[Wikide-l] Tagungsbericht und Wikikids
Achim Raschka
necrophorus at gmx.de
Fr Feb 4 07:52:14 UTC 2005
Moin, (nach 2 Stunden Schlaf)
At 23:29 03.02.2005, Elisabeth Bauer wrote:
>Auf Wikipedia war die Reaktion -- neben einigen kritischen Fragen ("Wie
>sieht es denn mit dem Urheberrecht der Bilder darin aus") -- durchwegs
>enthusiastisch - und am neugierigsten war man eigentlich auf Wikikids.
>Nach der Veranstaltung habe ich mich mit einigen Leuten von städtischen
>und staatlichen (bayrisch hier) Stellen unterhalten, die einer Kooperation
>mit Wikipedia würde ich sagen sehr aufgeschlossen gegenüberstanden. Wir
>sind so verblieben, dass sie mir ihre Vorschläge mailen, was sie gerne
>unternehmen würden, die Kontakte gebe ich gerne an Achim weiter.
Interessieren würden mich vor allem die Vorschläge.
>Das bringt mich zum zweiten Thema dieser Mail:
>Mit den Leuten vom Münchner Kinderportal hatte ich eine sehr
>aufschlussreiche Diskussion zum Thema Kinder und Wikis. Dieses Projekt
>bastelt unter anderem auch Websites gemeinsam mit Kindern. Dafür ein Wiki
>einzusetzen kommt jedoch für sie aus mehreren Gründen nicht in Frage:
>a) Verantwortung: In einem - städtischen oder staatlichen - Kinderprojekt
>darf es nicht möglich sein, jugendgefährdende Inhalte einzustellen - es
>muss für sie immer eine Moderation stattfinden.
>b) Textlastigkeit von Wikis: Kinder unter zehn Jahren wollen Bilder und
>Action... ein Wiki kann das ihrer Auffassung nach nicht leisten.
>
>Diese beiden Fragen stellen sich für uns natürlich auch, allerdings haben
>wir, denke ich, die Möglichkeit, das durchaus mal auszuprobieren.
>
>Achim hat sich mit seinem Vorschlag im Dickicht der Wikimedia-Bürokratie
>verfangen, allerdings sollte es möglich sein, uns da auch wieder
>herauszukatapultieren.
Schlimm genug dass es ein solches Dickicht überhaupt gibt bei einem achso
offenem Projekt. Ich würde es allerdings nicht als verfangen beschreiben,
denn dass würde eine Beachtung bzw. Fixierung in dem System bedeuten. Ich
würde eher sagen es ging allen (einschließlich den deutschen Mitlesern der
ML und des meta-Wiki) am A... vorbei. Ich gestehe, dass ich aktuell wenig
Lust habe Energie zu investieren wenn die Unterstützung nahe Null ist.
>Ich denke nicht, dass eine globale Abstimmung zur Zeit Sinn macht, vor
>allem, da es ja erstmal nur um ein deutschsprachiges Projekt geht.
>Ausserdem schätze ich die Stimmung im Moment eher gegen neue Projekte ein
>- das würde in einer Fülle von Einwänden erstickt.
>
>Derzeit läuft die Debatte, Projekte nicht wie Wikinews mit einer globalen
>Abstimmung zu starten, sondern erstmal in einer Art Inkubator anlaufen zu
>lassen, wo sich zeigt, ob genügend Interesse besteht, und dann erst zu
>entscheiden, ob es als offizielles Wikimedia-Projekt betrieben wird.
>
>Die zweite Frage ist, ob wir mit Genehmigung des Boards ein Meinungsbild
>darüber in den deutschsprachigen Projekten abhalten sollten (wo sich auch
>Leute, die sich beteiligen wollen, eintragen könnten, damit man mal sieht,
>wieviel Interesse besteht)
Allein die Formulierung "mit Genehmigung des Boards" sorgt dafür, dass ich
demnächst neue Pickelcreme brauche. Täusche ich mich oder geht plötzlich
gar nichts mehr ohne Genehmigung vom Board, nichtmal die Veranstaltung
eines popligen Meinungsbildes.
>Wovon ich gar nichts halte, ist, dieses Projekt in der Art zu starten, wie
>es bei Wikinews gemacht wurde: Mit großen Konzepten und viel Tamtam,
>Medienrummel, globaler Abstimmung etc. Ich fände es besser, wenn sich eine
>kleine engagierte Gruppe - mit Billigung der deutschen Community und des
>Boards und evtl. mit einem Kooperationspartner und einer festen Gruppe an
>Kindern/Jugendlichen - einfach mal hinsetzt und macht.
Welche großen Konzepte umreissen denn die Wikikids. Imho basiert Wikikids
auf einem Satz: "Kinder schreiben eine Wikipedia für Kinder". Alles andere
sind Rahmenbedingungen, die in solches Konzept erst ermöglichen sollen. Das
ihr WikiNews in den Sand gesetzt habt, dafür können andere Projekte nix,
von Wikispecies mal ganz zu schweigen
>So, und jetzt kommen die Sachen, die Achim gar nicht gefallen werden. In
>Anbetracht der ganzen Einwände, die gekommen sind und immer wieder kommen
>werden (Moderation, Pädophile etc.) wäre es zu überlegen, die
>Rahmenbedingungen für dieses Projekt anders als bisherige
>Wikimedia-Projekte zu gestalten.
>Im Klartext:
>* ein Team von Projektverantwortlichen, die die Endscheidungshoheit
>darüber haben, wie Sachen im Wiki geregelt werden (Wie
>Entscheidungsfindung in Wikipedia schief gehen kann, sehen wir ja gerade).
>Die Idee sollte sein, den Kids einen Freiraum zu geben, Dinge selbst zu
>regeln, aber sobald die aus dem Ruder laufen, sollte jemand da sein, der
>sagt, wo es lang geht und der das auch durchsetzt.
Worin unterscheidet sich das jetzt von meinem Entwurf? Auch dort sind
"Admins" vorgesehen, die Verantwortung übernehmen und steuern sollen. Wenn
etwas "aus dem Ruder läuft" sollte natürlich wer eingreifen.
>* Geschlossene Benutzergruppen: das Projekt in Kooperation mit Kinder- und
>Jugendorganisationen hochzuziehen und darüber auch die Accounts zu vergeben.
Ich habe kein Problem damit, Kinder- und Jugendgruppen teilhaben zu lassen
und beim Aufbau zu beteiligen. Ich kann mich sogar drauf einigen, die
Partizipation für IPs einzuschränken. Ein auf geschlossene Benutzergruppen
beschränktes Wiki - sorry, ohne mich.
>* Altersgruppe: Achim hat in seinen Vorschlag geschrieben 6 bis 16 Jahre -
>Einwände dazu siehe oben. Die Frage ist, ob man das nicht besser eingrenzt
>auf eine Zielgruppe von 10 bis 16-jährigen (wo sich natürlich durchaus
>auch frühreife und interessierte achtjährige beteiligen können).
Ich hatte ursprünglich 8-16 eingesetzt, der Entwurf wurde nachträglich (ich
glaube vorn Gerard oder Tom) auf 6jährige runtergeschraubt.
>Das wären mal meine Überlegungen zu dem Projekt. Ich halte das ganze für
>realisierbar - allerdings möglicherweise nur unter den oben genannten
>Einschränkungen. Wenn das diejenigen, die das machen wollen, für
>akzeptabel halten, würde ich die Rolle übernehmen, mich beim Board der
>Foundation dafür einzusetzen, dass sie diesen Freiraum zum Experimentieren
>erhalten.
Wie vielleicht oben zwischen den Zeilen ein wenig zu erkennen ist: Ich bin
noch immer dafür, dass Projekt zu starten, finde allerdings die
inhaltlichen Einschränkungen nicht sonderlich gut. Für eine Start- und
Experimentierphase kann ich allerdings auch damit leben. Meine Probleme
liegen aktuell an einem ganz anderen, eher sozialem Punkt, nämlich
1) an dem aufgebauschten Foundation-superwichtig-Überbau, der
offensichtlich aktuell jede Idee bereits im Kopf bzw. im Entstehen
kontrollieren und reglementieren möchte und muss. Offensichtlich wird ein
Projekt für die Foundation erst dann interessant, wenn sich Leute von außen
plötzlich dafür interessieren und nachhaken und dann wird plötzlich auch
eine mögliche Unterstützung umrissen, natürlich abhängig von
Zugeständnissen. Sorry Leute, mir steht´s bis sonstwo mit Foundation,
Verein oder sonstwelchen Chefetagen. Ich denke, ein Projekt wie Wikikids
könnt ihr an der Stelle dann auch ohne mich starten, es reicht ya, wenn die
Foundation dem Meinungsbild zustimmt.
2) an der so wahnsinnigen Unterstützung für das Projekt aus den Reihen der
Wikipedia. Ausser Tom, Angela und Eichendorfschule (den ich darum gebeten
hatte) hat sich inhaltlich bislang niemand konstruktiv an der Gestaltung
von Wikikids beteiligt. Selbst die im Vorfeld von einigen (Namen lasse ich
bewusst aussen vor) geäusserte und garantierte Zustimmung und Unterstützung
blieb bislang aus, der einzige Kommentar auf der Mailingliste: "Prima, wenn
Necro sich um die Kinder kümmert dürfen endlich wieder Erwachsene die
Wikipedia machen". Offensichtlich wirds plötzlich denn doch interessant,
dann kommen plötzlich die Nachfrage wie´s läuft und auch die erneute Zusage
von Unterstützung etc. Auch an der Stelle: Ich wünsche jedem, der sich da
reinknien möchte viel Spaß, ihr könnt mich ja informieren, wie´s läuft.
>viele Grüße,
>elian
ebenso, Achim