
leidet entweder unter Realitätsverlust oder ist als IP unterwegs oder 
vermeidet absichtlich jedweden Kontakt zu anderen Autoren, ob 
Diskussionen auf Artikel- oder Benutzerseiten. Durch diese Gruppen, je 
nach dem wie stark ihr Einfluss innerhalb der Gemeinschaft ist, wird die 
Ausrichtung der Wikipedia mitgeprägt. Dies ist aber nicht immer zum 
Vorteil der Wikipedia und ihres vorgegebenen Zieles.

Die Wikipedianer müssen wieder zu den Ursprüngen des Projektes 
zurückkehren - die '''Schaffung einer Enzyklopädie'''. Dies bedeutet 
unter anderem, dass man die Wirklichkeit so wahrheitsgetreu und 
vielfältig wie möglich abbildet. Dies bedeutet aber auch, dass man 
entsprechend der Wirklichkeit eine Unterscheidung zwischen dem 
Wesentlichen und dem Unwesentlichen macht. Leider ist immer mehr der 
Trend festzustellen, dass nicht mehr das Projekt im Mittelpunkt steht, 
sondern eigene Wünsche, Träume, Befindlichkeiten, Hobbys, Vorlieben oder 
Weltanschauungen. Diese werden mit allen zur Verfügung stehenden 
Möglichkeiten durchgesetzt, zum Schaden der Enzyklopädie. Es können aber 
auch aufgestellte Regeln und Bestimmungen sein, die dem Projekt mehr 
schaden als nützen. Statt eine sinnvolle Anwendung oder Abkehr von 
solchen Begrenzungen wird sklavisch daran festgehalten und auf die 
Einhaltung der vielfach als „demokratisch“ legitimierten Meinungsbilder 
gepocht. Dabei sollte man aber sehen, das manches Meinungsbild gar nicht 
dem Ziel der Enzyklopädie dient, sondern nur eine Art „Frieden“ stiften 
sollen.
Mit einer solchen Handlungsweise kommen wir aber nicht weiter. Die 
meisten sind sich der Verantwortung die sie durch ihre Mitarbeit bei der 
Wikipedia haben, überhaupt nicht bewusst. Als eine der meistbesuchtesten 
Seiten im Internet, kann die Wikipedia zur Meinungs- und Wissensbildung 
breiter Bevölkerungsschichten beitragen, die unter Umständen nie in 
Büchereien oder Bibliotheken gehen werden.

Mit dieser Aufgabe wird jedoch völlig verantwortungslos umgegangen. 
Durch die Artikel und das vielfache Duplizieren durch Mirrors und 
Weiternutzungen im Netz können jedoch sehr schnell Fakten geschaffen 
werden, die mit der realen Welt nichts zu tun haben. Ein Eintrag in der 
Wikipedia kann sehr schnell die Prioritäten und Wichtigkeiten 
verschieben. Die Wikipedia ist auf dem Weg, eine Welt zu schaffen, die 
nichts mit der Realität zu tun hat, aber sehr viel mit den Vorlieben der 
Autoren. Wenn jetzt, wie beabsichtigt, eine Suchmaschine dazukommen 
sollte, dann ist der Weg zur Herrschaft über das (Un-)Wissen der 
Menschen nicht mehr weit.

Sind wir uns dieser Verantwortung bewusst?

'''NEIN'''

Entstehen daraus für die Autoren und Mitarbeiter aufgrund dieses 
verantwortungslosen Handelns Konsequenzen?

'''NEIN'''

Sollte es nicht gelingen, das Schiff Wikipedia auf einen richtigen Kurs 
zu bringen, kann es auch sehr schnell geschehen, dass es irgendwann von 
Realität eingeholt wird. Es wäre nicht das erste mal, dass 
Meinungsmonopole zerschlagen werden oder Systeme aufgrund ihrer Ziel- 
und Verantwortungslosigkeit ins Nichts taumeln.

Die Gefahr liegt nicht darin, dass die Wikipedia gekauft oder verkauft 
wird. Die Gefahr liegt darin, dass durch die Wikipedia eine 
unkontrollierte Monopolisierung und Bestimmung des Wissens erfolgt. Wenn 
erst erkannt wird, welche Macht in der Wikipedia liegt, Wissen und 
Meinungen zu manipulieren, werden schnell Stimmen nach Kontrolle und 
Verantwortung laut werden.

Es ist deshalb erforderlich, dass die Verantwortung zum Aufbau einer 
freien und neutralen Enzyklopädie von jeden einzelnen Mitarbeiter und 
Autoren bedingungslos und konsequent eingefordert werden muss. Wer nicht 
bereit ist diese Verantwortung zu übernehmen oder durch sein Verhalten 
deutlich macht, dass er unverantwortlich handelt, hat das Projekt zu 
verlassen. Dies hat unabhängig von „Ansehen“, „Reputation“ oder 
gesammelten „Edits“ eines Benutzers zu erfolgen.

Der Erfolg der Wikipedia wird nicht darin liegen, die größte, 
umfangreichste oder bekannteste Sammlung von Informationen zu sein, 
sondern dass sie jedem Menschen der Erde die frei zugängliche 
Möglichkeit bietet, sich Wissen anzueignen, dass in einer neutralen und 
ausgewogenen Weise ein Abbild der Welt liefert. Nur wer sich dieses 
Zieles bewusst ist und auch dafür die Verantwortung tragen will, soll 
ein Recht haben an der Wikipedia mitzuwirken.

Gruß Liesel