Hallo Rainer,
2011/10/8 Rainer Knaepper <rainer(a)smial.prima.de>
Eben genau
nicht: Alle auf Commons zugelassenen CC-Lizenzen lassen
sich korrekt verwenden, wenn man die CC-BY-SA-Bedingungen beachtet:
Namens- und Lizenznennung, die Weitergabe unter gleichen Bedingungen
spielt in der Praxis selten eine Rolle, da geht es meist nur um
Abdrucken/Verwendung.
Same Attribution ist Lizenzbestandteil. Wieso spielt das in der Prxis
keine Rolle? Eins meiner Fotos ziert ein Banner auf einer Seite einer
im Bundestag vertretenen politischen Gruppierung. Das ist im Gegensatz
zur Verwendung eines Fotos zur Illustration eines (Fließ-)Textes ein
abgeleitetes Werk. Das ist keine Praxis?
(Du meinst Share-Alike, oder?) Das spielt in der Praxis insofern meistens
keine Rolle, als dass der häufigste Anwendungsfall die Einbindung eines
Bilds in eine Präsentation oder einen Text ist. Dabei wird das Original
häufig gar nicht, so gut wie nie aber in über eine Schöpfungshöhe
hinausgehendem Maße verändert. 90% der möglichen Nachnutzer interessiert
genau eine Frage: "Ich will das Bild verwenden, was muss ich beachten?"
Natürlich gibt es auch Nachnutzungen wie die von dir beschriebene, ohne
Zweifel, aber selbst da spielt das Share-Alike aus Sicht der Nachnutzer
keine Rolle. Es ist ja auch gar nichts, was ich aktiv beachten muss: Wenn
ich Lizenz und Urheber nenne, ist das mein aktiver Beitrag zur
Lizenzeinhaltung. Und solange ich den Nachnutzer nicht belange, wenn er
meine Modifikationen weiterverwendet, ist alles prima. Es geht ja auch gar
nicht darum, die "Weiternutzung unter gleichen Bedingungen" zu verschweigen,
aber wirklich relevant ist in der Praxis nur, was ich selbst aktiv machen
muss.
Die Tatsache,
dass man dann gleich seine ganze Präsentation oder
Veröffentlichung auch unter eine freie Lizenz stellen muss,
Welche Lizenz genau verlangt das? Solltest Du jetzt "FAL" antworten,
muß ich davon ausgehen, daß Du den Rest dieses Diskussionsfadens nicht
gelesen hast.
"3. Eingliederung des Werkes
Alle Elemente dieses Werkes müssen frei bleiben ; aus diesem Grunde ist es
Ihnen untersagt, die Originale in andere Werke einzufügen, welche der Lizenz
nicht obliegen." (
http://artlibre.org/licence/lal/de)
Ich bin kein Jurist, aber für mich liest sich das genau so. Sollte das
falsch interpretiert sein, wäre es übrigens auch nett, wenn jemand den
entsprechenden Wikipedia-Artikel (
https://de.wikipedia.org/wiki/Lizenz_Freie_Kunst) mal ändern könnte. Da
steht das nämlich auch so.
Ich bin gerne bereit, mich eines besseren belehren zu lassen!
Es ist - nicht
nur meine - Erfahrung in der Praxis. Wer gegenteilige
Erlebnisse hatte, möge davon berichten.
Meine Erfahrung ist, daß bei den Anfragen, die ich erhalte, gefühlte
95% nicht wissen, wie sie es richtig anstellen sollen, weil es keine
einfachen Handreichungen gibt. Ja, die bunten Hilfsknöppe zeugen von
gutem Willen, mehr aber leider auch nicht. Diese Unsicherheit bei
Nachnutzern ist *völlig* unabhängig von der angebotenen Lizenz. Sie
besteht auch bei gemeinfreiem Material. Die Hilfeseiten zu den
Lizenzen findet kaum jemand.
Das ist in der Tat ein Problem, das wir angehen sollten.
>>Und
dann sinkt natürlich auch
>>die Bereitschaft, einen solchen Wettbewerb zu unterstützen.
>
> Ehrlicher wäre dann gewesen, CC0 vorzuschreiben. Aber dann wären
> es eventuell weniger Einreichungen geworden?
>
CC-0 fehlt die Weitergabe unter gleichen
Bedingungen, die ja den
"viralen" Charakter ausmachen. Das halte ich im Zusammenhang mit
freiem Wissen für sehr wichtig: Es lebt einerseits davon, dass Werke
möglichst uneingeschränkt verwendet und verändert werden können,
gleichzeitig (so gewünscht) auch dem Urheber Respekt gezollt wird
und dieses Teilen auch fortgesetzt wird -
Oben noch spielte "das in der Praxis selten eine Rolle".
Es ist ein Unterschied, ob es den Nachnutzer in seiner täglichen Arbeit
betrifft, oder ob es vom System her Sinn ergibt. Für Schüler, Lehrer,
Redakteure, Geschäftsleute etc. ist es in erster Linie wichtig, Urheber und
Lizenz zu nennen, um auf der sicheren Seite zu sein. Die Weiternutzung unter
gleichen Bedingungen ist für sie etwas sehr abstraktes, zu der sie ja auch
nichts beitragen können oder gar müssen.
Bei der Idee freien Wissens selbst spielt ja gerade die Weiternutzung unter
gleichen Bedingungen eine entscheidende Rolle, ist aus Sicht der meisten
"Laien"-Nachnutzer aber - zu recht, wie ich finde - eine eher theoretische
und abstrakte Idee.
es soll ja
kein
Selbstbedienungsladen ohne Gegenleistung sein. Diese Anforderungen
erfüllt CC-BY-SA in meinen Augen sehr gut, ohne die
Praxistauglichkeit einzubüßen.
Keine Frage. Nur verstehen Nachnutzer schon eine einzige Lizenz kaum,
den CC-Zoo in mehreren Generationen und unterschiedlichsten Varianten
gleich gar nicht. Nicht nur WP benutzt CC-Lizenzen, in anderen
Bereichen sind NC und ND durchaus verbreitet. Der eine bietet dieses,
der andere jenes, wir halt cc-by oder cc-by-sa an. Das ist der CC-Zoo,
der Nachnutzer verunsichert.
Ich behaupte mal, dass bei geeigneter Vermittlung das Bausteinprinzip der
CC-Lizenzen einfacher zu verstehen ist als der Haufen anderer Lizenzen, die
alle irgendwas mit Frei und komischen Tieren heißen und doch irgendwie alle
anders sind.
>
Gleichzeitig kümmert sich aber niemand darum, daß diese Lizenzen
> auch eingehalten werden. Gefühlte 99% der Nachnutzungen sind eh
> fehlerhaft, völlig unabhängig vom verwendeten Lizenzbapperl. Will
> man wirklich ein einfaches System, sollte man konsequent CC0
> verlangen. Auch für alle Texte.
>
CC-0 ist keine freie Lizenz, sondern macht Werke
gemeinfrei. Das ist
ein großer Unterschied!
Ja. Gewiß. Mit dem Vorteil, daß es ein deutlich einfacheres System
wäre.
Aber kein System, das mir als Urheber sonderlich attraktiv erscheint.
Viele Grüße,
Kilian