[Wikide-l] Zukunft der Wikipedia - Das Dorf ist plötzlich global geworden -

Ivo Köthnig koethnig at web.de
Mi Jul 28 08:25:14 UTC 2004


> Ich denke Qualität hat bei der kritischen Masse, die die Wikipedia erreicht
> hat, vor allem auch mit der Masse an Verantwortlichen zu tun. 82
> Sysops/Admins sind einfach zu wenig. Wieso sind es nicht 820!!!.

Weil man eigentlich (zumindest nach deiner Logik) schon 82 Admins 
kontrollieren müsste (da kann man nicht mehr jeden kennen und merkt ggf. 
nicht was er/sie für einen Unfug treibt und bei 820 Admin trifft das erst 
recht zu.

Abgesehen davon ist die Zahl der aktiven Benutzer noch deutlich kleiner als 
820. Wie also willst du so viele Admins auftreiben, die auch wirklich 
administrieren?

Müssen wir dann als nächstes 82 Superadmins einführen, die die 820 Admins 
kontrollieren? Dann sind wir im Prinzip genau da, wo wir jetzt auch sind... 
bringt also irgendwie nicht so viel...

> Eine Qualitätsoffensive besteht IMHO darin Wikipedianer mehr denn je aktiv
> einzubeziehen. Vor allem durch eine flexible Erweiterung der
> Organisationsform. Die 82 Sysops/Admins, die vor ein paar Jahren noch ein
> Internetdorf organisiert haben, "verwalten" mitlerweile ein ganzen
> "Internetstaat"

Vor ein "paar Jahren" haben gerade mal eine Handvoll Admins ein Internetdorf 
organisiert. Die Zahl der Admins skalierte immer relativ gut mit der Zahl der 
Nutzer!

> Es sollte eine neue Kategorie von HISYS (HilfsSysops) eingerichtet werden.
> Ihnen sollten definierte Sonderrechte zugestanden und entsprechende
> Pflichten aufgetragen werden. Na ja hört sich irgendwie blöd an, meint aber
> einen Motivationsschub von Wikipedianern durch organisierte Einbeziehung in
> das "System"
> Als HISYS von Sysops könnten diese aber eine enorme Hilfeleistung und
> Bereicherung sein.

Um Himmels willen. Warum konstruierst du Probleme und willst sie dann mit 
unnötig komplizierten Regeln lösen. Unser Problem ist doch, das wir sowieso 
schon viel zu viel Regeln haben (die auch noch inkonsistent sind). Viele 
Regeln bedeuten viele Regelverstöße. Viele Regelverstöße führen zu neuen 
Regeln, um die Regelverstöße zu unterbinden...

Man überlege sich nur mal unserer kompliziertes Löschsystem. "Früher" hat ein 
normaler Nutzer einfach einen Admin gefragt, ob er den einen oder anderen 
Artikel nicht aus diesem oder jenen Grund löschen kann. Der hat es dann 
entweder gemacht oder gelassen. In jedem Fall hatte er meistens genug 
Erfahrung und Weisheit, um die richtige Entscheidung zu treffen.

Als dann mehr Nutzer und Artikel kamen, die gelöscht wurden kamen natürlich 
auch zwangsläufig mehr Beschwerden, warum denn nun bitte dieser oder jener 
Artikel gelöscht wurde. Und schon damals waren wir offensichtlich zu viele 
Admins, die sich nicht so richtig einig werden konnten, welcher Artikel aus 
welchem Grund gelöscht werden durften. Und weil sich Beschwerden gehäuft 
haben, nahm man an, es gab ein Problem, dass zu viele Artikel unrechtmäßig 
gelöscht wurden.

Das Problem war aber eigentlich, das mehr Nutzer gab, deren Beiträge man 
einfach nicht mehr so gründlich prüfen konnte. Statt alles so zu lassen wie 
es ist, weil man sowieso nichts sinnvoll hätte ändern können, kam man 
idiotischer Weise auf die Idee immer mehr immer kompliziertere Löschregeln 
aufzustellen, die den Admins und normalen Nutzern nur noch mehr Arbeit 
aufgebürdet haben.

Schließlich brauchte man ja solche Regeln, denn Admins wie Uli konnte man ja 
plötzlich nicht mehr trauen! Wenn man ihm wirklich nicht hätte trauen können, 
dann hätte man ihn rausschmeißen müssen. Das es dazu nie gekommen ist zeigt 
nur eins: Uli hat sehr sehr viel richtiges getan und wer viel tut, der macht 
auch mehr Fehler und kommt auch schneller in die Schusslinie. Mit anderen 
Worten es hat nie ein Problem mit Uli gegeben. Nur mit Nutzern die glaubten 
sich von ihm unrechtmäßig behandelt gefühlt zu haben und sich 
"zusammenrotteten", in der Hoffnung ihm wegen "Missbrauchs" loszuwerden.

Admins, wie Uli haben sich zurecht nicht an jede Regeln gehalten!
Folge: Es gab Beschwerden wegen angeblichen Missbrauchs und so wurde und wird 
immer wieder sinnlos über solchen Quatsch gestritten und leider kommen am 
Ende meist nur noch mehr (unnötige) Regeln bei raus. Für das eine Problem 
mögen sie sinnvoll sein, aber in der Gesamtheit machen sie uns 
Handlungsunfähig und das nur, um ein paar unbedeutende Probleme zu lösen.

Das Problem ist doch, dass die vielen komplizierten Regeln dazu führen, dass 
sie weder Admins noch normale Benutzer verstehen. (Klar: so kompliziert sind 
sie nicht, man kann sie verstehen, aber dazu muss man erstmal eine halbe 
Stunde im Regelwerk suchen und dann eine halbe Stunde im Regelwerk lesen. Wer 
macht das schon, nur um mal eben einen Artikel löschen zu lassen).

Wir sollten endlich anfangen professioneller zu werden und uns bei unserem Tun 
und Handeln mehr von der Komponente Zeit leiten lassen, als von irgendwelchen 
anderen nichtssagenden Zahlen. Wir sollten überlegen, welche Regel schafft 
wieviel Arbeit und ist sie es wirklich Wert, um ein bestimmtes Problem zu 
umgehen.

Wir sollten endlich Anfangen uns zu überlegen, ob wir ein 
Friede-Freude-Eierkuchen-Verein sind und wirklich um jeden Preis jede IP 
glücklich machen müssen und wollen, oder ob wir lieber eine Enzyklopädie 
schreiben und uns demnach lieber nur Autoren ranholen oder ran(er)ziehen, die 
auch die Fähigkeiten dazu haben ordentliche Artikel zu schreiben.

Es ist nun mal so, wie Uli es in seinem Abgang auch beschrieben hat:  
mittelmäßige Autoren ziehen nur mittelmäßige Leser (die ja potentiell auch 
unsere neuen Autoren sind) an. Wenn wir besser werden wollen müssen wir 
stärker nach Qualität verlangen und das schließt auch ein "Nutzer über Bord 
zu werfen, die eher stören und nur sehr miese Qualität abliefern".

Die permanente Ausrede, dass ein schlechter Artikel irgendwann gut wird, 
stimmt einfach nicht. Es gibt Artikel an denen Arbeitet niemand ein zweites 
mal obwohl sie eher schlecht sind (siehe [[Graphentheorie]] und Umgebung 
*fg*).

Vielleicht wäre es gar keine schlechte Idee mal einen Artikel-Stopp auszurufen 
und für 2 Wochen keine neuen Artikel zu akzeptieren. Dann dürfen nur noch die 
alten verbessert werden. Vielleicht hebt das ja das Durchschnitts-Niveau 
wieder etwas an...

--Ivo Köthnig