schwarze_feder(a)gmx.net wrote:
„Weltfremde Soziologen“
Es gibt meiner Meinung nach mehrere Probleme bei Wikipedia bezüglich
gesellschaftsbezogener Lemmata:
Gesellschaftsbezogene Lemmata sind allerdings nicht
unbedingt
Soziologie-Lemmata.
(1) sie sind meistens umstritten,
Das ist
korrekt.
(2) das sonst übliche Verfahren, durch Belege und
Quellen den Sachverhalt zu klären, wird dadurch erschwert, dass soziologische Studien oft
nicht anerkannt werden (da selbst der Vizekanzler Müntefering die Studie der SPD-nahen
Friedrich-Ebert-Stiftung als eine Erfindung „weltfremder Soziologen“ abtut),
Muentefering hat da ja unfreiwilligerweise recht: Weil die Soziologie
gesellschaftliche Realitaeten hinterfragt, sind ihre Ergebnisse
notwendigerweise oft "weltfremd". Ein Beispiel: Dass Nationen zumindest
zum Teil gesellschaftlich konstruierte Kunstprodukte sind, ist in der
Soziologie mehr oder weniger Konsens. In einer Welt, in der Nationen als
quasi-natuerliche Einheiten begriffen werden, ist das natuerlich
"weltfremd".
Mal analog: Selbst das Bohrsche Atommodell ist natuerlich "weltfremd",
von neuren Modellen mal ganz abzusehen. Allerdings wird das Chemikern
nicht angekreidet, auch weil es keine oder nur wenige politische
Interessen hinsichtlich von Atommedellen gibt.
(3) bei gesellschaftsbezogenen Lemmata fühlt sich
fast jeder berufen, mitzureden,
Das ist in der Tat oft ein Problem.
egal wie viel Sachkompetenz vorliegt – ich selber
würde mich nie trauen, mit meinen beschränkten Physikkenntnissen bei Löschdiskussionen
oder Editwars in Fragen der Thermodynamik mitzumischen,
Ack, umgekehrt sieht das
leider anders aus.
(4) es gibt verhältnismäßig wenig Soziologen und
Soziologinnen bei Wikipedia, wenn man der Statistik vertrauen darf (einer soziologischen
Stastistik),
Welche Statistik?
(5) diejenigen Soziologen und Soziologinnen, die sich
bei Wikipedia engagieren, haben es fast immer mit ext
rem umstrittenen Lemmata zu tun und werden so zwangsläufig in Auseinandersetzungen
hineingezogen,
Tell me about it.
(6) hierdurch werden sie zu umstrittenen Personen (7)
mit entsprechend geringen Chancen eine Zweidrittelmehrheit bei der Adminkandidatur zu
erzielen (8) und dies vor dem Hintergrund, dass auch unter den Admins die Soziologen und
Soziologinnen unterrepräsentiert sind.
Naja, ob ein paar Soziologen-Admins da helfen wuerden? Ich weiss ja
nicht. Vielmehr wuerde eine klare Quellen-Policy helfen und vor allem
die Durchsetzung dieser policy. Wenn Aktivisten ohne Quellen 5
wissenschaftliche Quellen wegdiskutieren koennen (als falsche
"Privatmeinung"), nur weil sie die eine "plausiblere" Meinung haben,
dann liegt da der Hase im Pfeffer.
Thomas