Re: [Wikide-l] Warum wir uns schämen... (Brockhaus Universallexikon)

Ilja Lorek ilja.lorek at gmx.net
Sa Jan 22 12:25:01 UTC 2005


> Ilja Lorek wrote:
> 
> > Matthias, ich verstehe nicht ganz, was Du damit sagen willst:
> > 
> > Die Taschenbuchausgabe und die Weltbildausgabe sind ungefähr in der
> > Preis-Relation - Paperback und Hardcover, beide Aussagen leider nicht
> mehr
> > ganz aktuell, aber immer noch ganz brauchbar. 
> 
> Stimmt, der physische Mehrwert heisst "Hardcover". Hast du dir mal die 
> Werbung angeschaut, wie Weltbild dieses Taschenbuchlexikon vermarktet?
> 
> Heuchlerisch finde ich neben der Namensänderung vor allem, daß Brockhaus 
> das Produkt "Universallexikon" weder selbst bewirbt noch zulassen will, 
> außerhalb von Weltbild damit assoziiert zu werden. Beim umgekehrten Weg, 
> der Studienausgabe der BE, hat man sich nicht so verbogen (iirc).
> 
... ach ja, die Vertriebs- und Vermarktungsstrategien sind in den meisten
Verlagen eine eigene Schiene, da haben die Autoren und Lektoren oder
Redaktion sehr wenig bis gar nicht zu sagen, auch wenn man so tut, als ob
man auch mit ihnen darüber diskutieren würde. Was ich in den Verlagen erlebt
habe: dass die Autoren zum Beispiel nicht einmal den Buchtitel selbst
bestimmen durften oder den Buchcover, keine Rede von dem üblichen Blabla auf
dem Schutzumschlag oder in der Werbung [...]! Und bei den Lizenzausgaben -
also als Tb, bei einem anderem Verlag, Sonderausgaben und/oder Übersetzungen
- da ist der Autor und die Redaktion meist ziemlich hilflos. Es sei denn,
man sei ein Star, um den sich viele reißen, dann kann man sich auch in die
Geschäftpraxis einmischen. 

Hingegen ändern oder kürzen manche Verlage selbst die Inhalte oder ohne
Rückfrage, Rücksicht und Skrupel. 

Jetzt kannst Du Dir noch vorstellen, wie es bei den Übersetzungen sein kann,
wenn der Autor die Zielsprache nicht beherrscht, da kann es ihm schon
passieren, dass er gar nicht merkt, wie sehr die Übersetzung von seinem
Original abweicht - und selbst wenn er es merkt, hat er oft kaum die Mittel
dagegen zu klagen. 

So sind immer wieder auch Ausgaben und Übersetzungen entstanden, die einem
bekannten Autor ganz andere Bedeutung, als er selbst beabsichtigte,
unterjubelt haben - und das nicht nur in den Zeiten des Kalten Krieges, auf
der jeweils anderen Seite des Eisernen Vorhangs. Allgemein wird es als
Zensurmaßnahmen beschrieben, da denkt man mehr an eine Schere, doch oft
war's schlicht eine aktive Manipulation - ob aus politischen, populistischen
oder marketingtechnischen Gründen.

Gruß Ilja

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