[Wikide-l] Umgang mit Autoren

Rainer Zenz mail at rainerzenz.de
Di Jul 1 12:47:49 UTC 2008


Am 01.07.2008 um 13:53 schrieb Johann H. Addicks:

> Vielleicht ist das "Fachleuchte als Wikipedia-Autoren Casten" bislang 
> einem viel zu technokratischen Ansatz gefolgt.
>
> Zumindest läuft es mehrheitlich unter dem Motto "Hauptsache die Leute 
> verstehen was vom Fach. Das mit der kolloaborativen Arbeit kann jeder 
> lernen und das mit der Community, da muss man nur wollen".
> Das Mentorenprogramm stemmt sich dagegen und leistet Hilfen. Es gibt 
> nur viel zu viele Klienten, die Hilfe bedürften. Und diejenigen 
> Fachleute, die mit dem Wikiprinzip nicht zurechtkommen, garantieren 
> für stetig trübes Arbeitsklima.
>
> Nur was tun mit denjenigen, die den Zugang zu den Arbeitsweisen und 
> dem Stil der Community nicht finden? Wie gut muss ein Autor sein, 
> damit er sich fortgesetzt danebenbenehmen darf?
>
> Umgekehrt ist es bedauerlich, dass die Erkenntnis "Benutzer ist 
> fachlich gut, passt aber nicht zur Wikipedia" zu oft nur über den Weg 
> der Konfrontation und Eskalation zur einem Abschluss gebracht werden 
> kann.

Das Problem ist in meinen Augen der unvermeidliche "clash of 
civilizations", der zustande kommt, wenn Fachleute und Laien in der 
egalitären Wikipedia aufeinander treffen. Fachleute (und da besonders 
Akademiker) betrachten sich oft auch als Autoritäten und sind 
hierarchische Strukturen gewohnt. In der Wikipedia müssen sie nicht nur 
mit einer egalitären Struktur zurecht kommen, sondern auch für Laien 
schreiben, mit denen sie zugleich Kontakt haben, denn auch jeder 
Wikipedianer ist auf den meisten Gebieten Laie. Für viele Fachleute hat 
das in Deutschland auch heute noch einen gewisse Hautgout - bei 
Akademikern sowieso, aber auch bei "handfesteren" Berufen kommt das 
vor. Laien überschätzen im Gegenzug gerne mal ihre Kompetenz und schon 
hat man das schönste Theater. Dazu kommt noch der "Internet-Faktor": 
Die damit verbundene nur schriftliche, aber ziemlich spontane 
Kommunikation, die ja noch ziemlich neu ist, erzeugt immer wieder 
Unbedachtheiten und Missverständnisse. Und schließlich haben sich in 
der Wikipedia über die Jahre spezielle Sitten eingebürgert, die einem 
Neuling durchaus fremd sein dürften.

Ich weiß auch nicht, wie man diesen "Kulturschock" dämpfen kann und 
verhindern, dass er Autoren vergrault oder zu Problemfällen werden 
lässt. Jedem Neuen kann man ja nicht einen Mentor zur Seite stellen, 
schon gar keinen maßgeschneiderten. Spontan fällt mir ein, dass ein 
paar persönliche Berichte über Erfahrungen mit der Wikipedia helfen 
könnten - es hat ja hier jeder "Lehrjahre" durchgemacht. Als Angebot 
neben den "Ersten Schritten" usw. für einen Einblick in Kultur und 
Psyche der Wikipedia.

Gruß, Rainer