[Wikide-l] Verstoß gegen mein Recht auf informationelle Selbstbestimmung auf Ihrem Webserver

Ulrich Fuchs mail at ulrich-fuchs.de
So Jul 16 07:19:22 UTC 2006


Am Sonntag, 16. Juli 2006 08:18 schrieb Lars Aronsson:

> Wie, Uli, unterschiedet(e) sich dieses Tool prinzipiell von der
> Liste Benutzerbeiträge?
>
> http://de.wikipedia.org/wiki/Spezial:Contributions/Ulrich.fuchs

Auch diese Anzeige ist datenschutzrechtlich zumindest bedenklich - 
beispielsweise könnte m.W. nach deutschem Betriebsverfassungsgesetz 
vermutlich ein Betriebsrat die Einführung einer Wiki-Software verhindern, 
wenn eine solche Funktion zur Verfügung steht (sekundengenaue Überwachung der 
Tätigkeit der Mitarbeiter). Da sie aber in der *Wikipedia* schon immer 
vorhanden war, kann man sich vielleicht noch drauf einigen, dass man in der 
Wikipedia diese Daten eben als Koordinationsmöglichkeit für die Community 
eben braucht (Stichwort: Sicherstellung der Betriebsbereitschaft). Zumindest 
hatte theroetisch jeder, der sich anmeldet, die Möglichkeit zu wissen, dass 
das - aber eben nur das - mit seinen Daten passiert.

Die Nutzerdaten aber weitergehend zu analysieren, bspw. wie hier zeitliche und 
fachliche Edit-Schwerpunkte einzelner Benutzer automatisiert zu errechnen und 
seine Analysen dann zu publizieren, ist in vielerlei Hinsicht ein Unding: 

1) Niemand, der sich 2003 bei der Wikipedia anmeldete, konnte voraussehen, 
dass 2006 jemand solche Auswertungen produzieren würde.

2) in der Datenschutzrichtlinie der Foundation wird die Weitergabe dieser 
Daten ausdrücklich ausgeschlossen (Wikimedia will not sell or share private 
information), dennoch hat offenbar jeder, der möchte, Zugriff auf die 
Datenbank.

3) es ist ein Unterschied, ob Daten in einer bestimmten und bekannten Form und 
Sortierung (nach Artikel und Zeit oder nach Autor und Zeit) über eine 
Webseite abrufbar sind, oder ob jeder dahergelaufene Programmierer (sorry) 
einen Zugriff auf die Datenbank bekommt und die Daten rauf und runter 
analysieren kann wie er mag (wie wäre es beispielsweise mal mit einem 
öffentlich verfügbaren Datamining, welche Mann-Frau-Paarungen gehäuft 
gleichzeitig online sind? Technisch bestimmt kein Problem!). Wer Zugriff auf 
solche Daten hat, unterzeichnet in Deutschland üblicherweise eine 
Datenschutzerklärung, und wenn er solche Analysen fährt, ist die fristlose 
Kündigung da - da muss er die Analyseergbinsse noch nicht mal öffentlich 
machen, allein die Verarbeitung ist illegal. 

4) Es ist miserabler Stil, das einfach so zu machen und keine Sau zu 
informieren 

5) Es sollte eigentlich selbstverständlich sein, dass so ein Tool, wenn 
überhaupt, dann nur über Opt-In aktiviert werden darf.

> nicht unbekannt sein.  Du hast ja selbst gewählt in Wikipedia
> beizutragen und alle Beiträge sind durch Artikelhistorik und
> Benutzerbeiträge zu finden.  Das ist kein Geheimnis.

Eben. Das - und auch nicht die GNU FDL - gibt aber niemand das Recht, diese 
Daten zu analysieren. Auch die Postings auf dieser Mailingliste sind 
öffentlich verfügbar. Deshalb habe ich noch lange nicht das Recht, womöglich 
auch noch automatisiert zu analysieren, wer besonders häufig zu bestimmten 
Themen schreibt, wer wie viele Kommafehler macht etc. Schon gar nicht darf 
ich meine namensbezogenen Ergebnisse dann aller Welt zur Verfügung zu 
stellen.

Uli