[Wikide-l] Die Leiden der jungen Schweizerin

Reinhard Kraasch wiki at kraasch.net
So Nov 29 14:47:29 UTC 2009


assetburned schrieb:
> On 29.11.2009, at 13:15, Peter Jacobi wrote:
>
>   
>>> stellt sich dann doch aber die frage warum es offenbar möglich war diese
>>> doch sinnvolle möglichkeit des stub aus der WP zu verbannen?
>>>       
>> Es wurde nicht die Möglichkeit verbannt, Stubs einzustellen, sondern 
>> das bunte Warnungskästchen "Achtung, dieser Artikel ist kurz!" -- ich
>> glaube, dass ich nicht ausführen muss, warum.
>>     
>
> also nen link auf die entsprechende begründung wäre sicherlich schon nett gewesen. ;-)
>
> davon mal ab. in dieser diskussion wurde schon geschrieben das es durchaus normal ist das artikel, unterhalb einer bestimmten länge, gelöscht werden. was dann ja einen stub darstellen würde.
> _______________________________________________
> WikiDE-l mailing list
> WikiDE-l at lists.wikimedia.org
> https://lists.wikimedia.org/mailman/listinfo/wikide-l
>   
die Begründung war eigentlich ziemlich einfach:
1. wir haben eh schon so viele Bausteine
2. ob ein Artikel lang oder kurz ist, kann ja jeder selber sehen

Ich bin im übrigen auch gegen Stub-Bausteine (aus diesen Gründen, aber 
auch, weil es ja allein im Auge des Betrachters liegt, ob ein Artikel 
als zu kurz empfunden wird). Wie ja schon jemand schrieb: Im Brockhaus 
waren fast alle Artikel "Stubs" in unserem Sinne. Darüber hinaus gibt es 
in Wikipedia eine Neigung, Artikel mit Geschwafel über das Stub-Stadium 
hinaus zu bringen - das ist dann eher kontraproduktiv.

In der englischen Wikipedia haben mittlerweile gefühlte 70 % der Artikel 
einen Baustein "This whatsoever article is a stub. You can help 
Wikipedia by expanding it."
Wobei Artikel wie dieser hier: 
http://en.wikipedia.org/wiki/Glinde,_Schleswig-Holstein, ja eigentlich 
schon lange über das Stub-Stadium heraus sind, aber sich wohl noch 
niemand getraut hat, den Baustein herauszunehmen. Und wenn man "Stub" 
lediglich als "ausbaufähig" sieht, kann man das letztendlich von jedem 
Artikel sagen.

Wirkliche Stubs werden nach meiner Beobachtung eher selten gelöscht. Das 
Problem sind auch hier die Grenzfälle - Artikel, die noch nicht einmal 
einen einzelnen deutschen Satz beinhalten, oder solche, die zwar aus dem 
besagten Satz oder sogar mehreren bestehen, aber von der Rechtschreibung 
völlig verkorkst oder vom Sinn her nicht erschließbar sind, oder wo man 
sieht: Das Lemma kann so gar nicht stimmen, das ist eine 
Falschschreibung - und unter dem richtigen Begriff gibt es unter 
Garantie schon einen Artikel.

Wenn man so etwas Hingeworfenes sieht und dann vor der Wahl steht: Mach 
ich mir jetzt die Mühe, korrigiere die elementare Rechtschreibung, setze 
einen Qualitätssicherungsbaustein rein usw. - oder lösche ich das Ding 
doch lieber einfach weg, da wird dann halt oft genug einfach gelöscht. 
(Was ich dann schon verstehe, und gar nicht schlimm finde - ich bin 
schon der Meinung, dass der Autor da eine gewisse Bringschuld hat).

Kommt ja meist auch hinzu, dass die Themen - wie im konkreten Fall - 
schon rein vom Lemma her grenzwertig sind - ich habe schon oft 
Schnelllöschanträge in Löschanträge umgewandelt, sogar noch den Artikel 
ausgebaut, die Rechtschreibung korrigiert, Kategorien hinzugefügt usw. - 
und dann bekommt das Ding seine Löschdiskussion und wird am Ende dann 
doch gelöscht. Da sagt man sich dann auch als jemand, der eigentlich 
eher für's Behalten war: Schade um die Arbeit, wäre besser gewesen, das 
gleich zu löschen.

Vom Arbeitsaufwand und Frustrationsgrad noch schlimmer ist aber die Runde:
- Artikel bekommt QS-Baustein (oder. Löschbaustein) verpasst
- jemand anderes sieht: das ist eine Urheberrechtsverletzung, 
Erleichterung: Löschdiskussion überflüssig, URV-Baustein rein
- Autor schlägt im OTRS auf (dort werden dann je nach Bedarf ein bis 
drei E-Mails hin- und hergeschickt, bis die Freigabe stimmt)
- Freigabe wird im Artikel vermerkt, QS-/Löschbaustein wieder rein
- Jemand in der QS beschwert sich: So ein Sch... ist doch schnelllöschfähig
- SLA-Baustein wird reingesetzt, Artikel schnellgelöscht

Das Ganze ist noch erweiterungsfähig mit weiteren Runden im OTRS, 
Löschprüfungsanträgen, geänderten Artikelversionen, Einschalten eines 
Mentors, des Rechtsanwalts usw. usw.

Diese Frustrationsschleifen müssen wir abbauen - zum einen, um unseren 
Kunden gerechter zu werden, zum anderen aber auch, um der Bärbeißigkeit 
und Miesepetrigkeit innerhalb von Wikipedia entgegen zu wirken, die m.E. 
überwiegend aus Frustration gespeist wird - und: Teufelskreis - diese 
Frustration beim Gegenüber gleicherweise erzeugt.

Gruß
Reinhard

Gruß
Reinhard