Re: [Wikide-l]Schluss mit dem elitären Kram!

Rainer Zenz mail at rainerzenz.de
Di Jan 11 14:16:52 UTC 2005


So schön die technischen Lösungen aus sein mögen (und halbwegs gute 
wären alles andere als trivial), so müssten sie denn genutzt werden und 
werden können. Wir haben bereits einen Haufen einfacher "technischer 
Lösungen" durch entsprechende Bausteine, die Löschdiskussion usw. Das 
Problem ist, dass da keiner mehr hinterherkommt. Wir haben bald 200.000 
Artikel, so um die hundert Admins und vermutlich ein paar hundert 
regelmäßige, aktive Benutzer. Täglich kommen um die 300 neue Artikel 
dazu. Wir haben schlicht ein aus dem enormen quantitativen Wachstum 
resultierendes Qualitätsproblem.

Selbst vorausgesetzt, dass die durchschnittliche Qualität neuer Artikel 
im Laufe der Zeit unverändert geblieben ist, wird es immer schwierige, 
sie zu beobachten und zu verbessern. Man kann das mit guten technischen 
Mittel vereinfachen und man könnte sicher auch einfachere 
Diskussionsmöglichkeiten schaffen und - da gebe ich Uli recht - wir 
sollten Qualitätsanspruch und das Ziel des Ganzen deutlich vertreten 
und einfordern und ruhig etwas beherzter zur Löschtaste greifen.

Alle solche technischen und sozialen Verbesserungen ändern aber nichts 
daran, dass wir dieses Problem des ungleichmäßigen Wachstums haben. Bei 
den Artikel ist es dramatisch, bei den "Betreuern", also erfahrenen, 
engagierten Nutzern und Admins naturgemäß weit geringer. Uli beklagt 
den "Verfall der Sitten" durch zu nachlässige Admins. Ich bin noch 
nicht so lange dabei wie er, kann mir aber vorstellen was er meint und 
was er vermisst. Nur sehe ich die Ursache mehr in Menge und Proportion. 
Aus dem Familienbetrieb (oder besser dem alternativen 
Produktionskollektiv) ist ein Großkonzern geworden - da funktionieren 
viele Mechanismen aus der Anfangszeit nicht mehr und es kommen andere 
hinzu.

Leider habe ich auch keine Idee zu Lösung der Sache, aber dieses 
Wachstum wird viel zu wenig problematisiert. Während man sich mehr oder 
weniger gepflegt über Fragen von Relevanz und Qualität unterhält, das 
Für und Wider von In- und Exklusionismus diskutiert, wird unbemerkt ein 
Haufen Artikel geschrieben, die wohl nie geprüft oder verbessert 
werden. Es wird Zeit, das Wachstum zu verlangsamen, nur ist das 
schwierig, weil ja die Offenheit des Projekts gewährleistet bleiben 
soll und muss.

Noch ein Wort zu dem Entwurfs-Namensraum. Klingt erstmal prima, wird 
aber nicht funktionieren. Den würden täglich vielleicht 200 Artikel 
betreten und 20 verlassen. Wenn die Sache überhaupt angenommen würde 
(bei den Verschiebe-Kandidaten hat es z. B. nicht geklappt), käme dabei 
eine Art Löschdiskussion für praktisch alle neuen Artikel raus.

Apropos Löschdiskussion: Das ist offensichtlich das aktivste und 
effektivste Forum der Wikipedia. Statt zu monieren, dass dort häufig 
"missbräuchlich" Artikel zur Verbesserung eingestellt werden, könnte 
man überlegen, ob es nicht umbenannt und um dieses Verbessern erweitert 
werden sollte. Damit könnte wenigstens ein Teil der Diskussionen etwas 
gebündelt werden.

Soviel fürs erste an mehr oder weniger geordneten Gedanken.

Gruß, Rainer