Hallo Martina,
On 26.10.2011 00:39, Martina Nolte wrote:
Die Diskussion über das Verhältnis
Chapter-Foundation halte ich für
extrem wichtig (auch vor März natürlich), damit wir weg kommen vom
reinen Reagieren auf aktuelle Inputs aus den USA (wie ja auch beim
gGmbH-Schnellschuss letztes Jahr, ebenfalls kurz vorm Fundraiser) und
hin zu einer aktiven Planung und Positionierung in einem
partnerschaftlichen Diskurs mit der Foundation.
Die neue Budgetierung fand ich eigentlich sinnvoll/nachvollziehbar, aber
die Umsetzung wirkt jetzt doch etwas undurchdacht. Solche Überlegungen
und Klärungen des gegenseitigen Rollenverständnisses sollten m.E.
frühzeitiger für das jeweils kommende Jahr aufgenommen werden.
Hier sollte man vielleicht bedenken, dass die jährlichen Änderungen in
den Arrangements zum Fundraising immer von der Foundation ausgingen.
Wenn es den Eindruck hat, dass wir reaktiv vorgehen, dann liegt das
daran, dass die Foundation regelmäßig eher spät die Regeln geändert hat,
und dabei auch eine gewisse Sprunghaftigkeit an den Tag legt. Der "Brief
vom Kuratorium", der die Planungen für viele Chapter über den Haufen
warf, kam im August, also etwa drei Monate bevor die Spendenkampagne
eigentlich beginnen sollte. Du kannst dir sicher sein, dass Vorstand und
Geschäftsführung alles Erdenkliche tun, um diese sich ständig ändernden
Umstände sinnvoll für den Verein zu managen. Im Ergebnis waren wir dabei
stets erfolgreich, auch wenn der Weg dahin sicher nicht immer perfekt
verlief.
Dazu gehört übrigens auch der vielfach und deutlich geäußerte Wunsch
(und inzwischen auch erhörte) unsererseits, eben nicht bis zuletzt zu
warten, bevor sich die Foundation diesen Fragen stellt. Fakt ist aber,
dass die Foundation auch keine homogene Organisation ist, in der alle
einer Meinung sind, alle die gleichen Ziele haben und alle die gleiche
Richtung bestreiten, genauso, wie das wohl in den meisten Organisationen
der Fall sein dürfte. Wenn also beispielsweise das Kuratorium X sagt,
kann das trotzdem heißen, dass seitens der Geschäftsführung Y kommt.
Oder wenn sich ein Kuratoriumsmitglied mit Position A äußert, ist damit
nicht ausgeschlossen, dass ein Mitarbeiter Position B einnimmt. Das
sollte eigentlich gerade in der Wikimedia-Welt nicht überraschend sein.
Dennoch verringert das beispielsweise die Verlässlichkeit für uns, wenn
wir mit der Foundation zusammenarbeiten müssen.
Bevor das jetzt als Foundation-Bashing interpretiert wird, was so gar
nicht gewollt ist, sollte man sich auch noch einmal in deren Perspektive
versetzen. De facto hat sie die undankbare Aufgabe, inzwischen 37
regionalen Organisationen "hinterherzurennen", 37 Organisationen, von
denen die allermeisten ausschließlich ehrenamtlich organisiert sind, 37
Organisationen, die oft tolle Ideen, viel Enthusiasmus, dafür wenig Geld
und noch weniger praktische Erfahrung haben. Um das alles zu managen,
versucht die Foundation so viel wie möglich zu verallgemeinern, also
soweit es geht auf Sonderlösungen und Extrabehandlungen zu verzichten.
Das kann natürlich, aus Sicht der Organisation, eigentlich nur Ärger
bereiten. Aus Sicht der Foundation ist das aber schon aus
Ressourcensicht gar nicht anders machbar. Und schon steht man vor dem
Problem, Lösungen zum Beispiel fürs Fundraising zu schaffen, die
möglichst für alle Organisationen gleichermaßen anwendbar sind. Das ist
alles nachvollziehbar und, wenn man ehrlich ist, würden wir das doch, in
deren Position versetzt, genauso machen. Alles andere skaliert einfach
nicht, so unbefriedigend das auch ist.
Das Kuratorium hat inzwischen übrigens auch gesehen, dass
Verlautbarungen drei Monate vor Kampagnenbeginn nicht das Gelbe vom Ei
sind und deswegen bereits beschlossen, die Frage, wie Fundraising 2012
funktionieren wird, so schnell wie möglich zu beantworten, sodass
hoffentlich spätestens Ende März klar sein wird, wie das Prozedere
aussehen wird. Dazu gibt es auf Meta einige Seiten, auf denen auch schon
rege dazu diskutiert wird. Basis dafür sind einige Grundsätze für das
Sammeln und Verteilen von Spendengeldern, die nun gemeinsam mit den
Chaptern erarbeitet werden sollen. Mitglieder des Vorstands beteiligen
sich bereits daran, genauso wie es wohl auch die Mitglieder des
zukünftigen Präsidiums tun werden. Wenn die richtigen Leute gewählt
werden, ist es reichlich sicher, dass dabei ein Ergebnis herauskommen
wird, dass für den Verein, für die deutsche Community und für die
Foundation gut sein wird.
Als jemand, der beide Perspektiven kennt - die von Wikimedia
Deutschland und die als Mitglied im Board der Wikimedia Foundation -
kann ich den Ausführungen von Sebastian nur von ganzem Herzen
zustimmen. Seit Jahren wird sich auf allen Seiten engagiert darum
bemüht, solide Organisationsstrukturen für Wikimedia zu entwickeln.
Für eine so dezentrale und heterogene Bewegung wie Wikimedia ist das
kein ganz einfaches Unterfangen. Und auch unser enormes Wachstum macht
die Sache nicht einfacher. Denn wenn wir glauben eine gute Lösung
gefunden zu haben, ist diese durch neue Umstände oft schon wieder
überholt. Diese Situation verlangt allen Beteiligten viel ab - Kraft,
Ausdauer und vor allem Flexibilität. Wikimedia Deutschland ist in
diesem Zusammenhang bisher sehr positiv aufgefallen und erweist damit
sich selbst und ebenso der Wikimedia-Bewegung einen großen Dienst.
Viele Grüße
Arne