[Wikide-l] Schluss mit dem elitären Kr am!

Ulrich Fuchs mail at ulrich-fuchs.de
Fr Jan 7 18:51:10 UTC 2005


Am Freitag, 7. Januar 2005 19:14 schrieb Dirk Ingo Franke:

> Dir vorstelltst "Alles was die Wikipedia-Readkation aus mir nicht
> nachvollziehbaren Gründen zum Thema Goeteh für relevant hält" - und es das
> ist was ich suche oder brauche (woher weiß die wp-redaktion das?) 

Weil genau das die eigentliche Arbeit wäre, die in der Erstellung einer 
Enzyklopädie geleistet werden muss. Nicht, wieviel Menge an Informationen 
drinsteht, sondern welche Informationen drinstehen und welche nicht, ist 
wichtig. Wissen ist das, was überbleibt, wenn überflüssige Information 
aussortiert(!) ist.

> es das ist was wirklich relevant ist, ersehe ich daraus nicht. Übrigens ist
> das auch einer der gründe warum "echte" enzyklopädien wissenschaftlih nicht
> satisfaktionsfähig sind - eben weil auch da die transparanz fehlt nach
> welchen kriterien entschieden wird und eine redaktion eben kein
> wissenschaftlich legiotim iertes gremium ist.

Ein Brockhaus und eine Britannica sind durchaus in wissenschaftlichen Arbeiten 
zitabel. 

> Wissen im Museum ist tot, gut um sich am Sonntag damit wohlzufühlen, das
> wars aber auch.

Außer Du brauchst genau das Wissen, weil Du Dich in ein Thema einarbeiten 
willst. Verlässlich, ohne dass Dir wichtige Informationen fehlen. Wenn Du 
Dein Wissen aus einer Enzykloplädie holst, sollte man Dich nicht auslachen, 
weil Du Nebensächlichkeiten für die Hauptsache hältst oder Hauptsachen nicht 
weißt. 


> Und ich weiß nicht? Enzyklopädie als Selbstzwecke? Für wen? Wofür? Ich bin
> Büchern abgrundtief verfallen, aber eben nicht um mich daran zu freuen und
> sie ins Regal zu stellen, sondern um sie zu lesen und damit zu arbeiten.

Korrekt. Wikipedia ist kein Programm zur Weltverbesserung, Wikipedia ist eine 
freies Arbeitswerkzeug. Sollte sie ursprünglich zumindest mal werden.

> Und gerade bei den Themen in denen ich mich auskenne, brauche ich keine
> Überblicksartikel (das weiß ich schon noch selbst), sondern ich brauche
> Spezialfälle, entlegenes, im öffentliches Diskurs kaum vorkommendes - eben
> das was, bei dem ich aus anderen öffentliche zugänglichen Quellen probelem
> habe es ohne größere Recherche zu bekommen.

Dann ist eine Enzyklopädie nicht das richtige Werkzeug. Eine Enzyklopädie ist 
nicht dazu dar, Dir entlegenes Wissen für Dein Spezialgebiet zu liefern, 
sondern das *grundlegende* Wissen auf Gebieten, in denen Du *kein* Spezialist 
bist. Mehr kann sie nicht leisten. 

> Auch der gute Diderot wollte die Welt verändern. Und das eben nicht, indem
> er einfach etwas bestehendes besser kopierte, sondern indem er etwas neues
> schuf. 

Wikipedia sollte eine *freie* Enzyklopädie werden. DA hast Du das neue. Es war 
nie die Rede davon, eine *neue Art* Enzyklopädie zu machen (die letztlich 
eben keine ist, sondern ein Sammelsurium zeitgeschichtlicher Stichworte, 
Erwähnungen von Dingen, das ganze vermischt mit ein bisschen enzyklopädischer 
Information). Überholen ohne einzuholen? Ist schonmal kläglich schief 
gegegangen.

> Der Brockhasu et al ist in Bezug auf gesellschaftluche Relevanz 
> mausetot und meine Zeit wäre mir wirklich zu schade, für ein Projekt, das
> nur eine schlechtere Kopie werden könnte.

Es geht nicht um gesellschaftliche Relevanz. Es geht um ein brauchbares 
Arbeitswerkzeug. Und dafür taugt der Brockhaus nunmal. Im Gegensatz zur 
Wikipedia. Beim Brockhaus brauche ich keine Medienkompetenz, um was 
nachzuschlagen. Bei der Wikipedia schon. Also ist der Brockhaus besser, weil 
ich weniger Aufwand treiben muss. Bleib auf dem Teppich. 

> Nein, es ist ein Erfajhru8ngswert, dass die Leute die sich nur auf wichtige
> Themen fokussieren, a pain in the ass sind. Mit Leuten, die sich auf
> komische panameische Präsidenten spezialisieren, hatte ich noch nie
> Probleme. Um so mehr aber mit Leuten, die meinen, dass sie berufen sind,
> unbedingt in "Kommunismus", "SPD", "Josef Goebbels" etc. etwas schreiben
> müssen. Die machen wirklich arbeit und das nicht unwesentlich deshalb weil
> so sehr von der Relevanz "ihres" Themas überzeugt sind. Sämtliche
> Benutzersperrungen sich auch wegen dieser großen Themen gewesen. Wer maäßig
> mit "seionem Dorf" anfängt wird erfahrungsgemäß nie in Oberpfalz stress
> machen.

Du schmeißt Trolle (von denen Du redest) mit Heiße-Luft-Produzenten (von denen 
ich rede) zusammen. Die Trolle schaden bei einzelnen Artikeln und schaden als 
Einzelpersonen. Die Heiße-Luft-Produzenten schaden in ihrer Gesamtheit. 
Beispielsweise ist auf den Löschkandidaten mittlerweile der vorhergesagte 
Dammbrucheffekt eingetreten: Argumente wie "Warum darf meine japanische 
Daily-Soap-Darstellerin nicht rein? Für jede dämliche deutsche 
daily-Soap-Darstellerin gibts doch auch Artikel" gibts in dieser Form 
mittlerweile täglich. 

Damit wird Wikipedia aber zu einer Ansammlung von Artikeln über Dinge, ein 
Verzeichnis. Keine Enzyklopädie, die primär Begriffe(!) erklären sollte. 
Diese eigentliche Aufgabe fällt mittlerweile komplett unter den Tisch.

> Oder er verlegt sich auf größere Themen. Wobei die Frage dessen, was ein
> wertvoler Beitrag ist, höchst relativ ist und vor allem von den Interessen
> der Leser abhängt.

Die Interessen der Leser zu kennen und die Artikel auf diese Interessen hin 
abzustimmen ist die AUFGABE einer Enzyklopädie. 

Uli