Künstliche Intelligenz (KI) wird zwar bereits seit den 1950-er Jahren
akademisch erforscht,
doch erst seit 2012 kommerziell genutzt.
Wird KI zur Massenarbeitslosigkeit führen?
Ein Paper des MIT und IBM 's Watson AI-Lab analysierte 170 Millionen
Online-Jobausschreibungen
zwischen 2010 und 2017, um den Einfluss von KI auf den Arbeitsmarkt zu
untersuchen. Resultat: Rückgang der Jobs der mittleren
Einkommensklasse, diese werden durch Niedriglohnjobs ersetzt.
Eine Studie aus den Niederlanden (Ökonomen James Bessen, Maarten Goos
u.a.) über die Effekte des Einsatzes von KI kam zum gleichen Ergebnis.
Basierend auf einem Sample von 36.490 niederländischen Firmen und
knapp fünf Millionen Angestellten stellte sich heraus, dass die
Beschäftigten nach Einführung von Automatisierungsmaßnahmen
durchschnittlich 10, 7 Prozent an Lohn verloren.
Einige Anwendungsfälle
Jaguar Land Rover arbeitet an einer KI-Lösung, welche die
Gemütsverfassung der Fahrerin oder des Fahrers erkennen soll. Aufgrund
der Mimik sollen die Fahrzeugeinstellungen im Innenraum entsprechend
angepasst werden, um Stress zu reduzieren. Das System basiert auf
einer auf die Fahrerin oder den Fahrer gerichteten Kamera und einer
biometrische Sensorik.
Facebook verkündete 2015, Selbstmordabsichten mithilfe von KI erkennen
zu können. Rund 3.500 dieser sogenannten "Wellness-Checks" hat
Facebooks Algorithmus 2017 ausgelöst. Wie viele davon ein Fehlalarm
waren, verriet Facebook nicht.
Frauen kommen meist seltener in der Berichterstattung der Medien vor
als Männer. Der Schweizer Medienkonzern Ringier setzt nun auf eine
KI-Lösung namens "Equal Voice" - mit einem Algorithmus zu mehr
Sichtbarkeit für Frauen.
In der Medizin können dank KI Bildnalysen in weniger als einer Sekunde
erledigt werden, was große Effizienzsteigerungen ermöglicht.
Ein Leitfaden dazu:
www.bitkom.org/Bitkom/Publikationen/Konkrete-Anwendungsfaelle-von-kuenstlic…
Algorithmen
Algorithmen prägen mit ihrer Sortierfunktion entscheidend, wer welche
Online-Inhalte sehen kann. Die dabei entstehenden Gefahren sind
offenkundig. Hochindividualisierte Newsfeeds erwecken den Eindruck,
dass nur das existiert, was das sehr enge Selbstinteresse bereits
kennt.
In Brasilien zeigte sich etwa, dass der YouTube-Empfehlungsalgorithmus
überproportional oft auf Seiten mit Verschwörungstheorien verwies, was
die Präsidentschaftswahl zugunsten des Rechtspopulisten Jair Bolsonaro
beeinflusst haben soll.
Im Januar 2020 enthüllte die "New York Times", dass ein kleines
Startup namens "Clearview AI" heimlich 3 Milliarden Fotos aus den
sozialen Medien gezogen und so Millionen Menschen auffindbar gemacht
hat. Zu den Kunden gehören laut "Clearview AI" schon mehr als 600
Behörden. Der französische Biometriekonzern "Idemia" entwickelt
KI-Lösungen, welche die Analyse von Videomaterial in Echteit
ermöglichen: Während Überwachungskameras filmen, gleicht eine
Software sofort die Gesichter mit einer expandierenden Watchlist ab.
Die Tage, an denen man sich anonym in der Öffentlichkeit bewegen
konnte, scheinen gezählt zu sein. Nach einer im Dezember 2019
veröffentlichten Umfrage der deutschen Organisation "Algorithm Watch"
nutzt die Polizei in mindestens 10 EU-Ländern schon derzeit KI-Systeme
zur Gesichtserkennung. Die zuständige EU-Kommissarin Margrethe
Vestager hat zwar Anfang dieses Jahres den Entwurf eines
KI-Regulierungsrahmens ("Weißbuch") präsentiert, der von einem
temporären Verbot der Gesichtserkennung im öffentlichen Raum geprägt
hätte werden sollen, doch um dieses Verbot ist es leider wieder still
geworden.
Algorithmen stellen meist eine "Blackbox" dar, in sie können über die
Datentrainingssets Vorurteile jeglicher Art einfließen. Dies stellte
kürzlich die US-Behörde für Technologie, das "National Institute of
Standards and Technology" (NIST) fest, die Algorithmen von rund 100
Herstellern einem Test unterzog.
In Großbritannien glaubte man in den 1970-er Jahren, dass Algorithmen
bei der Auswahl von Bewerberinnen und Bewerbern wertvolle Zeit sparen
und die Bewerbungsprozesse fairer machen würden. Im Jahr 1986 gab es
dann ein Verfahren vor der britischen "Commission for Racial
Equality", da die von den Algorithmen ausgewählten Bewerber(innen)
wenig divers waren. Bewerber(innen) mit nicht englischen Namen und
Geburtsorten wurden schlechter bewertet, auch Frauen wurden Punkte
abgezogen.