Lieber Marcus,
ich weiß nicht, ob ich wirklich nicht verstehe, worum es im Schulprojekt geht.
Hier ist die Erst-Info:
http://wikimedia.de/wiki/Schulprojekt
Ich war war mit Frank Schulenburg und Markus Müller in engerem Kontakt, als das
Projekt entstand. Ich war mehrfach anwesend, wenn das Projekt der Öffentlichkeit
vorgestellt wurde, zuletzt jüngst in München bei der 10-Jahres-Feier - und ich
sprach mit Leuten, die es machen - zuletzt vor einigen Tagen eben mit jemanden
in Berlin, Namen kenne aber nenne ich nicht.
Erklär mir, wenn ich was Falsches sage:
Wir erklären Leuten, wie WP gemacht wird bis Qualitätsmanagmenent, und warum wir
tatsächlich so gut sind. Wir gestehen ihnen zu, dass es bei uns durchaus auch
schlechte Artikel und Fehler geben kann. Wir erklären ihnen drittens, dass sie
eben kritisch und vorsichtig unser Wissen bewerten müssen - so wie wir auch
intern das tun.
All das stößt auf offne Ohren, da man so viel über uns nicht weiß - und da es
doch spektakulär ist (sehe ich auch so, darum bin ich dabei). Zweitens ist es
gut, da wir zegen dass wir uns der Verantwortung stellen - die ARD und das ZDF
machen das nicht.
Problem eins: Wir erreichen damit Wieviele? - eine Promille, eine von 1000
Schulen kann das nicht sein, das wird eher Homöopathie sein, auch wenn es sich
für uns, die wir 70.000 Euro da rein pumpen, nach massig viel anfühlt.
Problem zwei: Ich weiß nicht, ob man tatsächlich das Problem trifft, das die
Schulen mit uns haben (und ich bildete ja für die Schulen aus - nebenbei Leute,
die gerade frisch aus der Schule kamen und sich wie Schüler zu Beginn
verhielten). Das massivste Problem, das WP erzeugt, ist dass es plötzlich so
nutzlos wird, Wissen wiederzukäuen - da fühl ich mich als Lehrer verarscht, wenn
man mir aus WP das Wissen reproduziert, das dort viel besser steht. Schlimm,
wenn es mit Quellenangabe WP geschieht. Noch schlimmer, wenn ich nach googeln
rauskriege, es ist WP leicht abgewandelt. Die Leute belabern einen mit Wissen,
das nun so billig und bescheuert ist - und die Schulen haben gar kein klares
Konzept, welche neuen Aufgaben sie in Anbetracht dieser verfügbarkeit von Wissen
stellen sollen.
Mein Eindruck ist also: Wir erklären im Schulprojekt etwas, was die Leute
tatsächlich nicht wissen (wie funktioniert WP?) - wir betonen dabei ein Problem,
das kaum besteht (ist WP verlässlich?), und wir werten das als unseren Beitrag
zur Erziehung zur Kritikfähigkeit (misstraut WP Wissen! Denkt selbst! etc.). Am
Problem, das auf Seiten der Schulen besteht können wir wenig ändern - da müssen
unsere Bildungssysteme viel mehr ändern als wir. Autoren gewinnen wir so wie mit
der Gieskanne - ich weiß nicht.
Ich denke dennoch, das Schulprojekt wirbt für uns. ARD und ZDF tun das nicht. Es
ist zweitens bei denen willkommen, die wir erreichen - feel enriched bei jedem
event. Ansonsten ist es riskant da man damit Geld potentiell effektlos ausgeben
kann - das ist im prekären Fall wie für einen Nachmittag Hühner in der
Massentierzucht streicheln - und natürlich: in der Stunde geht es allen besser.
Ich hab das aber nicht zu Ende gedacht, da magst Du Recht haben.
+++
Generel plädierte ich dafür, dass wir alle Projekte auf den Prüfstand stellen.
Gegenwärtig kriegen wir mehr Geld als wir schnell ausgeben können. Es kann
passieren, dass sich dabei Projekte entwickeln, die das Geld solide ausgeben. Am
besten geht es in Angestelltenstrukturen weg. Die Gefahr die ich im Blick auf
die Zukunft sehe? Der bringt das Schulprojekt gar nichts. Das Zukunftsrisiko
ist, dass um uns herum potenta Anbieter neue Wissensplattformen bauen und dort
läuft dann eines Tages mehr ab als bei uns. Riskant ist der Nokia-Effekt - und
der behebt sich leider nicht mit einfach mehr Werbung machen.
Gruß,
Olaf
Marcus Cyron <kenwilliams-1(a)web.de> hat am 29. März 2011 um 01:50 geschrieben:
Das Schulprojekt ist eine Werbeveranstaltung und
ansonsten fragwürdig.
Also doch. Bei der MV meinte einer meiner Gesprächspartner nur, du hättest
Probleme dich richtig auszudrücken. Aber ich habe doch richtig verstanden.
Olaf - du hast den Sinn und die Ausführung des Schulprojektes gar nicht
verstanden. Das ist bedauerlich - und für einen (vormaligen) Kandidaten für
den Vorsitz von WMD auch irgendwo beängstigend. Genau diese Aussage hat bei
meiner Entscheidung bei der Wahl, über die ich mir nicht ganz sicher war, den
Ausschlag gegen dich gegenben. Es wäre gut, wenn du dich wirklich einmal mit
den Zielen des Projektes befassen würdest. Dann würdest du hier nicht von
Werbung reden. Denn das ist es nun überhaupt in keiner Weise. Es ist die
Wahrnehmung einer gesellschaftlichen Verantwortung. Du denkst leider immer nur
von der Seite der Wissenschaft. Es gibt aber mehr als das in der Welt - und
wir als Wikipedia müssen gerade versuchen all diese Seiten unter einen Hut zu
bringen und nicht nur eine Seite zu bedienen.
Marcus
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