[Wikide-l] Re: Wikipedia ist kein Wörterbuch

Christian Kohl kohl at uni-koblenz.de
Di Feb 22 07:55:29 UTC 2005


Karl Eichwalder <ke at gnu.franken.de> writes:

 >Wenn die Texterfassung und -bearbeitung solide gemacht wurde, braucht
 >man keineswegs zwingend die Orginalabbildungen zum Zitieren.  Nur als
 >Beleg sind sie durchaus hilfreich und da sie ja nun einmal existieren,
 >sollten sie frei zur Verfügung gestellt werden.
Doch, braucht man. Ich schlage vor, du liest dir mal die entsprechenden 
Publikationen aus den Projektteams durch.

 >Der Wissenschaftler wird sowieso entweder schon von Staats wegen oder
 >über sog. Drittmittel entlohnt; zudem kann er auf öffentliche 
 >Ressourcen zugreifen (von einer Uni-Mailadresse über 
 >Sonderausleihbedingungen bis zu speziellen Arbeitsplätzen).  Und das 
 >ist gut so.  Wissenschaftliche Ausgaben kann der Markt in den meisten
 >Fällen nicht finanzieren.  Die Haltung: "Ihr wollt nicht zahlen, also 
 >bekommt auch nur minderwertige Ware" - ist schofelich.
Nee, ist vollkommen in Ordnung. Zwar wird der Wissenschaftler aus 
Drittmitteln bezahlt, trotzdem muss aber das Projekt an sich auch eine 
profitable Perspektive haben. Schließlich hängt da vielmehr mit drin als 
"nur" die Digitalisierung, u.a. nämlich auch die Softwareentwicklung.

 > Dann soll der Wissenschaftler auch das volle finanzielle Risiko tragen
 > - genau das tut er nämlich nicht, vielmehr möchte er offensichtlich 
 > so viel wie möglich abkassieren und dabei macht es ihm nichts aus,
 > wenn die Verbreitung seiner Arbeit künstlich(!)  eingeschränkt wird.
 > Übrigens zahlen wir bereits über die Steuern die "Leistung" der
 > Wissenschaftler.
Junge, du hast doch den Schuss nicht gehört. Wer bei 
Geisteswissenschaftlern an abkassieren denkt, muss wirklich auf einem 
anderen Planeten leben. Gründe doch irgendwo eine Kommune, wo es kein 
böses Geld und Eigentum gibt, steckt euch Blumen ins Haar und entwickelt 
ganz viel freies Eigentum. Niemand hält euch auf. Nur in der Realität 
funktionieren die Marktmechanismen eben anders. Nur falls du es noch 
nicht mitbekommen hast: Das mit einem Uni-Produkt (mal ganz allgemein 
gesprochen) auch Geld verdient werden kann, ist nun mal eine Forderung 
der Politik an die Wissenschaft - eben weg vom weltfremden, marktfernen 
Elfenbeinturm. Deshalb werden die Zuschüsse auch gestrichen und die 
Erschließung neuer Einnahmequellen zunehmend wichtig.

 > Darauf wird es hinauslaufen (persönlich beschäftige ich mich
 > allerdings mit anderen Digitalisierungsprojekten).  Ãœber kurz oder
 > lang wird es auch das Deutsche Wörterbuch bei
 > http://www.gutenberg.org geben. Glücklicherweise denkt die
 > Universität Toronto nicht so beschränkt wie alle (?) deutschen
 > Universitäten.
Genau, beschränkt sind alle, die andere Positionen vertreten.

 > Die Methode ist offensichtlich.  Ein klein dimensionierter Server soll
 > den Leidensdruck so erhöhen, daß die CD erworben wird.
Du solltest vosichtig mit solchen Unterstellungen sein. Ich finde deine 
Mail jedenfalls ziemlich unverschämt, habe mich deshalb mal dem Niveau 
angepasst. Passt aber irgendwie auch ins Bild dieser Mailingliste,
Christian